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Brandbrief der Pfunds-Molkerei gegen Radwegpläne der Stadt Dresden

Vor der Pfunds-Molkerei sollen Radwege entstehen. Jetzt fürchtet die Dresdner Molkerei ein Aus des „schönsten Milchladens der Welt“. Im Rathaus sieht man kein Problem.

Lesedauer: 2 Minuten

Dirk Hein

Dresden. Entlang der Bautzner Straße entstehen schrittweise durchgehende Radwege. Seit vielen Jahren führt das immer wieder zu Protest. Jetzt sollen entlang der Trasse im Bereich der Pfunds-Molkerei Radwege markiert werden. Doch dort halten bisher viele Busse, zukünftig wird das nicht mehr möglich sein.

Gastronomen vor Ort sind entsetzt und fürchten um ihre Existenz. Der Vorgang war jetzt Thema einer Anfrage von AfD-Stadtrat Thomas Ladzinski im Rat. Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) zeigt sich gesprächsbereit, will von der grundsätzlichen Entscheidung aber nicht abweichen.

Wann soll der neue Radweg entstehen?

Die Bautzner Straße ist sowohl für Autofahrer als auch für den Radverkehr eine zentrale Trasse. Im 2017 durch den Stadtrat beschlossenen Radverkehrskonzept ist die Straße als eine Hauptradroute gekennzeichnet, entsprechend nachdrücklich sollen Lücken im Radwegenetz geschlossen werden.

Im Zusammenhang mit dem Neubau der Brücke über die Prießnitz will die Stadt daher im Herbst 2025 Radfahrstreifen bis in Höhe der Pulsnitzer Straße anlegen. Dresden investiert dafür 10.000 Euro.

Warum stehen die Planungen in der Kritik?

Bislang kann vor den Geschäften rund um die Pfunds-Molkerei zwar nicht geparkt, wohl aber gehalten werden. Sind die Radfahrstreifen einmal angelegt, darf der Bereich weder überfahren werden, noch kann dort gehalten werden.

Davon ausgenommen sind die DVB und die Busse der Stadtrundfahrt. Für beide wird es weiterhin eigene Haltemöglichkeit geben.

Für die Händler vor Ort bedeutet der Radweg aber tatsächlich eine neue Situation. Eine Anlieferung von Waren direkt vor den Geschäften ist nicht mehr möglich. Ein schnelles Halten am Straßenrand ist dann nicht mehr gestattet.

Wie reagiert die Pfunds-Molkerei?

Am Freitag hat der Geschäftsführer der Pfunds-Molkerei einen Protestbrief an Staatskanzlei, Oberbürgermeister und die Fraktionen im Rat geschickt. Mit „großer Besorgnis und Empörung“ habe man auf die Mitteilung über den Radwegebau reagiert. Die Maßnahme werde „verheerende Folgen“ für den Milchladen, die umliegenden Geschäfte und den Tourismus vor Ort haben.

„Es ist kaum nachvollziehbar, wie eine derart praxisferne Entscheidung getroffen werden konnte. Reisebusse mit älteren Touristen können nicht mehr direkt vor unserem Geschäft halten“, heißt es in dem von Geschäftsführer Frank Zabel unterschrieben Brief. Für Lieferanten drohen weite Wege. Den eigenen, teils älteren Mitarbeitern, sei dies nicht zumutbar. Der geplante Radweg erscheine als „rein ideologische Maßnahme.“

Mit großer Besorgnis und Empörung haben wir, die Mitarbeiter und Inhaber, von Pfunds-Molkerei, die Mitteilung über die geplanten Radwege auf der Bautzner Straße erhalten. – Schreiben der Pfunds-Molkerei an die Staatskanzlei

Die Stadt hätte eher zum Beispiel das bestehende Radnetz mit dem Elberadweg verknüpfen können, alternativ könne ein auch für Autos befahrbarer Schutzstreifen für Radler entstehen. Und: „Wenn wir schließen müssten, geht ein Stück Dresdner Geschichte verloren.“

Welche anderen Beschwerden gibt es?

Unabhängig von der Molkerei hat sich das Café und Restaurant Pfunds an den Oberbürgermeister und an MP Michael Kretschmer gewandt: „Wir sind in hohem Maße von der Infrastruktur und den Lieferbedingungen abhängig, diese Maßnahme bedroht unser Bestehen unmittelbar.“

Und: „Wollen Sie uns ernsthaft zumuten, Getränkekisten und Frischwaren über mehrere Hundert Meter selbst zu tragen? Selbst mit einem Hubwagen oder ähnlichem ist dies kaum machbar, da die Gehwege dies nicht zulassen.“

Was entgegnet die Stadt?

Laut Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) sind mit den Radfahrstreifen keine wesentlichen Änderungen verbunden. Beispielsweise bleiben die bestehenden Reisebusparkplätze auf der Radeberger Straße erhalten.

Zur Gewährleistung der Anlieferung werden in den anliegenden Nebenstraßen Ladezonen eingerichtet, welche in den Abend- und Nachtstunden weiterhin als Stellplätze für Anwohnerautos zur Verfügung stehen.

Um dennoch eine „einvernehmliche Lösung“ zu erreichen, hat Kühn den Betroffenen ein Gesprächsangebot unterbreitet.

SZ

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