Von Catharina Karlshaus
Großenhain. Irgendwann ist es Zeit. Zeit, um zumindest praktisch loszulassen, Zeit, um den Staffelstab zu übergeben. Konrad Freudemann, bisheriger Geschäftsführer der Multikon GmbH, macht keinen Hehl daraus, dass ihm der Rückzug nicht leicht fällt. Wie auch? Sich von etwas zurückzuziehen, was man gewissermaßen auf die Welt gebracht hat, woran jede Faser des Herzens hängt, was den Verstand beschäftigte und ungeahnte Kräfte freisetzte, darf weh tun – keine Frage.
Immerhin seit 2008 ist der nunmehr 72-Jährige mit jenem gelben Flitzer beschäftigt, der inzwischen bundesweit von sich reden macht. “Damals dachte ich beim Mähen meiner Wiese, dem Kehren der Straße vor meinem Dreiseithof beziehungsweise der Beräumung von Schnee im Winter darüber nach, wie denn diese verschiedenen Aufgaben von einem einzigen Gerät ausgeführt werden könnten”, erinnert sich Konrad Freudemann.
Stundenlanges Tüfteln in der Werkstatt
Nach ein paar schlaflosen Nächten und schaffensreichen Tagen schlug die Geburtsstunde des Multikons. Obwohl die Entwicklung des Produktes rückwirkend logisch und folgerichtig wirkt, war sie das keinesfalls. Vielmehr verbrachte Konrad Freudemann unzählige Stunden in seiner Werkstatt und tüftelte so lange, bis auch das kleinste Bauteil nach seinen Vorstellungen funktionierte.
Kein Wunder auch! Der Ingenieur, welcher nach der Wende mit seinem Geschäftspartner Götz Lamm die Firma Metalltechnik Großenhain gründete, hat im Gegensatz zu anderen Leuten einfach Spaß daran, knifflige Problemchen zu lösen. Bereits zu DDR-Zeiten habe er bei sich zu Hause lauter kleine Dinge gebaut, die das Leben ein wenig einfacher machten. An der Gardinenstange seines Wohnzimmers installierte der Röderstädter etwa einen Scheibenwischermotor, damit die Vorhänge nicht mehr per Hand auf- und zugezogen werden mussten.
Mehrfach preisgekrönt und Fernsehstar
Geschichten, die das Freudemannsche Leben schrieb, um Jahre später mit seinem Multikon wahrscheinlich in die Geschichte einzugehen. Ins Fernsehen kehrte sich die Allzweckwaffe nämlich ebenso wie auf zahlreichen renommierten Messen und vor allem Preisverleihungen. Den Bayerischen Staatspreis brachte der Flitzer, zu dem es inzwischen zwölf Zusatzgeräte gibt, ebenso mit ins heimische Sachsen wie den Technischen Plus-X-Award.
Dass die Zukunft auch weiterhin sonnengelb ist, steht außer Frage. Denn auch wenn sich Konrad Freudemann verständlicherweise nun ein wenig mehr Zeit für sich und seine Familien gönnen möchte, künftig nur noch an einem Tag im Büro sein werde, hat er sich wohl den besten Nachfolger gesucht, der in der Region zu finden gewesen ist: Tim Körbach aus dem Großenhainer Ortsteil Sacka, der schon als Jugendlicher als begnadeter Bastler von sich reden machte. Der als Kind die professionellen Bauanleitungen beim Spielen mit Lego in den Müll geworfen hat, um seiner Fantasie freien Lauf lassen zu können. Nicht nach vorgegebenen Plänen wollte der nunmehr 33-Jährige Häuser, Autos und Landschaften entstehen lassen, sondern nach seinen ganz eigenen Vorstellungen.
Später wandelten sich die Spielzeugautos des gelernten Zerspanungsfacharbeiters dann in kultige Motorräder und Fahrzeuge. Sein größter Clou: der Umbau eines über ein Auktionshaus versteigerten Opels – ursprünglich ein Projekt des Fernsehsenders RTL2 in der Show “GRIP – Das Motormagazin” -, der als eine Art Fahrrad betrieben wurde. Ein Tretauto also, mit dem der passionierte Hobbyschrauber in die Annalen seines Heimatdorfes eingegangen sein dürfte.
Seit ein paar Wochen führt Tim Körbach nun die Geschäfte der Multikon GmbH. Mit Sachverstand, Liebe zum Detail und jeder Menge Herzblut führt er fort, wofür er schon als junger Mann gebrannt hat. An der Mitentwicklung der ersten Geräte beteiligt, möchte er diese – inzwischen geht das Unternehmen mit dem akkubetriebenen, leistungsstarken Multikon 2.0. an den Start in den Frühling – noch breiter vermarkten. “Die Coronapandemie hat uns gezeigt, dass die Werbung und der Verkauf über Messen nicht reicht. Die Leute sind inzwischen sehr auf das Internet fokussiert und das müssen wir uns zunutze machen”, sagt Tim Körbach.
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Praktisch bedeutet das: Der Internetauftritt bekam eine moderne Runderneuerung. Zusätzlich zum Online-Shop machen umfassende Erklärungen zu Kehrmaschine, Vertikutierer, Rasenlüfter oder Gartenfräse Lust, mal selbst mit einem der Allroundtalente im eigenen Grundstück zu arbeiten. Der Vorteil für die experimentierfreudige Kundschaft: Beratung und Service werde von den Großenhainern nicht nur am Firmenstandort an der Elmobrücke garantiert. “Selbstverständlich stehen wir mit Rat und Tat auch im jeweiligen Haus und Garten bereit”, versichert Tim Körbach. Genau auf diese Weise sei es in der Vergangenheit gelungen, immer besser zu werden beziehungsweise die Kinderkrankheiten des ersten Multikons zu beseitigen.
Einer, der in seiner weiterentwickelten Form laut Konrad Freudemann 2022 die besten Verkaufsergebnisse seit Unternehmensgründung erzielen konnte. Dass es gelingt, daran anknüpfen zu können und noch mehr Menschen vom sonnengelben Lebensgefühl zu begeistern, daran hat sein Nachfolger offenkundig nicht den geringsten Zweifel. Auch in Zeiten von Rasenrobotern entschieden sich viele Nutzer nicht zuletzt aufgrund einer gewissen Grundstücksgröße dafür, selbst tätig zu werden. Oder schätzten eben die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten. “Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass es unser Produkt vermag, aus der Nische herauszurollen und sich wegen seiner Qualität auf dem Markt weiter zu etablieren”, erklärt Tim Körbach.