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Das ist Sachsens bester Nachwuchs-Bauer

Martin Simmig hat den Bauern im Blut, einen ersten Preis in der Tasche und ein Faible für eine ganz ausgefallene Sportart.

Lesedauer: 3 Minuten

Bammel muss Martin Simmig beileibe nicht mehr haben – weder vor den Prüfungen zum Facharbeiter für Landwirtschaft, die in wenigen Wochen anstehen, noch vor kritischen Geistern, die ihn als Bauern vielleicht irgendwann einmal in die Zange nehmen. Auf all das ist der 19-jährige Beiersdorfer nämlich bestens vorbereitet – das hat er jüngst in einem sachsenweiten Wettstreit bewiesen.

Simmig hat beim Berufswettbewerb der Landjugend den ersten Platz erreicht und damit nicht nur die optimale Prüfungsvorbereitung absolviert, sondern ganz praktische Dinge klären müssen: "Neben einem Theorieteil war ein Feld zu begutachten und die weitere Bewirtschaftung zu bestimmen, außerdem sollte ich eine Ladung sichern und mich entscheiden, welche von zwei Kühen ich kaufen würde", erinnert sich Martin Simmig an die Aufgabenstellung. Hinzu kam, dass er sich mit einer Präsentation auch einer kritischen Bürgerinitiative stellen musste.

Dass er dabei so weit vorn landet, hätte der junge Mann gar nicht mal gedacht. "Aber natürlich liebäugelt man dann auf Landesebene, wo man noch sieben, acht Konkurrenten hat, mit einer guten Platzierung", sagt er und lächelt. Nun fährt er in wenigen Wochen zum Bundesfinale nach Bayern an den Ammersee.

In die Liebe zu Haus und Hof ist Martin Simmig buchstäblich hineingewachsen: "Mein Opa leitet einen Landwirtschaftsbetrieb in Beiersdorf, aber auch meine Mutter und mein Onkel führen Betriebe", skizziert er die familiäre Situation. Geholfen hat er bei der Arbeit schon immer, sich in den Ferien mit der Pflege der Tiere sein Taschengeld verdient. "Ich habe nie darüber nachgedacht, etwas anderes zu machen", gibt er zu. Dass manche an der konventionellen Landwirtschaft derzeit kaum ein gutes Haar lassen, ist ihm bewusst. Aber er hat einen anderen Blick auf die Dinge und betont: "Landwirtschaft ist sehr vielseitig, von Tieren über Pflanzen bis zur Biogasanlage", zählt er auf.

Freizeit bleibt dem jungen Mann bei all den Aufgaben im Stall und auf dem Acker trotzdem – und da findet er Ausgleich in Sportarten, die nicht bei jedem obenan stehen: "Seit 2011 fahre ich Rhönrad beim Verein in Ebersbach und habe dort jetzt parallel zur Lehre meinen Trainerschein gemacht", sagt er. Über einen Zeitungartikel ist er zu dem Sport gekommen, der eine Mischung aus Turnen, Akrobatik und Gymnastik ist. Damals war er der einzige Junge im Verein, inzwischen gibt es einen weiteren. Außerdem hat Martin Simmig – nach einer Pause – auch das Karate-Training wieder aufgenommen, ein Sport, der ihn seit rund 13 Jahren begleitet. "Für mich ist das einfach ein Ausgleich", sagt er.

Die Ausbildung wird Martin Simmig mit den Prüfungen im Juni und Juli abschließen. "Bislang war für mich alles sehr logisch, ich musste nicht viel auswendig lernen, vieles lässt sich ableiten", schätzt er ein. Mit der Schule ist danach allerdings noch nicht Schluss: "Ich will danach den Wirtschafter und dann den Meister machen", sagt er. Vier Jahre muss er dafür noch einmal die Schulbank drücken. Mit dem Berufsschulzentrum Löbau, wo Simmig die Theorie büffelt, ist er sehr zufrieden. Immerhin haben die Lehrer ihn und viele seiner Mitschüler auch ermuntert, an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Sein Ausbildungsbetrieb ist die Agrar-GmbH "Am Stromberg" Gröditz, gelegen in einem Ortsteil von Weißenberg. Auch da ist man stolz auf den Preisträger aus den eigenen Reihen: "Ich habe viel Unterstützung bekommen", sagt Simmig. So dürfe er auch jetzt vor dem Bundeswettbewerb Anfang Juni noch ein paar Dinge üben, die abverlangt werden – Maishäcksler fahren zum Beispiel. "Das habe ich jetzt noch nicht so oft gemacht", sagt er. Auch ein kritisches Gespräch, bei dem er Argumente braucht, wird es wieder geben: "Wir sollen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Glöckner sprechen", sagt Simmig. Die Ministerin wird bei dem Wettbewerb zwar gedoubelt. Aber vielleicht sieht der Beiersdorfer sie ja doch bald live – bei der Preisverleihung.

 

Von Anja Beutler

Foto: © Rafael Sampedro

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