Von Katja Schlenker
Kamenz. Es klingt ein wenig wie aus einem Science-Fiction-Film, soll aber bald Realität werden: Drohnen fliegen umher und bringen Güter von A nach B. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos träumt davon, die Pakete seines Unternehmens bald auf diesem Weg zustellen zu können. Die Deutsche Post forschte ebenfalls bereits dazu.
Ein großes Projekt dieser Art soll auch im Landkreis Bautzen entstehen, 2022 hat es weiter Form angenommen: ein Drohnenflughafen, ein sogenannter Vertiport. Im September besuchte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) den Verein „Netzwerk 3D – Aero“ mit Sitz auf dem Verkehrslandeplatz in Kamenz, der hinter dem Projekt steht.
Der Minister habe noch einmal verdeutlicht, dass der eingeschlagene Weg richtig sei, berichtet der Verein zum Jahresende. Sachsen könne und wolle eine führende Position beim Thema „Autonomes Fliegen“ spielen. Martin Dulig probierte es in Kamenz selbst aus und startete eine Drohne.
Vor rund drei Jahren hat sich die Initiative zusammengefunden. Ende 2022 kann sie bereits eine recht erfolgreiche Bilanz ziehen. Diese beruhe vor allem auf der engagierten Arbeit der Vereinsmitglieder und Förderer.
Von Tag 1 an ist Hubertus Domschke von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg an der Spitze des Beirats dabei, ermöglicht wichtige Kontakte, erstellt fundierte Analysen und formuliert strategische Ziele. Vieles wurde 2022 erreicht:
- So wurde ein Hangar für Forschung und Entwicklung fertiggestellt.
- Die Ausbildung von Drohnenpiloten am Standort Kamenz und folgend an weiteren Standorten hat begonnen.
- Die internationale Vernetzung und Zusammenarbeit mit Partnern aus Europa sowie Afrika wurde aufgenommen.
- Die Initiative nahm erstmals an internationalen Messen teil.
Forschungsflugzeug soll nach Kamenz kommen
Und so sieht der Blick in die Zukunft aus: Die Technische Universität Dresden möchte in wenigen Wochen ein Forschungsflugzeug in Kamenz stationieren. Gegenwärtig wird ein umfassendes Forschungslabor zum Einsatz von UAS – also „Unmanned Aircraft Systems“, besser bekannt als Drohnen – installiert. Parallel dazu werden gemeinsam mit Mitgliedern des Vereins „Netzwerk 3D – Aero“ Forschungsgelder des Bundes beantragt.
Doch damit noch nicht genug: „Gegenwärtig sind sieben Universitäten und Hochschulen in eine sehr umfangreiche Arbeit integriert“, berichtet der Verein. Mit der Hochschule Zittau/Görlitz werde ein Behälter für den Transport medizinischer Produkte entwickelt. Gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz werde untersucht, wie Wasserstoff für den Antrieb von Drohnen genutzt werden kann, wobei dieser Prozess noch zwei bis drei Jahre dauern werde.
Die Vereinsmitglieder sind überzeugt: Das Fliegen mit Drohnen werde in nur wenigen Jahren ein fester Bestandteil urbaner Mobilität sein. Um Straßen zu entlasten, seien UAS eine wirkliche Alternative. Und wenn alles nach Plan läuft, noch dazu eine umweltfreundliche.
Verein will über den Einsatz von Drohnen aufklären
„Wer es in Theorie und Praxis genauer wissen möchte, kann sich ab März 2023 bei Mitgliedern des Netzwerks genauer informieren“, kündigt der Verein an, der mehrere Informationsveranstaltungen plant, um über den Einsatz von Drohnen sachlich zu informieren und Gerüchte auszuräumen.
Der Bedarf sei da: Immer wieder gebe es unvernünftige Menschen, welche mit Drohnen den Luftraum an Flughäfen verletzten und dadurch Menschen in Gefahr brächten – um nur ein Beispiel für verantwortungslosen Einsatz von Drohnen zu nennen. „Piloten, die beruflich diese Technologie nutzen, wissen um ihre gesetzlichen Rahmenbedingungen und beachten diese in jeder Sekunde des Flugs“, erklärt der Verein.
Ebenfalls für 2023 geplant sind zahlreiche Initiativen mit Schülern, Studenten und interessierten Bürgern. Die bisherige Arbeit, um Fachkräfte zu gewinnen, zeige Erfolge. Absolventen von Universitäten aus Dresden und Cottbus seien bereits für das Vorhaben in die Lausitz gezogen. Weitere Interessenten an dem Projekt, die sich auch vorstellen können, daran beruflich mitzuwirken, können sich beim Verein melden.
Drohnenflughafen soll in Bischofswerda entstehen
Wenn es einmal soweit sein wird, dass Drohnen zum Beispiel zum Austragen von Waren genutzt werden, brauche sich zudem niemand Sorgen um die Sicherheit zu machen, versichert der Verein. Möglich machten das die Produkte der Firma Droniq aus Frankfurt am Main, welche auch das Fliegen außer Sicht, also weit mehr als nur 400 Meter, gestatten.
Wenn der Drohnenflughafen in der Lausitz in Betrieb gegangen ist, sollen erstmals in Sachsen UAS mehrere Kilometer weit und demnach außer Sicht fliegen. Technologisch sei dies außerordentlich sicher und präzise möglich. „Der Tag, an dem Drohnen medizinische Güter über verstopften Straßen sehr schnell von A nach B bringen, ist nicht mehr fern“, bekräftigt der Verein.
Zum Teil gab es auch schon Tests mit Lufttaxis. Da die Straßen vieler Metropolen auf der Erde chronisch verstopft sind, sollen fliegende Taxis aushelfen. Dubai hat dazu 2017 ein Pilotprojekt gestartet – mit einer Firma aus Deutschland und deren Passagierdrohne.
Um dieses Szenario zu ermöglichen, braucht es Basisstationen, sogenannte Vertiports, wo die Drohnen starten und landen. Und ein solcher ist nun im Landkreis Bautzen geplant. Gemeinsam mit dem Bauplanungsbüro von Adriana D‘Angelo aus dem Saarland wurde dafür in fast dreijähriger Arbeit ein Bauwerk entworfen, welches Dutzende Innovationen beinhaltet. Ein solches Hochtechnologiemeisterwerk soll nun in Bischofswerda entstehen. Und das bereits 2023.