Diese wenigen Tropfen der letzten Tage ändern gar nichts. Meteorologen wie Bodenkundler sind sich einig: Zwar sei der Höhepunkt der extremen Dürre Ende August überschritten worden, heißt es im Dürremonitor des Umweltforschungs-Zentrums Leipzig. „Besserung aufgrund des großen Bodenwasserdefizits ist jedoch immer noch nicht in Sicht.“
Das Fazit zum sogenannten hydrologischen Silvester am 31. Oktober fällt für Sachsen vernichtend aus. 30 bis 40 Prozent der normalen mittleren Niederschläge fehlen auf die letzten 12 Monate gerechnet. Das geht aus den Daten des Landesumweltamtes (LfULG) hervor. Sachsenweit fehlen damit im hydrologischen Jahr auf jedem Quadratmeter Boden 250 Liter Wasser. Ähnlich, aber nicht ganz so krass, war es zuletzt im Hitzesommer 2003.
Der Boden ist selbst im Gebirge tief ausgetrocknet. Spree, Weiße Elster, Neiße und die oberen Elbe-Nebenflüsse haben daher nur die Hälfte ihres Durchflusses. Ein Drittel des Wassers ist noch in Mulde und Schwarzer Elster vorhanden. Wenn weiterhin größere Niederschläge ausbleiben und es zusätzlich stark friert, würden die Flüsse und Bäche im schlimmsten Fall gar nicht mehr vom Grundwasser gespeist. Dieser Dauerzustand hat mittlerweile für die Talsperren Folgen. 23 Trinkwassertalsperren gibt es in Sachsen. „Die Pegel sinken sichtbar, und das immer weiter“, sagt Eckehard Bielitz, Chef der Wasserwirtschaft bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Die Wasserspeicher im Erzgebirge bekommen derzeit gerade ein Zehntel des üblichen Zuflusses, mitunter auch nur fünf Prozent, berichtet Ulf Winkler, bei der LTV zuständig für die Wassermengen. „Der Niederschlag hat ab Februar aufgehört, die Zuflüsse sind ab Mai kontinuierlich gesunken.“
Die gute Nachricht für Sachsen ist jedoch: Das Trinkwasser aus den Talsperren wird bisher nicht knapp. Es ist auf Monate noch genügend Wasser vorhanden, erklärt Bielitz. Kritisch wird es wohl erst, wenn noch so ein Jahr folgt. Anders im Tiefland Sachsens, dort, wo Brunnen die Wasserversorgung sichern. Laut dem Landesumweltamt zeigen neun von zehn Messstellen in Sachsen, dass das Grundwasser bereits um mehr als einen halben Meter gesunken ist. In manchen Brunnen reiche es da noch, andere seien bereits trocken.
Um die Talsperren wieder auf mittleren Füllstand zu bringen, wären ohnehin zwei Monate Regen mit der anderthalbfachen Wassermenge als normal nötig, sagt Ulf Winkler. Und danach müssten noch zehn, zwölf weitere Monate mit ganz normalem Wetter folgen, „dann wären wir wieder am Stauziel.“ Dann wären die Talsperren voll.
Von Stephan Schön
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