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ACOD-Chef Katzek: „Wir brauchen mehr Fokus auf die Kunden“

Die Autoindustrie in Deutschland steht unter Druck. Was tun, um langfristig zu bestehen? Ein Expertenkreis übergibt Vorschläge an die Bundesregierung.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht Industrieroboter arbeiten an der Karosserie
Industrieroboter arbeiten an der Karosserie für einen vollelektrischen Porsche Macan im Werk Leipzig. Die deutsche Autoindustrie muss effizienter produzieren, fordern Autoexperten. Quelle: Jan Woitas/dpa

Nora Miethke

Dresden. Die deutsche Autoindustrie muss nach Einschätzung von Experten deutlich effizienter arbeiten. „Nur so bleibt sie international mittelfristig bis langfristig wettbewerbsfähig“, heißt es in einem Empfehlungspapier des Expertenkreises „Transformation der Automobilwirtschaft“ (ETA), das Ende vergangener Woche an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck überreicht wurde. Der Grünen-Politiker hatte das 13-köpfige Gremium ins Leben gerufen.

„Die Hütte brennt“, sagt Jens Katzek, Geschäftsführer des „Automobilclusters Ostdeutschland“ (ACOD), und einziges ETA-Mitglied aus Ostdeutschland. Er sagt: „Wir müssen den Fokus stärker auf den Kunden legen“ und fasst damit die 150 Handlungsempfehlungen zusammen, die sich alle auf den Ausbau der Elektromobilität beziehen. Das Fahren mit E-Autos könne attraktiver werden, wenn das Laden billiger wird durch Steuervergünstigungen, niedrigere Strompreise und eine Änderung des Eichrechts, so Katzek. Schnelle Effekte erwartet er durch Kaufanreize wie eine Umweltprämie für Dienstfahrzeuge. Eine generelle Kaufprämie fordern die Experten nicht, da man dann auch importierte E-Autos aus China fördern würde.

Jens Katzek, Geschäftsführer des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD) ist der ostdeutsche Vertreter im Expertenkreis „Transformation der Automobilindustrie“.
Quelle: HGB Leipzig

Denn aus dem Reich der Mitte kommt ein Großteil der Probleme. Geopolitische Spannungen und Marktabschottungen in den USA und China bedrohen die Exportmodelle deutscher Hersteller. Aber nicht nur das, bei wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Seltenen Erden ist Deutschland stark von nicht-europäischen Importen aus China abhängig. Diese Abhängigkeit birgt erhebliche Risiken für die Lieferketten und verteuert die Produktionskosten der Batterien. Das macht deutsche E-Autos teurer.

Zu starke Rohstoffabhängigkeit von China

Katzek hat deshalb nach eigenen Angaben in der Arbeitsgruppe eine Anhörung zur künftigen Rohstoffstrategie initiiert. „Wir müssen den Anteil der benötigten Rohstoffe aus China reduzieren durch Innovation, Batterierecycling und in dem wir wieder mehr eigene Rohstoffe aus der Erde holen“, betont er.

In dem Papier wird detailliert aufgelistet, was den deutschen Automobilstandort unter Druck setzt – globale Wettbewerbsverschärfungen, steigende Produktionskosten und eine schwächelnde Infrastruktur. Besonders problematisch sind die hohen Energiekosten – in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie in China – und der Fachkräftemangel, der durch den demografischen Wandel noch verstärkt wird. Zudem hinkt Deutschland in der digitalen und nachhaltigen Transformation hinterher, insbesondere in den Bereichen Ladeinfrastruktur, Batteriezellproduktion und Halbleiterfertigung. Auch veraltete Verkehrswege und der stagnierende Breitbandausbau behindern den Wandel zur Elektromobilität und zu vernetztem Fahren.

Förderung für Transformationsregionen läuft 2025 aus

„Eine radikale Vernetzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist notwendig“, heißt es. In regionalen Bündnissen von Unternehmen müssten Investitionen zusammen gestemmt werden. Um den Standort wieder wettbewerbsfähiger zu machen, brauche es langfristig planbare Industriestrompreise, um die Energiekosten zu senken. Unter den 150 Handlungsempfehlungen sollten folgende Priorität haben: die technologische Souveränität stärken durch Förderung der Batteriezellforschung und Halbleiterfertigung, Fachkräfte gewinnen und halten, Digitalisierung beschleunigen und die Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Auch dürfe sich die Politik nicht scheuen, einzelne Unternehmen durch Förderungen anzusiedeln.

Ein wichtiges Signal wäre es, die Förderung für die zwei Dutzend Transformationsregionen zu verlängern, die Ende Juni 2025 ausläuft, verlangt Katzek. Die aufgebauten Strukturen müssten dringend erhalten bleiben. In Sachsen betrifft dies die Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen, die Zulieferer in der Zwickauer Region beim Wandel begleitet. Das Projekt „Mobilität – Leipzig im Wandel“ ist ein Netzwerk, welches die digitale Transformation der Automobilregion Leipzig hin zu einem Pionier der Nachhaltigkeit vorantreibt.

Die Experten sind sich sicher, mit gezielten Investitionen in Technologie, Infrastruktur und Nachhaltigkeit kann Deutschland seine Position als globaler Automobilstandort langfristig behaupten.

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