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Abgefahren: Großenhainer Geschäft mit recycelten Skateboards brummt

Unternehmer Torsten Zieger hat sich auf die Wiederwendung spezialisiert. Und erobert nicht nur mit seinen Schuhlöffeln manche weihnachtliche Geschenktüte.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Torsten Zieger von der Großenhainer Firma "Skateback"
Torsten Zieger von der Großenhainer Firma "Skateback" mit aus alten Skateboards hergestellten Schuhlöffeln. In in seinem Ein-Mann-Unternehmen fertigt er nicht nur stylische Produkte aus alten Boards, sondern arbeitet inzwischen auch an Förderschulen von Riesa bis Oschatz. Quelle: Norbert Millauer

Catharina Karlshaus

Sein Geld im Schlaf verdient der geschäftstüchtige Großenhainer noch nicht. Aber immerhin verkauft er während des Gesprächs mit Sächsische.de innerhalb von 20 Minuten fünf Produkte so ganz nebenbei in einem Online-Shop. „Manchmal kann ich es selbst nicht glauben, dass meine Idee letztlich so gut funktioniert hat“, bekennt Torsten Zieger und schüttelt den Kopf.

Dabei dürfte dem Steuerfachangestellten, der vor 17 Jahren lediglich mit einer Handvoll Leute in Radeberg die Firma „Spezimed“ gründete und das inzwischen mittelständische Unternehmen auf dem Gesundheitsmarkt mit über 30.000 Kunden etablieren konnte, das Gefühl durchaus bekannt vorkommen. Die beglückende Bestätigung, wenn ein Projekt so richtig durch die Decke geht.

Keine trendige Eintagsfliege, sondern am Markt etabliert

Nein, meint Torsten Zieger. Dieses Mal wäre es doch ein wenig anders gewesen. Was inmitten der Corona-Pandemie gewissermaßen am familiären Küchentisch angesichts privater Interessen und aus den Hobbys der eigenen Söhne erdacht worden sei, habe sich durchaus – trotz betriebswirtschaftlicher Betrachtungen und umfangreicher Marktsichtung im Vorfeld – ganz anders entwickeln können. Hätte zur trendigen Eintagsfliege werden oder auf dem hart umkämpften Markt ganz schnell ein Opfer des Überangebots sein können.

Upcycling wie es bei Torsten Zieger in seinem Einmann-Unternehmen erfolgreich praktiziert wird. Aus alten Skateboards stellt der Großenhainer inzwischen eine Vielzahl von Produkten her.
Quelle: Kristin Richter

Allerdings: Statt mangelndem Interesse und geringer Nachfrage ging es für Torsten Zieger stetig bergauf. Erst im Frühsommer 2022 mit seiner neu gegründeten Firma an den Start gegangen, hat „Skate Back“ längst nicht nur den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft. Aus dem Ansinnen, alten Brettern neues Leben einzuhauchen – in der Wiederverwendungsschmiede auf der Berliner Straße entstehen unter anderem Garderoben, Lampen, Stühle, Gürtelschnallen, Eierbecher, Uhren, Ringe, Salatbesteck, Schmuckelemente jeglicher Art – ist inzwischen ein gut funktionierendes Unternehmen geworden.

Große Auswahl an Produkten und Herzblut für Kinder

Eines, dessen aktuelle Kreation an neuen Skateboards – sie werden eigens von Künstlern aus der Region entworfen und sind auf 50 limitiert – ausverkauft gewesen seien, bevor sie überhaupt in der Röderstadt eingetroffen sind.

Eines, dass mittlerweile keine privaten Workshops mehr anbietet und stattdessen die Freude am kreativen Tüfteln und Herstellen Kindern in Förderschulen teilhaben lässt. Mehrmals in der Woche unterrichtet Torsten Zieger in Riesa und Oschatz. „Es ist für mich wirklich wunderbar miterleben zu dürfen, mit wie viel Herzblut die Kinder dort dabei sind. Sie haben oft viele kleine Kümmernisse und genießen das gemeinsame Tätigsein“, erklärt Torsten Zieger.

Und ein Unternehmen, dass ausgerechnet mit einem offensichtlichen Objekt der Begierde deutschlandweit für Schlagzeilen sorgt. Ein Gebrauchsgegenstand, der so rein gar nichts mit jenen ursprünglich coolen Brettern zu tun hat, aus dem er gefertigt wurde. Geschmeidig in der Hand liegend, mit verschiedenen Maserungen versehen, hilft das gute Stück, wenn es gefühlt mal eng werden kann. „Tatsächlich ist es wirklich so, dass eines der größten Renner die Schuhlöffel sind“, bekennt Torsten Zieger.

„Der Schuhlöffel könnte für Großenhain werden, was in Pulsnitz die Lebkuchen sind“

Torsten Zieger, Skate Back

Gefertigt aus hochwertigem Material – das sogenannte Deck besteht in der klassischen Bauweise immerhin aus sieben Lagen kanadischem Ahorn, die mit speziellen Klebstoffen unter Druck in ihre Form gepresst werden – in verschiedenen Farbschattierungen, werde das klassische Hilfsmittel nahezu stündlich gekauft.

Gleich nun, ob im Internet oder bei ausgewählten Händlern in Greifswald, Brandenburg an der Havel und Freiburg. Der Schuhlöffel erfreue sich seit kurzem einer ungeahnten Beliebtheit. Bestellungen könnten deshalb zumindest bis Jahresende nicht mehr angenommen werden können, denn der 53-Jährige käme nach eigenem Bekunden mit der Produktion gar nicht hinterher. In dieser Woche fertige er den 1.700. „Ich hab schon gesagt, der Schuhlöffel könnte für Großenhain werden, was in Pulsnitz die Lebkuchen sind“, sagt Torsten Zieger und lacht.

Ob er das wirklich wird, bleibt freilich abzuwarten. Eine gute Werbung für die Röderstadt ist der handgefertigte Helfer Marke „Skate Back“ allemal.

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