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Deutschlandticket-Betrüger verursachen bei DVB Millionenschaden

Tausendfach ist beim Kauf des 49-Euro-Tickets bei den Dresdner Verkehrsbetrieben betrogen worden. Wie die Masche läuft, und wie Kunden geschützt werden sollen.

Lesedauer: 2 Minuten

Zu sehen ist eine Straßenbahn.
Das Deutschlandticket wird von Betrügern missbraucht, bisher sind 15.000 Fälle bei den Dresdner Verkehrsbetrieben bekannt. © Archivbild: Sven Ellger

    Von Ulrich Wolf & Andreas Weller

    Dresden. Betrüger haben sich offenbar illegal Kontodaten besorgt und damit Deutschlandtickets bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) erschlichen. Bisher sind nach Unternehmensangaben 15.000 Fälle bekannt. Die DVB bezifferte den Schaden auf rund 1,4 Millionen Euro.

    DVB-Sprecher Christian Schmidt teilte am Mittwoch mit, bei der Bestellung von Deutschlandtickets seien massenweise falsche oder gestohlene Kontodaten angegeben worden. „Die Abbuchung schlägt dann entweder fehl oder belastet ein Konto, dessen Inhaber die Bestellung gar nicht ausgelöst hat.“ Das ganze Ausmaß der gestohlenen Kontodaten sei schwer abzuschätzen, „weil die Opfer den Betrug zunächst bemerken und dann das falsch abgebuchte Geld zurückfordern müssen“, sagte Schmidt.

    Lastschriftverfahren für Deutschlandticket gestrichen

    Die DVB haben wegen der Betrügereien die Buchungen von Deutschlandtickets bereits geändert. Bei der Online-Bestellung via Smartphone ist es nun nicht mehr möglich, das sogenannte Sepa-Lastschriftverfahren auszuwählen. Um weitere Betrugsfälle zu verhindern, könne das Deutschlandticket stattdessen derzeit nur als Chipkarte bestellt werden, bis weitere Sicherheitsmaßnahmen greifen.

    Vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hieß es, die Art dieser Angriffe sei bekannt. Die Branche tausche sich über Gegenmaßnahmen aus. „Wir haben technische Möglichkeiten, den organisierten Betrug mit Deutschlandtickets einzudämmen, und die Branche ist dabei, alle Lücken zu schließen“, teilte VDV-Pressesprecher Lars Wagner auf Anfrage mit. Allerdings brauche es Zeit für diese technische Aufrüstung. „Diesen Umstand nutzen Betrüger aktuell aus.“

    Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) mit Sitz in Hofheim am Taunus hieß es, die Zahlungsausfälle durch platzende Lastschriften hätten sich im Vergleich zu 2023 schon jetzt verfünffacht. Das Lastschriftverfahren sei abgeschaltet worden, der Betrug habe ein bislang „ungekanntes Ausmaß“ und der Schaden ein „siebenstelliges Niveau“ erreicht.

    Auch der Verkehrsverbund Vogtland teilte auf Anfrage mit, solche Betrugsfälle würden „leider auch über unsere digitalen Vertriebswege registriert“. Bei der Chemnitzer Verkehrs-AG sowie beim Verkehrsverbund Mittelsachsen hingegen hieß es, es seien keine solche Betrugsfälle bekannt. Die Leipziger Verkehrsbetriebe wollten sich zu den Vorkommnissen nicht äußern, die Bezahlung via Lastschrift sei dort aber weiterhin möglich.

    Die DVB bitten alle, die Kontoauszüge auf fehlerhafte Abbuchung eines Deutschlandtickets zu prüfen und sich gegebenenfalls zu melden. Für Bestandskunden ändere sich nichts, für sie sei das Sepa-Bezahlverfahren weiterhin möglich. Auch das Hinterlegen einer Kreditkarte gilt als Bezahlart weiterhin uneingeschränkt. Fragen dazu können über die DVB-Hotline unter 0351/8571011 oder die Mail-Adresse service@dvbag.de gestellt werden.

    Deutsche Bahn betont die Sicherheit ihres Sepa-Verfahrens

    Seitens der Deutschen Bahn hieß es, jene Kunden, die etwa das Deutschlandticket per Lastschrift bezahlten, müssten bereits seit Dezember 2023 während des Buchungsprozesses ihr Bankkonto bestätigen. Sie würden damit vor Betrug und Datenmissbrauch geschützt. Abgefragt würden nur der erfolgreiche Login und der Name der kontoführenden Person im Online-Banking-System. Die Bahn erhalte so nur die Information über den erfolgreichen Login.

    DVB haben Ermittlungsbehörden eingeschaltet

    Die DVB verweisen darauf, dass bei der Einführung des Deutschlandtickets auf langwierige Bonitätsprüfungen und Schufa-Auskünfte verzichtet worden sei, um die Bestellung „möglichst unkompliziert“ zu gestalten. Das aber habe es Betrügern einfacher gemacht. Die Täter hätten die Tickets mit gestohlenen Sepa-Daten gekauft.

    Inzwischen seien die Ermittlungsbehörden eingeschaltet worden, hieß es. Weitere Details nannte Schmidt nicht. „Das würde die Effektivität der Sicherheitsvorkehrungen und die Arbeit der Ermittlungsbehörden beeinträchtigen.“

    Nach Informationen von Sächsische.de bieten die Betrüger die mit den falschen Kontodaten gekauften Deutschlandtickets auf Plattformen wie „ebay“ an, verkaufen die Tickets dort günstiger und machen so Gewinn.

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