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Der Kampf um Globus geht weiter

Nach dem gescheiterten Kompromiss halten Politiker am Supermarkt-Bauverbot am Alten Leipziger Bahnhof in Dresden fest.

Lesedauer: 3 Minuten

Die Ankündigung hat viele der Stadträte überrascht: Das Einzelhandelsunternehmen Globus bietet an, den geplanten Supermarkt etwas kleiner zu bauen, und auch Wohnungen könnten am Alten Leipziger Bahnhof entstehen. Dabei war der Auftrag der Politiker an die Verwaltung klar. Es sollte ein alternativer Standort für den Markt gefunden werden. Doch die insgesamt 18 möglichen Grundstücke fielen entweder bei den Globus-Chefs oder der Stadtverwaltung durch. Mit dem Schwenk zum Wohnungsbau will Globus offenbar die Kritiker besänftigen.

„Es ist zunächst enttäuschend, dass Globus die konstruktiven Gespräche abgebrochen hat“, so Grünen-Fraktionschef Thomas Löser. „Ich fordere Globus auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.“ Er sehe auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert in der Pflicht, weil dieser ein mögliches Ersatzgrundstück abgelehnt hat. Gar nicht zufrieden mit dem neuen Stand ist auch Linken-Fraktionschef André Schollbach. „Der Stadtrat hat nach langer Diskussion eine Entscheidung getroffen und sich klar dafür ausgesprochen, den Alten Leipziger Bahnhof zu einem Standort für preisgünstiges Wohnen zu entwickeln. Der Oberbürgermeister wurde beauftragt, eine Konzeption zur Umsetzung dieser Entscheidung vorzulegen.“ Genau das hat Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) mit seinem Bericht, aus dem die Globus-Pläne hervorgehen, nicht erfüllt.

Dass Globus den Markt von den geplanten 8 000 Quadratmetern auf 5 500 bis 6 500 Quadratmeter verkleinern will, reiche nicht. „Wir halten an unserer Position fest, dass das Areal am Alten Leipziger Bahnhof in unmittelbarer Nähe zu gewachsenen, kleinteiligen Einzelhandelsstrukturen in Stadtteilzentren, wie beispielsweise in Pieschen um die Oschatzer Straße, für einen überdimensionierten Einkaufsmarkt, auch in einer reduzierten Variante, nicht geeignet ist“, so SPD-Fraktionschefin Dana Frohwieser. Zudem wirke die von Globus ins Spiel gebrachte verkleinerte Variante „wenig glaubwürdig“, sagt Löser. „Globus hat bisher immer abgestritten, einen kleineren Markt bauen zu können.“ Die Politiker werden sich das genau ansehen. Die Mehrheit des Stadtrates will am Alten Leipziger Bahnhof ein Stadtquartier mit bis zu 1 700 Wohnungen, Kleingewerbe, Kultur und Grünflächen entwickeln.

Allerdings gehört das Areal Globus bereits. Grundsätzlich könnte dort auch ein Supermarkt gebaut werden. Das Verfahren dazu läuft. Allerdings hat der Rat einen Masterplan für das Gebiet beschlossen. Dieser sieht keinen großflächigen Einzelhandel vor. „Im Zweifel werden wir das Verfahren aufheben“, erklärt Löser. Das käme einem Bauverbot gleich. Er fürchte, wenn Globus einen Markt dort errichtet, ziehen andere Einzelhändler nach. Der Rat könne dies dann nicht ablehnen, wenn bereits ein Supermarkt genehmigt ist. Mit einem Verbot könnte es ähnlich laufen wie schräg gegenüber, wo Investorin Regine Töberich das Wohnareal „Marina Garden“ schaffen wollte. Der Fall landete vor Gericht, die Investorin scheiterte und darf nicht bauen.

„Wir unterstützen nach wie vor das Unternehmen Globus in seinen Ansiedlungsplänen unter der Maßgabe eines Standortes, der nicht in Konkurrenz zu gewachsenen Stadtteilzentren steht und verkehrlich ohne zusätzliche Belastungen angebunden werden kann“, erklärt Frohwieser. Das wäre an der Stelle aber kaum möglich. „Wir haben jetzt bereits zu viele Einzelhandelsflächen in der Stadt“, sagt Diego Schwarz von der Allianz für Dresden, die gegen die Ansiedlung von Globus kämpft. „Kleine Läden in Pieschen würden mit der Ansiedlung von Globus komplett untergehen und verschwinden.“ Der Markt wäre aus seiner Sicht auch in der kleineren Variante zu groß, und die Besucherströme würden zum Verkehrschaos führen. „Da ändert eine so geringe Verkleinerung nichts.“

Globus versuche, ein neues Konzept zu entwickeln, sagt Regionalleiter Enrico Wilde. Modelle mit Wohnungen auf Supermärkten gebe es auch in anderen Städten. So wolle man in der Debatte weiterkommen. Doch das scheint bei der Mehrheit im Stadtrat aus Linken, Grünen und SPD auch nicht gut anzukommen. Die Stadt prüfe nun laut Schmidt-Lamontain, ob nicht doch eines der abgelehnten Grundstücke zur erhofften Einigung führen könne.

FDP-Fraktionschef Holger Zastrow dagegen ist für eine Lösung mit Globus am Alten Leipziger Bahnhof. „Wir können nur dringend dazu raten, den Gesprächsfaden mit Globus zum Standort Leipziger Vorstadt wieder aufzunehmen, denn eins war zumindest uns immer klar: Ohne den Eigentümer des wichtigsten Grundstücks im Areal geht gar nichts. Dann bleiben auch die schönsten Masterpläne nur leere Absichtserklärungen.“ Linke, Grüne und SPD haben seiner Meinung nach für ein „Planungschaos gesorgt“, indem sie die Ansiedlung dort verhindern und für Globus einen Alternativ-Standort suchen lassen wollen. Vor allem den Fraktionschef der Linken nimmt Zastrow sich nun vor: „Jetzt steht eindeutig fest: Herr Schollbach hat fantasiert. Noch im Juni hatte er im Stadtrat behauptet, es gäbe Alternativen für Globus in Dresden.“ Diese sehe er nicht. (mit SZ/jr)

 

Von Andreas Weller

Biildquelle: Sven Ellger

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