Görlitz. Für die gemeinsame grenzüberschreitende Fernwärmeversorgung von Görlitz und Zgorzelec haben die Stadtwerke Görlitz einen entscheidenden Fördermittelbescheid in Höhe von 81 Millionen Euro erhalten. Bei dem Geld handelt es sich um Fördermittel des Bundeswirtschaftsministeriums und einem EU-Fonds für die Transformation der Wärmenetze. Schon im vergangenen Sommer hatte die EU rund 38 Millionen Euro für das Projekt zugesagt.
Beide Städte wollen bis 2030 große Mengen Kohlendioxid einsparen
Kern der gemeinsamen Fernwärmeversorgung ist die Verbindung der Netze in Görlitz und Zgorzelec. In Görlitz existieren derzeit vier separate Fernwärmegebiete, die ihre Energie hauptsächlich aus Erdgas beziehen. In Zgorzelec gibt es ein Fernwärmenetz. Hier wird die Fernwärme durch Verbrennen von Braunkohle und Erdgas erzeugt.
Die Systeme verursachen jährlich einen Ausstoß von 50.000 Tonnen Kohlendioxid. Ziel ist es, diesen Ausstoß bis zum Jahr 2030 vollständig zu eliminieren und klimaneutrale Fernwärmeversorgung zu erreichen. Die Bürgermeister der Städte hatten dazu im Jahr 2020 eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben.
Ende 2020 stellte der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu die Pläne für die gemeinsame Fernwärmeversorgung in Berlin dem polnischen Botschafter und der damaligen Bundesumweltministerin Svenja Schulze vorgestellt. Beide Städte sowie der sächsische Ministerpräsident und der Breslauer Wojewode wandten sich ebenso wegen Unterstützung an Behörden in Berlin und Brüssel.
Nur zwischen Frankfurt/Oder und Slubice gibt es bislang einen vergleichbaren Fernwärmetausch über die Oder hinweg.
Hohe Investitionen in Görlitz und Zgorzelec nötig
Um die beiden Netze zu verbinden, sind zwölf Kilometer Fernwärmeleitungen nötig, zum Teil durch die Neiße. Durch die Entstehung dieses grenzüberschreitenden Netzes können die Fernwärmeversorger künftig effizienter und flexibler Fernwärme aus unterschiedlichen Technologien erzeugen.
Ein Drittel des Gesamtwärmebedarfs soll bis 2030 mittels Wärmepumpen gedeckt werden. Hierfür wird Wärme aus dem Berzdorfer See und dem gereinigten Abwasser der Kläranlage „Nord“ in Görlitz, entnommen. 17 Prozent der Fernwärme entsteht aus Solarthermie in Kombination mit saisonalen Wärmespeichern. 48 Prozent kommt aus Biomasse, wobei im Energiemix der Stadt Görlitz der Biomasseanteil stets unter 25 Prozent liegen wird.
Die Stadtwerke hatten zuletzt ein 37 Hektar großes Areal im Gewerbegebiet „An der Autobahn“ nahe Hornbach erworben. Dieses Gelände ist für die Installation von Solarmodulen und die Errichtung eines saisonalen Erdbeckenspeichers vorgesehen.
Weitere Vorhaben sind die Erweiterung des Klärgasspeichers in der Kläranlage im Görlitzer Norden sowie der Start für die Verbindungsleitung zwischen dem Blockheizkraftwerk Görlitz-Königshufen und der Kläranlage. Parallel dazu ist auf polnischer Seite der Baubeginn eines Biomasseheizwerkes als erste Maßnahme vorgesehen.
Ohne Fördermittel würde es keine sozial verträglichen Preise für Fernwärme künftig geben
„Dieser Fördermittelbescheid ist entscheidend für die Umsetzung dieses europaweit einmaligen Vorhabens und das Zusammenwachsen der Europastadt Görlitz/Zgorzelec“, sagt der Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu. „Die konsequente grenzüberschreitende Zusammenarbeit der vergangenen sechs Jahre auf allen Ebenen zeigt, dass auch sehr ambitionierte Projekte möglich gemacht werden können.“
Die Stadtwerke sind gleichermaßen froh über die hohen Fördermittel. „Ohne die gemeinsame Unterstützung von Bund und EU wäre die notwendige Dekarbonisierung des Wärmesektors in unserer Region nicht möglich“, sagt daher auch Matthias Block, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Görlitz AG. Allein wäre das Unternehmen gar nicht in der Lage, in der Kürze der Zeit so hohe Investitionen zu stemmen. Denn der Versorger ist auch für das Wasser- und Abwassernetz in Görlitz zuständig, wo ebenso hohe Investitionen nötig sind, um die Versorgung und die Qualität des Trinkwassers abzusichern.
Zum anderen können die Fernwärmepreise in der Zukunft sozial verträglich gehalten werden, was Block immer ein besonders wichtiges Anliegen war.
Am Projekt „United Heat“, das die Fernwärmenetze von Görlitz und Zgorzelec verknüpfen wird, arbeiten die Stadtwerke Görlitz AG (SWG), die zur Veolia-Gruppe gehört, und der SEC Zgorzelec, die zu E.ON edis Energia gehört, über eine Facharbeitsgruppe mit rund 30 Personen aus verschiedenen Ländern zusammen. Darüber hinaus unterstützen Experten der deutsch-polnischen Energieplattform im Auftrag des Auswärtigen Amtes.
SZ


