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Bei Atlantics Döbeln ist jede Rutsche ein Unikat

Die Firma Atlantics liefert Edelstahlrutschen in die ganze Welt. 2500 Projekte haben die Mitarbeiter schon umgesetzt. Das sind die nächsten Pläne.

Lesedauer: 4 Minuten

Cathrin Reichelt

Döbeln. An der Dresdener Straße in Döbeln wird mit einem breiten Pfeil auf die Firma Atlantics hingewiesen. Aber der 40-Mann-Betrieb liegt versteckt in der zweiten Reihe. „Wir sind in mehr als 60 Ländern unterwegs, aber viele Döbelner kennen uns nicht“, sagt der technische Leiter René Clausnitzer. Nicht einmal diejenigen, die bisher gegenüber bei der insolventen Firma DAMB gearbeitet haben. Von der konnte Atlantics einige Mitarbeiter übernehmen.

33 Jahre nach der Gründung des Rutschenherstellers wird das Unternehmen bald auch für die Döbelner präsenter sein. „Wir haben das benachbarte Grundstück von Tecklenborg erworben, wodurch wir in die erste Reihe rutschen“, berichtet Clausnitzer. „Dann werden wir als Unternehmen besser wahrgenommen.“ Im Oktober soll die Sanierung beginnen und das Areal im ersten Quartal kommenden Jahres nutzbar sein. „Bei uns sind alle Teile groß. Wir brauchen immer viel Platz“, meint der Technikchef. In die neuen Hallen werde der Stahlbau einziehen.

Fast alles ist Handarbeit

Wo die Firma Atlantics ihren Sitz hat, weiß jetzt auch die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch. Sie war bei Gesprächen in Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln und bei der Grundsteinlegung für die Erlebnis-Pyramide im Sonnenlandpark Lichtenau auf die Attraktionsmanufaktur – wie sie die Geschäftsleitung nennt – aufmerksam geworden und hatte sich selbst eingeladen. „Man weiß gar nicht, welche für den Tourismus wichtige Firmen es in Sachsen gibt“, erklärte sie.

Rund 2500 Projekte hat das Unternehmen bisher verwirklicht, bei denen stets Edelstahlrutschen die Hauptrolle spielen. „Es gibt weltweit nur zwei Firmen, die Großrutschen produzieren“, erklärt Clausnitzer. Beide haben ihren Sitz in Deutschland. Nach dem Kauf des Rohmaterials und der Vorfertigung ist bei Atlantics alles Handarbeit. „98 Prozent der Herstellung erfolgt an unserem Standort“, sagt der technische Leiter.

Geschäftsführer Thomas Büchel (l.) und der technische Leiter bei Atlantics René Clausnitzer erklären Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch die Produktion.
Geschäftsführer Thomas Büchel (l.) und der technische Leiter bei Atlantics René Clausnitzer erklären Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch die Produktion.
Quelle: Cathrin Reichelt

Den Stahl beziehe die Firma europaweit. Es werde kein besonderer Wert auf grünen Stahl gelegt, den das Riesaer Stahlwerk jetzt produziert. „Edelstahl besteht ohnehin zu 97 Prozent aus recyceltem Material“, sagt Geschäftsführer Thomas Büchel. Nur die Amerikaner würden jetzt darauf dringen, dass bei ihren Aufträgen auch ihr Stahl verwendet wird.

Höchste Rutsche wird bald übertroffen

Nach den Preisanstiegen im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sei der Materialmarkt jetzt wieder auf einem stabilen Niveau. Inzwischen gibt es aber andere Widrigkeiten, mit denen sich die Rutschenhersteller auseinandersetzen müssen. In dieser Woche gebe es zum Beispiel ein Treffen mit einem Hersteller von Spielewelten in Kopenhagen. Dabei gehe es um das Zollgebaren von US-Präsident Donald Trump.

Leider setze Atlantics nur selten Projekte in der Nähe um. Das größte war der Rutschenturm im Sonnenlandpark. Er ist mit 25 Meter hohen Rutschen auch der bisher höchste in Deutschland. Einen zwei Meter höheren hat Atlantics gerade in Arbeit.

Wir bauen jede Rutsche so, dass sie für den Kunden funktioniert. – René Clausnitzer, Technischer Leiter der Firma Atlantics Döbeln

Derzeit werde auch eine Rutsche auf der Burg in Hohenstein-Ernstthal gebaut. René Clausnitzer und Thomas Büchel gehen davon aus, dass, wie in anderen Erlebnis-Dörfern bei Karls in Döbeln ebenfalls einmal eine Atlantics-Rutsche stehen wird. Ein konkreter Zeitpunkt steht aber noch nicht fest. Den Bau hatte Karls-Chef Robert Dahl schon einmal angekündigt, in diesem Jahr aber den Bau des Hotels, des Theaters und andere Projekte vorgezogen.

Pilotprojekt auf Flughafen

Die Palette des Angebots von Atlantics ist groß, das Design kennt offenbar keine Grenzen. Im Stubaital in Österreich steht ein Mammut, das jährlich einen anderen Platz bekommt. Bei Hamleys, einem Spielzeuganbieter in einem Shoppingcenter in Prag, rutschen die Kinder durch eine Schlange und am Kaufhaus Scholz an der Ostsee aus einem Leuchtturm. Auch die Rutschen in der weltgrößten und märchenhaften Spielanlage in Schottland stammen aus Döbeln. Im Wattwurm-Museum Meldorf steht natürlich eine Wattwurm-Rutsche, und den Verbindungsgang der Uniklinik in Freiburg umschließt ein Rettungsring.

Für einen Baumkronenpfad an der Saarschleife sind die Designer von Atlantics  derzeit ebenfalls mit der Konstruktion einer Rutsche beschäftigt.
Für einen Baumkronenpfad an der Saarschleife sind die Designer von Atlantics derzeit ebenfalls mit der Konstruktion einer Rutsche beschäftigt.
Quelle: Cathrin Reichelt

Für ein Projekt in Saudi-Arabien wurden bereits zwölf Rutschen geliefert. Und in einer der Hallen liegen verpackte Rutschenteile, die ins US-amerikanische Philadelphia geliefert werden. Aufgebaut werden sie größtenteils durch Atlantics-Mitarbeiter. „Für sie ist das schön. Sie kommen nicht nur auf Dorfspielplätze, sondern zu den besten Adressen der Welt“, meint Clausnitzer.

Die Produktpalette von Atlantics ist groß. Die Firma baut Rutschen für Spielplätze, Freizeitparks, Einkaufscenter, Indoorrutschen für innovative Büros wie Microsoft und Google, an oder in die Villen oder Gärten von Prominenten. „Wir bauen jede Rutsche so, dass sie für den Kunden funktioniert“, meint Clausnitzer. Jede ist aus Edelstahl und jede ein Unikat.

Dabei erschließen sich auch immer neue Betätigungsfelder. So sollen die Ski-Areale in den Alpen mit Rutschen ab der Bergstation ganzjährig für Gäste attraktiv gemacht werden. Relativ neu sind auch Rutschen für Kreuzfahrtschiffe. Und in einem Pilotprojekt hat Atlantics eine Gepäckrutsche für den Frankfurter Flughafen gebaut.

SZ

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