Gastro in der Sächsischen Schweiz: Wenn der Roboter das Essen bringt

Drei Führungskräfte des Steigenbergerhotels stehen in einem Restaurantraum.
Dieter Janecek (li.), Tourismuskoordinator der Bundesregierung mit Margaux Steiger (Mitte), Carolin Wolf (re,.) und Serviceroboter Roberta.

Von Dirk Schulze

Mit einem freundlichen Katzengesicht auf dem Display rollt Roberta durchs Hotelrestaurant. Wenn man ihr über die Plastikohren streichelt, miaut sie sogar. Im Hotel Steiger in Kurort Rathen ist der Serviceroboter eine kleine Attraktion, die von den Gästen gefilmt und fotografiert wird. Besonders die Kinder sind begeistert, berichtet Betriebsleiterin Carolin Wolf.

Vor allem soll das Gerät aber ihr und ihren Kollegen helfen. Bis zu zwölf Portionen transportiert die Maschine auf einer Fahrt von der Küche ins Restaurant. Zielgenau steuert der Roboter den richtigen Tisch an und macht davor halt. Die Servicemitarbeiter müssen Teller und Gläser nur noch herüberheben und vor den Gästen platzieren. Wenn sie entladen ist, dreht Roberta wieder ab in die Küche. Auf ihrer Rückseite leuchtet dann ein “Guten Appetit”.

Hotelchefin Margaux Steiger ist von dem maschinellen Helfer derart überzeugt, dass sie schon einen zweiten geordert hat. “Er entlastet das Team körperlich”, sagt die Inhaberin. Die Mitarbeiter müssen weniger laufen und tragen, und vor allem können sie sich mehr auf den Gast konzentrieren. Statt ständig auf dem Weg zwischen Küche und Tischen zu sein, ist eine Mitarbeiterin nun die ganze Zeit im Restaurant für die Gäste ansprechbar. Das Essen kommt direkt aus der Küche angefahren und wird nicht kalt. Auch hinaus auf die Terrasse schafft es Roberta.

Selbstständig einchecken im Hotel

Die Serviceroboter sind dabei nur ein Baustein im großen Projekt der Digitalisierung der Steiger-Hotels. Bevor die Hotelgäste in Rathen im Restaurant sitzen, haben sie sich eventuell schon selbstständig eingecheckt. Wer sein Zimmer vorab gebucht und per Kreditkarte bezahlt hat, bekommt nach Angabe von Name, Adresse und Geburtsdatum am Anreisetag einen QR-Code aufs Smartphone geschickt. Angekommen im Hotel lässt sich damit an einem Self-Check-in-Terminal die Schlüsselkarte für das Zimmer aktivieren. Der ganze Papierkram fällt weg. Der Check-In ist zu jeder Uhrzeit möglich.

Die noch weit verbreitete analoge Zettelwirtschaft sei durchaus ein Problem der Hotelbranche, sagt Dieter Janecek (Bündnis 90/Grüne), seit Jahresbeginn neuer Tourismuskoordinator der Bundesregierung. Vor einem Termin mit Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) in Dresden hat Janecek an diesem Dienstagvormittag einen Abstecher nach Rathen gemacht, um sich im Hotel Steiger über den Stand der Digitalisierung zu informieren. Janecek und Steiger kennen sich aus dem Tourismusbeirat der Bundesregierung, dem die Unternehmerin aus der Sächsischen Schweiz als eine Branchenvertreterin angehört.

Selbstständig einchecken am Touch-Screen: Margaux Steiger (Mitte) und Mitarbeiter Sven Wustmann (li.) erklären Tourismuskoordinator Dieter Janecek (re.) das Procedere.

Die Bundesregierung erarbeitet gerade eine neue Tourismusstrategie. Der Fachkräftemangel und die Digitalisierung gehören dabei zu den zentralen Themen. “Die Angst, dass Digitalisierung Arbeitsplätze kostet, ist unbegründet”, sagt Tourismuskoordinator Janecek. “Wir haben einen Mangel.” Viele Hoteliers und Gastwirte machten sich Sorgen, wie sie ihre Leute halten oder neue Mitarbeiter gewinnen können. Es brauche dazu auch eine Willkommenskultur. Aktuell geht es unter anderem um effizientere Visaverfahren, um schneller Arbeitskräfte aus dem Ausland anwerben zu können.

Weniger Mitarbeiter nach Hotelübernahme

In der Sächsischen Schweiz ist das Thema wohlbekannt. Schon lange kommen gerade in der Gastronomie viele Mitarbeiter aus dem benachbarten Tschechien. In den Hotels von Margaux Steiger in Sebnitz, Bad Schandau, Hohnstein und Rathen arbeiten aktuell Kollegen aus fünf verschiedenen Nationen, es waren auch schon einmal sieben.

Konkret in den beiden Häusern Rathen sind die Mitarbeiterzahlen allerdings zuletzt deutlich gesunken. Margaux Steiger hatte die beiden Vier-Sterne-Hotels Elbiente und Elbschlösschen am Elbufer in Rathen im Frühjahr 2022 übernommen. Damals waren es in den beiden Rathener Hotels rund 80 Mitarbeiter. Aktuell arbeiten in allen Steiger-Hotels zusammen noch 48 Kollegen, wobei das Elbschlösschen seit Juni 2022 wegen Umbaus geschlossen ist und in der kommenden Saison wieder öffnen soll.

“So eine Betriebsübernahme ist immer ein einschneidendes Ereignis”, sagt Margaux Steiger. Und man müsse sich schon auch gut leiden können. Einige Kollegen der Rathener Hotels seien nach dem Eigentümerwechsel gegangen, andere seien geblieben. Jobwechsel seien in der Hotel- und Gaststättenbranche aber nichts Ungewöhnliches. Die Zielgröße für die kommende Saison liege bei 60 bis 65 Mitarbeitern insgesamt in den Hotels der Steiger-Gruppe.

Hotel-Kette mit eigenem Programmierer

Die künftigen Kollegen werden dann auch in der hauseigenen Mitarbeiter-App mit dem übrigen Team kommunizieren, eine Art firmeninternes kleines Facebook. Eine junge Kollegin hat dafür unter anderem Tutorials gedreht und geschnitten – kurze Videoanleitungen zu bestimmten Abläufen und Arbeitsgängen, mit denen jeder seinen Wissensstand auffrischen kann. Das gehört ebenso zum Digitalisierungsprozess der Hotelkette wie dienstliche Smartphones und Tablets für alle Angestellten.

Die Steiger-Hotels beschäftigen sogar einen eigenen Programmierer, der neben der Mitarbeiter-App auch ein hauseigenes Webportal für die Gäste entwickelt hat. Über diesen digitalen Hotelassistenten können die Urlauber beispielsweise Tische und Essenszeiten im Hotelrestaurant reservieren oder die Zimmerreinigung anfordern.

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