Von Michael Rothe
Döbeln. Es war nur eine Frage der Zeit, wann bei der Blackstone Technology GmbH in Döbeln die Lichter ausgehen. Am Freitag hat Geschäftsführer Michael Hingst laut eigener Ankündigung Insolvenz beantragt.
Seit Herbst vergangenen Jahres ruhte bei dem überschuldeten Batteriehersteller der Betrieb, klagten Beschäftigte über ausstehende Löhne, Lieferanten über offene Forderungen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Chemnitz wegen Subventionsbetrugs. Die meisten der gut 20 Mitarbeitenden hatten keinen Glauben mehr an Versprechungen der Chefs vom Schweizer Mutterkonzern und seiner Tochter und sich mittlerweile neue Jobs gesucht.
„In meiner Funktion als Geschäftsführer der Blackstone Technology GmbH muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich heute einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Döbeln stellen werde“, heißt es in der Mitteilung an die restliche Belegschaft, die der SZ vorliegt.
Die Mitte 2019 begonnene Reise des Unternehmens sei zu Ende. „Wir hatten von Anfang an einen sehr schwierigen Start“, blickt Hingst zurück. Pandemie und Ukraine-Krieg hätten das „interne (Wirtschafts-) Ökosystem“ stark geschädigt und die Investorengespräche „ungleich schwieriger“ gemacht. Zugesagte Fördergelder von über einer Million Euro für 2022, die ein weiteres Jahr ermöglicht hätten, seien nicht rechtzeitig auf den Konten gewesen.
Angeblicher Investor macht einen Rückzieher
„Was wir zusammen angedacht und teilweise erfolgreich umgesetzt haben, hatte das Potenzial, einen Teil des Batteriemarktes zu revolutionieren“, schreibt Hingst. Er räumt aber ein, noch kein marktfähiges Produkt gehabt zu haben. Er schreibt von einem Formel-1 Sponsor, der zunächst 50 und 2024 weitere 100 Millionen Euro investieren und „mehrere Tausend ,grüne‘ Energiecontainer, basierend auf unseren Zellen“ abnehmen wollte – „ein Milliardenumsatz am Standort Döbeln bis weit über das Jahr 2030 hinaus“. Am Mittwoch habe der Investor wegen „höherer Gewalt“ einen Rückzieher gemacht.
Die SZ hatte über Ungereimtheiten beim Unternehmen und seiner Mutter, der Blackstone Resources AG, einer Briefkastenfirma in Baar, berichtet. Sie wollten den Markt mit Batteriezellen aus dem 3D-Drucker aufmischen: Kleinserien mit einer um 20 Prozent höheren Energiedichte als Lithium-Ionen-Batterien, wasserbasiert, nachhaltiger, effizienter produziert.
Konzernchef Ulrich Ernst hatte beim angeblichen Produktionsstart 2021 Serienreife verkündet. Vom Game-Changer war die Rede, der 400 Jobs schaffen will. Die Euphorie war so groß, dass das Bundeswirtschaftsministerium einen Förderbescheid über 24,1 Millionen Euro erteilte. Für ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit fünf Partnern waren 2022 rund 17, 2 Millionen Euro bewilligt und 8.567 Euro ausgezahlt worden. Der Bau der Betriebsstätte sollte mit gut 5,7 Millionen Euro gefördert werden, wovon 843.000 Euro ausgezahlt wurden – je hälftig von Bund und Freistaat. Und nun?