Es sind die beiden ersten Häuser am Platze in einem der touristischen Hotspots der Sächsischen Schweiz. Das Hotel Elbiente, ein Haus der Kategorie 4-Sterne-Superior, steht direkt links des Rathener Fähranlegers, über den jedes Jahr Zehntausende Besucher das malerische Urlaubsstädtchen betreten. Das Hotel Elbschlösschen, mit vier Sternen klassifiziert, liegt nur 200 Meter entfernt ebenfalls in erster Reihe direkt an der Elbe. Jetzt stehen die zwei größten Hotels im Kurort Rathen zum Verkauf – ohne beim Namen genannt zu werden.
Auf mehreren Immobilienportalen im Internet ist eine "sehr gepflegte Hotelanlage mit über 70 Gästezimmern im Elbsandsteingebirge" gelistet. Kaufpreis: vier Millionen Euro. Ein weiteres "Top Hotel" im Nationalpark Sächsische Schweiz wird für drei Millionen Euro angeboten. Die Namen der Herbergen fehlen, es sind keine Bilder hochgeladen und als Standorte werden Bad Schandau und Pirna genannt. Die Beschreibungen passen jedoch exakt auf die beiden Hotels in Rathen: 70 Zimmer, Wellness-Center, Hallenbad, Baujahr 1999 – das ist das Elbschlösschen. 30 Zimmer, im Jahr 2010 neu errichtet, Massage- und Beautyangebot – das trifft auf das Elbiente mit seinem Spa-Bereich zu.
Beide Inserate stammen vom selben Immobilienbüro. Im Text erklären die Makler dann auch, dass die Ortsangaben in den Online-Exposés nicht zwingend zutreffend sind und bis zu 50 Kilometer abweichen können. Der Grund sei eine hohe Verschwiegenheitsauflage durch den Verkäufer. Da die angebotenen Objekte noch wirtschaftlich aktiv sind, sei es wichtig, den laufenden Betrieb nicht durch aufkommende Gerüchte zu stören.
Den exakten Standort und den Namen des Hotels erfahren Interessenten erst, wenn sie einen entsprechenden Eigenkapitalnachweis vorlegen. Der benötigte Anteil liege bei mindestens 30 Prozent des Kaufpreises, sonst bestehe keine realistische Chance auf eine Finanzierung seitens der Bank, erklärt Volker Gruber von der Maklerfirma Gruber International Real Estate im Anzeigentext. Bei einem angesetzten Verkaufspreis von vier Millionen Euro für die gepflegte Hotelanlage im Elbsandsteingebirge sollten Interessenten also mindestens 1,2 Millionen Euro mitbringen. Als Verkaufgrund werden im Anzeigentext Altersgründe und fehlende Nachfolger angeführt.
Die Hotels Elbiente und Elbschlösschen in Rathen gehören laut Experteneinschätzung zu den ganzjährig am besten ausgelasteten Häusern im Elbsandsteingebirge. Eigentümer und Betreiber ist die Hotel Elbschlösschen Köberl OHG. Auf eine schriftliche Anfrage der Sächsischen Zeitung, ob die beiden Häuser zum Verkauf stehen und warum das so ist, gibt das Unternehmen keine konkrete Antwort. Eigentümerin Lydia Dürr, die in München lebt, lässt über den hiesigen Geschäftsführer Rainer Förster lediglich ausrichten, dass man sich "zu rein privaten Themen niemals öffentlich äußern" werde. "Die Strategie der Hotel Elbschlösschen OHG ist auch im 20. Geschäftsjahr wie bisher auf Erfolg, Stabilität und das Vertrauen in die Leistung der 98 fest angestellten Mitarbeiter und Auszubildenden ausgerichtet", heißt es in der Antwort-Mail. Am Telefon erklärt Geschäftsführer Rainer Förster zudem, dass er gemeinsam mit den Eigentümern gerade die Strategie für die kommenden drei Jahre festgezurrt habe.
Etwas spricht allerdings dagegen, dass alles so bleibt wie bisher. Noch bis zum Jahreswechsel gehörten drei Häuser zu der Hotelgruppe, jetzt sind es nur noch zwei. Der Rathener Hof, auf der gegenüberliegenden Elbseite im Struppener Ortsteil Weißig gelegen, ist seit dem 2. Januar geschlossen. Das erfahren Gäste auf der gemeinsamen Website der drei Hotels. Schweren Herzens müsse man sich von dem im Jahr 2006 übernommenen Haus verabschieden, erklärt die Hotel Elbschlösschen OHG dort. "In turbulenten Zeiten können wir uns so besser auf unsere beiden Hotels auf der rechtselbischen Seite im Kurort Rathen konzentrieren."
Der Grund für die Schließung sei schlicht ein Eigentümerwechsel, erklärt Geschäftsführer Rainer Förster am Telefon. Die Elbschlösschen OHG hat den Rathener Hof zwar betrieben, die Immobilie habe jedoch einer anderen Eigentümergesellschaft gehört. Die habe das Haus verkauft. Der neue Inhaber wolle das Hotel aber weiter betreiben, zum Saisonbeginn im Frühjahr werde es wieder öffnen. Um wen es sich handelt, verrät Förster nicht.
Von Dirk Schulze
Foto: Norbert Millauer