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Bezahlung von Männern und Frauen in Sachsen gerechter als im Bundesschnitt

In Gesamtdeutschland verdienen Frauen im Schnitt 18 Prozent weniger als ihre Kollegen. In Sachsen ist die Lücke kleiner - doch das Niveau insgesamt auch geringer.

Lesedauer: 2 Minuten

Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer.

Von Michael Rothe.

Dresden. Sachsens Männer haben es geschafft: Sie konnten die gut drei Jahrzehnte lang bestehende Lohnlücke zu den Frauen in den meisten westdeutschen Bundesländern schließen. Das geht aus Erhebungen des Statistischen Bundesamtes für 2022 hervor, die der SZ vorliegen.

Demnach verdienen nur noch Frauen in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen sowie in der Hauptstadt Berlin brutto mehr als 19,97 Euro pro Stunde, welche Männer im Durchschnitt im Freistaat erhalten. Das galt vor fünf Jahren noch für alle Alt-Bundesländer.

Am größten ist die Differenz weiterhin zu den Hamburgerinnen. Doch auch dieser Rückstand schmolz von 3,52 auf 2,22 Euro. Der mittlere Verdienst aller Ost-Männer liegt mit 19,59 Euro aber weiter unter dem des weiblichen Geschlechts im Westen (20,30 Euro).

Dieser wenig bekannte Umstand soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer. Das Bundesamt sieht die Hauptgründe darin, dass sie öfter in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiteten, seltener Führungspositionen erreichten und unterbrochene Erwerbsbiografien aufwiesen. Jede Zweite arbeite in Teilzeit, aber nur jeder elfte Mann. Laut den Statistikern lag ihr Stundenlohn 2022 in Sachsen auch dann noch zwölf Prozent unter dem der Kollegen, wenn sie vergleichbare Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien hatten.

In Sachsen ist die Lohnlücke deutlich kleiner. Sie betrug vergangenes Jahr im Mittel acht Prozent, wie das Statistische Landesamt am Montag in Kamenz informierte. Die Erhebung beruht den Angaben nach auf dem Berichtsmonat April. Frauen in Sachsen erhielten demnach brutto im Schnitt ohne Sonderzahlungen 18,32 Euro pro Stunde, Männer dagegen 19,97 Euro.

Einer am Freitag veröffentlichten Studie des WSI-Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge liegen Frauen in 45 von 46 Branchen bei der Bezahlung hinten. Die einzige Ausnahme: Postdienste.

Auf diese Ungerechtigkeit macht in jedem Jahr der „Equal Pay Day“ aufmerksam. Er legt 2023 mit dem 7. März eine Punktlandung hin. Denn tags darauf, am Internationalen Frauentag, ist die Zeit vorüber, in der weibliche Beschäftigte theoretisch umsonst gearbeitet haben – während Männer seit dem 1. Januar bezahlt werden.

Der „Tag gleicher Bezahlung“ markiert symbolisch die statistische Lohnlücke. Die Ungleichheit hat demnach um zehn Tage abgenommen. Vor fünf Jahren fiel der Aktionstag noch auf den 18. März. Er entstand 1988 in den USA, als Frauen mit roten Taschen auf die Straße gingen – Sinnbild für die roten Zahlen in ihren Geldbörsen. In Deutschland wird er seit 2008 ermittelt.

Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt hat unlängst ein Signal gesetzt. Die Richter sprachen einer Dresdnerin Lohnnachzahlungen von 14.500 Euro und eine Entschädigung von 2.000 Euro zu. Sie hatte zeitweise 1.000 Euro weniger im Monat verdient als ein kurz zuvor eingestellter Mann mit gleicher Verantwortung und gleichen Befugnissen.

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