Vor allem der Handel und die Dienstleistungsbranche starten mit besseren Geschäftsaussichten in den Frühling. Große Sorgen hat das Baugewerbe.
Von Annett Kschieschan
Alles neu macht nicht nur der Mai, auch der Vorfrühling lässt schon die eine oder andere Hoffnung wachsen. Sachsens Wirtschaft jedenfalls schaut deutlich optimistischer in die Zukunft als noch zu Winterbeginn. Der ifo-Geschäftsklimaindex Sachsen ist spürbar gestiegen. Die befragten sächsischen Unternehmen konstatieren eine verbesserte Geschäftslage und starten dementsprechend mit höheren Erwartungen in die wärmere Jahreszeit. Insgesamt setzen die aktuellen Probleme vom Fachkräftemangel bis zur Inflation der hiesigen Wirtschaft aber noch immer zu.
Sinkende Hoffnung beim Verarbeitenden Gewerbe
Im Verarbeitenden Gewerbe traut noch nicht jeder der Hoffnung auf einen Aufschwung. Die befragten Unternehmer bewerteten ihre Geschäftslage zwar besser als im Vormonat, senkten aber ihre Geschäftserwartungen leicht. Mit den Auftragsbeständen zeigten sie sich aber grundsätzlich zufrieden.
Frühlingsstimmung in der Dienstleistungssektor
Besser sieht es derzeit in der Dienstleistungsbranche im Freistaat aus. Hier schätzen zwar viele Unternehmen ihre gegenwärtige Lage eher schlecht ein, erwarten aber dennoch eine Besserung für die kommenden Monate. Die befragten Dienstleistungsunternehmen beurteilten zwar die Geschäftslage leicht schlechter, hoben aber ihre Erwartungen für die kommenden Monate kräftig an.
Optimismus im sächsischen Handel
Auch im Handel bringt der Frühling neuen Schwung in die Lageeinschätzungen. Vor allem der sächsische Einzelhandel startet optimistisch in die kommenden Wochen. Der Großhandel steigert seine Erwartungen nur leicht, setzt aber ebenso auf eine deutlich höhere Kaufbereitschaft der Kunden im Sommerhalbjahr.
Baugewerbe leidet unter Auftragseinbrüchen
Eher durchwachsen sieht die Lage in der Baubranche aus. Hier hat sich das Geschäftsklima noch einmal abgekühlt. Die im Rahmen des ifo-Geschäftsklimaindex befragten sächsischen Bauunternehmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas schlechter als noch im Januar und schauen auch etwas pessimistischer in die Zukunft. Hauptgrund dafür ist der teilweise dramatische Einbruch bei der Nachfrage im Wohnungsbau. Öffentliche Aufträge nehmen allerdings inzwischen wieder zu. „Im Jahr 2022 ist die Bauleistung bereinigt und die Preissteigerungen sowie die Nachfrage nach Bauleistung sind real rückläufig. Einer sehr hohen Nachfrage im Bereich energetische Sanierung steht ein deutlicher Rückgang im Wohnungsbau gegenüber“, so Thomas Schulz, Prokurist von Creditreform Dresden. Gestiegene Finanzierungskosten, hohe Baukosten, die Inflation und immer neue Auflagen seien für Investoren nicht mehr wirtschaftlich darstellbar, und „der Traum vom Eigenheim ist für viele unerreichbar“.
Und so bietet sich insgesamt ein durchaus durchwachsenes Bild von der sächsischen Wirtschaft. 65 Prozent der befragten Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage positiv. Der Wert sank im Vergleich zum Vorjahr leicht. Hohe Energiekosten, fragile Lieferketten, Personalmangel und die Inflation setzen den Unternehmen zu. Der Einbruch im Wohnungsbau stellt vor allem das Bauhandwerk vor große Herausforderungen. Das beeinflusst die Geschäftslage hier entsprechend, während sich das Nahrungsmittelgewerbe auf einen Aufschwung freut. Knapp die Hälfte der Betriebe will in den nächsten Monaten investieren. Mehr als 80 Prozent haben Probleme damit, Arbeitskräfte oder Nachwuchs zu finden. Steigende Forderungsausfälle sorgen zusätzlich dafür, dass nur noch ein Drittel der Handwerksbetriebe ein Umsatzplus erwartet.
Die Mehrheit der befragten Handwerksbetriebe bewertet die Geschäftslage trotzdem weiterhin positiv. Die Umsatzerwartungen der Betriebe spiegeln nach Einschätzung der Experten die verschlechterten Rahmenbedingungen. Das Handwerk schaut deutlich zurückhaltender in die Zukunft. Bei der Vorjahresumfrage hatten beispielsweise noch 41 Prozent der Betriebe ein Umsatzplus erwartet. Der Anteil der Firmen, die zeitnah investieren wollen, liegt mit 47,3 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert. Die vorliegenden Umfragedaten zeigen, dass oft selbst auf dringend notwendige Ersatzinvestitionen mindestens teilweise verzichtet wird.
Weil es zunehmend schwerer wird, offene Stellen zu besetzen, ist der Personalbestand im Handwerk kaum gewachsen. Dafür wollen die meisten Betriebe ihre Angebotspreise erhöhen.
Die Zahl der Insolvenzen ist im Handwerk stärker gestiegen als in der Gesamtwirtschaft. Insgesamt 3.270 Handwerksbetriebe in Deutschland mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. Im Jahr 2021 waren es noch 2.920.