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Der kleine Tiger Taiwan ist schon lange auf dem Sprung nach Sachsen

Dresden freut sich auf die neue Fabrik des weltgrößten Mikrochipfertigers TSMC. Doch der Grundstein für das Investment wurde schon vor 31 Jahren gelegt.

Lesedauer: 2 Minuten

Das Bild zeigt 3 Menschen an einem Tisch.
Fritz Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Dresdner Urania-Zentrums (li.), 1992 beim Wirtschaftsgespräch mit den Taiwanern. © SZ/Archiv, Urania

Von Michael Rothe

Dresden. Karl-Heinz Kloppisch fühlt sich an der Ehre gekitzelt, wenn Bundes- und Landespolitik die geplante Chipfabrik von TSMC in Dresden ausschließlich als Erfolg ihrer Arbeit in den letzten Jahren verkaufen. Der größte Auftragsfertiger von Mikrochips will bis 2027 gemeinsam mit Infineon, Bosch und NXP nahe dem Dresdner Flughafen ein Halbleiterwerk bauen. Die Hälfte der veranschlagten Kosten von zehn Milliarden Euro zahlt der Steuerzahler.

„So neu sind Dresdens Kontakte zur Republik China auf Taiwan nicht“, sagt der 70-Jährige, 1991 bis 2016 Geschäftsführer des Urania Vortragszentrums in der Landeshauptstadt und zuvor neun Jahre dessen Leiter. Die 1954 gegründete Bildungseinrichtung bot jährlich rund 150 populärwissenschaftliche Veranstaltungen an. Nach der Wende als Verein geführt, löste sie sich 2016 auf.

Nach einem Dia-Vortrag über das Land im Juni 1991 hatte Kloppisch im Jahr darauf die erste und einzige Taiwan-Woche organisiert. „Mit der Veranstaltung haben wir ein weiteres Saatkorn in den Boden gelegt“, zitierte die SZ den damaligen Chef Fritz Heinrich bei einer Gesprächsrunde im Hygienemuseum.

War Taiwan für Ostdeutsche vier Jahrzehnte unerreichbar weit entfernt, so bekamen sie den „kleinen Tiger“ fünf Tage lang praktisch frei Haus geliefert: Musiktheater, Tai-Chi, Naturheilkunde, Kulinarik, Gespräche mit Wirtschaftsgrößen. Zuvor hatten 28 Wirtschaftslenker schon mal erkundet, was Sachsen außer Förder-Millionen noch zu bieten hat. Es habe sie Überwindung gekostet, nach Dresden zu kommen, räumten die Gäste ein. Es fehle an Infrastruktur und kulturellen Angeboten. Sachsens Wirtschaftsförderung (WFS) versprach Besserung, „damit es schnell zu fruchtbringenden Kontakten kommt“.

Mangel an Geschirr bringt Veranstalter in Not

Karl-Heinz Kloppisch erinnert sich – heute schmunzelnd – auch an anderes Ungemach. „Das Catering war eine Katastrophe“, blickt er zurück. Der Plan, über 100 Gästen der Podiumsdiskussion stilgerecht exotisches Essen zu servieren, drohte an Geschirrmangel zu scheitern. So habe die taiwanesische Folkloregruppe einen Zusatzauftritt hinlegen müssen, um die Zeit zur Behebung des Problems zu überbrücken, sagt Kloppisch, der den Inselstaat selbst erst zehn Jahre später auf einer Bildungsreise kennengelernt hat. „Letztlich war es aber ein gelungener Abend“, so sein Fazit – und Saat für folgende Investments.

Die WFS kennt mittlerweile fünf Unternehmen, die mehrheitlich in taiwanesischem Besitz sind: die Infininte Motion Magnetsysteme GmbH in Dresden, Ableger des VTLG Europe Ltd., den Medizintechnik-Großhändler Han Biomedical GmbH in Leipzig, den Autozulieferer Eska Automotive GmbH in Chemnitz, den Werkzeugmaschinenbauer FFG Werke GmbH in Chemnitz und den zwischenzeitlich insolventen Telekommunikationsanbieter Sphairon in Bautzen, Tochter der Zyxel Communications Corp.. Insgesamt gibt es 34 Firmen in Deutschland, deren Mutter in Taiwan sitzt.

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