Von Nora Miethke
Alles hat seine Ordnung. Nicht nur die Baugenehmigung für den Beginn der Erdarbeiten für die erste Chipfabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Europa liegt vor. Pünktlich zum Spatenstich in Dresden hat die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, auch die Beihilfegenehmigung für die Fördermittel quasi als Gastgeschenk mitgebracht. „Der größte Mikrochiphersteller der Welt kommt auf unseren Kontinent und schließt sich zusammen mit drei europäischen Champions“, sagte von der Leyen bei der Zeremonie in Dresden.
TSMC hat mit den schon in Dresden ansässigen Herstellern Infineon, Bosch und NXP Semiconductor ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Es trägt den Namen European Semiconductor Manufacturing Company, kurz ESMC. Es ist das erste deutsche Vorhaben, das auf Basis des europäischen Chip-Gesetzes (Chips Act) die Beihilfegenehmigung erhalten hat. Mit dem Chip-Gesetz will die EU eine innovative und nachhaltige Halbleiterproduktion in Europa aufbauen und den Marktanteil bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln. Zehn Milliarden Euro investieren die Unternehmen in den Bau der Fabrik in Dresden mit geplanten 2.000 Arbeitsplätzen.
Fünf Milliarden Euro davon kommen als Zuschüsse vom deutschen Staat, also dem deutschen Steuerzahler. Ende 2027 soll die Produktion beginnen. Man wolle den Halbleiterbedarf der europäischen Automobil- und Industriesektoren decken, betonte TSMC-Chef C.C. Wei.
Die Bundesregierung fördert zudem den Bau einer gigantischen Chipfabrik von Intel in Magdeburg mit weiteren zehn Milliarden Euro. Die hohen Subventionen für eine einzelne Branche sind umstritten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wies die Kritik in seiner Rede in Dresden zurück.
Scholz zu Subventionen für Chipindustrie: „Setzen die Förderung in den kommenden Jahren fort“
„Wir brauchen Chips in fast allen Unternehmen, jede Branche hat Interesse daran, dass der Zugang zu Halbleitern gesichert ist“, sagte der Kanzler. Die Halbleiterindustrie sei eine der kapitalintensivsten Industrien. Mit der Förderung unterstütze der Bund nicht nur die Chipproduzenten selbst, sondern das gesamte Netzwerk aus Forschung und Entwicklung, Startups und Zulieferern.
Um die neuen Fabriken würden sich weitere Unternehmen ansiedeln, die wiederum Zulieferer hätten und Dienstleistungen nachfragten. Sie alle würden profitieren. Scholz kündigte an: „Auch deshalb unterstützen wir diese Industrie und setzen die Förderung in den kommenden Jahren fort.“
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) dankte Scholz für seinen persönlichen Einsatz für die TSMC-Ansiedlung. Zu der Veranstaltung im Dresdner Norden waren etwa 150 bis 200 Gäste geladen, darunter die ganze Führungsspitze des Taiwaner Chipriesen wie auch die Vorstände der Partnerfirmen und vieler Zulieferer. Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen, zeigte sich beeindruckt von der Veranstaltung. „Ich war ja schon auf vielen Spatenstichen, aber das hier ist eine andere Dimension“, so Horn.