Catharina Karlshaus
Großenhain. Beim ersten Mal wirkte es wie ein angenehmer Zufall. Als das zweite Video in den sozialen Netzwerken auftauchte, durfte der Betrachter schon ins Nachdenken gekommen sein. Und spätestens als innerhalb von wenigen Tagen ein drittes Großenhainer Unternehmen mit einem kleinen Film in Szene gesetzt worden ist, war klar: hier steckt eine Idee dahinter. „Und genauso ist es! Mein guter Freund Jan Dingfelder von “Selectorz“ hatte kürzlich darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es ist, gerade in dieser angespannten wirtschaftlichen Situation lokal zu kaufen“, sagt Torsten Zieger.
Auch ich biete meine Produkte darüber hinaus im Internet an. Aber alles, was ich in Großenhain kaufen kann, kaufe ich auch in Großenhain beziehungsweise löse hier einen Auftrag dafür aus. – Torsten Zieger, Unternehmer und Gründer von Skate Back
Wie der Gründer des Upcycling-Unternehmens „Skate Back“ – seit 2022 spezialisiert es sich auf die Wiederverwertung alter Boards – betont, gebe es in der Röderstadt viele Läden und Inhaber geführte Betriebe, die täglich das Allerbeste versuchten, für ihre Kunden herauszuholen. Ihnen wolle er gerade jetzt ein klein wenig Aufmerksamkeit verschaffen und den einen oder anderen Großenhainer möglicherweise daran erinnern, dass es das betreffende Geschäft gibt. „Keine Frage, ich weiß selbst, wie es ist. Auch ich biete meine Produkte darüber hinaus im Internet an. Aber alles, was ich in Großenhain kaufen kann, kaufe ich auch in Großenhain beziehungsweise löse hier einen Auftrag dafür aus“, sagt Torsten Zieger.

Quelle: Kristin Richter
Wie schwer es ist, ein Unternehmen zu etablieren und danach am Laufen zu halten, hat er selbst schon zweimal erlebt. Immerhin: Vor 15 Jahren machte sich der gelernte Werkzeugmacher und spätere Steuerfachangestellte schon einmal selbstständig. Mit einer Handvoll Leute gründete er in Radeberg die Firma speziMED.
Entstanden sei die Firma teilweise vor dem Hintergrund der Diagnose bei Mitstreitern und der enthusiastischen Vision, einen mehr als durchschnittlichen Rundum-Service bei Diabetes anzubieten – und sollte ein Volltreffer werden. Bis Ende 2022 arbeitete Torsten Zieger nicht nur mit einem Team von mehr als 70 Angestellten, sondern konnte das mittelständische Unternehmen auf dem Gesundheitsmarkt mit über 30.000 Kunden deutschlandweit etablieren.
Raus aus der beruflichen Komfortzone
Eine Erfolgsgeschichte, aus der er dennoch ganz bewusst ausstieg. Gerade 50 geworden, wollte der Familienvater seine Zeit gern intensiver gestalten und nach eigenem Bekunden eine Idee verwirklichen, die ebenfalls seinem reiferen Bewusstsein entsprach. Nach dem Motto: „Lieber raus aus der beruflichen Komfortzone und ein neues Abenteuer wagen“, startete er mit Skate Back in seinem Einmannbetrieb noch einmal voll durch.
Dankbar für lokale Unterstützung
Stühle, Lampen, Garderoben, Schuhanzieher, Ringe, Eierbecher, Uhren, Gürtelschnallen, Salatbesteck, Schuhlöffel, Schmuckelemente jeglicher Art – es gibt scheinbar nichts, was es seitdem nicht gibt in der ausgefallenen Wiederverwendungsschmiede. Deutschlandweit sei mittlerweile all das gefragt, was er aus dem hochwertigen Holz der Decks – es besteht in der klassischen Bauweise aus sieben Lagen kanadischem Ahorn, welche mit speziellen Klebstoffen unter Druck in ihre Form gepresst werden – fertige. „Aber das ändert nichts daran, dass ich dankbar bin für all die Unterstützung, welche mir hiesige Händler und Unternehmen zuteilwerden lassen. Es geht erst recht in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur gemeinsam. Deshalb möchte ich gern etwas zurückgeben und flitze dorthin, wofür auch ein wenig privat mein Herz schlägt“, sagt Torsten Zieger.
Skate Back-Gründer setzt Großenhainer Geschäfte und Betriebe in Szene
Der Gründer von „Skate Back“, Torsten Ziegler, setzt mit kleinen Videos Händler aus Großenhain in Szene.
Und so können die Nutzer von Portalen wie Facebook oder Instagram den 54-Jährigen zum Barbershop auf der Naundorfer Straße begleiten, machen mit ihm einen Abstecher in die Werkstatt von Fahrrad Brogly oder an die abendliche Aral-Tankstelle. Dass ihm dort wortlos seine bevorzugte Zigarettenmarke mit einem freundlichen Lächeln über die Theke geschoben wird, hebt der Hobbyfilmer ebenso lobend hervor wie seine Erkenntnis, dass „Tools“ auf der Minckwitz-Allee zurecht der Werkzeugfachhandel seines Vertrauens wäre.
Skate Back-Gründer setzt Großenhainer Geschäfte und Betriebe in Szene

Quelle: Torsten Ziegler/Sächsische Zeitung
Mit der Kamera fängt Torsten Zieger den regelmäßigen Gang zum Brötchenkauf in der Bäckerei Tischer ein, weist auf die aktuelle Herbst- und Wintermode bei „Selectorz“ hin und verrät überdies, dass er gern mal den Partyservice bei Feinkost-Hoffmann in Anspruch genommen hat. „Mein Anliegen ist es, den Leuten noch einmal deutlich ins Bewusstsein zu rücken, dass der Einkauf im Geschäft vor Ort überlebenswichtig für den Händler, aber auch das Bild der Stadt ist“, erklärt Torsten Zieger.
Als Großenhainer für Großenhain
Bei den meisten sei eine umfassende Bedienung, kompetenter Service und auch ein freundlicher Schwatz am Rand garantiert. Das gelte es zu unterstützen und mehr noch. „Ich habe durch Skate Back eine andere Reichweite als vielleicht der kleine Laden an der Ecke. Großenhain ist immer einen Besuch wert, erst recht bald in der Vorweihnachtszeit. Es würde mich freuen, wenn Menschen aus anderen Regionen auf die bunte Vielfalt an Händlern in unserer Stadt aufmerksam würden“, so Torsten Zieger.
In den kommenden Tagen wolle er sich deshalb wieder auf den Weg machen. Nicht auf einem seiner auch neu gefertigten Skateboards, sondern mit der Kamera in der Hand. Als Großenhainer für Großenhain. Also aufgepasst, wenn die Ladentür aufgeht.
SZ


