Dienstagvormittag. 11 Uhr. Alpaka Socke wird zum Fototermin gebeten. Und er kommt. Der sanfte Schwarze tappert in den Hofladen von Jörg Fiedler. Wunderschön ist er anzusehen mit seinen schwarzen Kulleraugen und den Zottelohren. Jetzt ja nicht scheuen! Macht er nicht. Macht er nie. "Diese Tiere sind so sanftmütig und sozial. Wir lieben sie dafür", sagt der Königsbrücker. Und für so vieles mehr. Vor sieben Jahren gingen er und seine Frau auf die Suche nach zwei Alpakas. "Eigentlich wollten wir uns nur zwei als Haustiere halten", sagt er. Doch mittlerweile stehen acht im Stall und im Wäldchen hinterm Haus. Vier davon sind daheim geboren. Und einige von ihnen auf Schauen mehrfach ausgezeichnet worden.
Hier an der Königsbrücker Heide im Alpaka-Garten haben sie es gut. Ruhe. Saftige Wiesen. Nachts geht es in den Stall. Obwohl die Tiere aus den südamerikanischen Anden auch Kälte gut wegstecken. Bis Minus 20 Grad ganz locker. "Wenn es schneit, dann bleiben sie auch draußen und lassen sich ganz gern komplett einschneien", erzählt Christina Kubasch. Die Königsbrückerin hilft ihrem Mann und teilt dessen Leidenschaft voll und ganz. Seit einem Jahr betreibt er den Hof samt Hofladen nun hauptberuflich. Vor ein paar Jahren war das noch nicht abzusehen. Doch wer sich dreht und fleißig neue Ideen weiterstrickt, wird belohnt. Schon lange werden aus der Wolle und anderen Alpaka-Produkten diverse Dinge gefertigt und produziert. Man hat sogar ein eigenes Mode-Label kreiert. Das ziert die Handmade-Produkte. Und fällt auf.
Wer sich hierher an den Rand der Stadt verirrt, wird belohnt. Im gemütlichen Laden findet man viele kleine Dinge, die sich hervorragend als Geschenk eignen. Aber auch nachhaltigen Charakter haben. Socken, Handschuhe, Mützen, Pullover und Pulswärmer türmen sich in den Regalen. Vieles davon selbst gestrickt von Christina Kubasch. "Die Abende sind hier lang. Da ist Zeit für solche Handarbeit", schmunzelt sie. Auch Filzprodukte findet man, spezielle Bettdecken oder Babyartikel. In den wärmenden und sehr gesunden Decke ist zum Beispiel nur ein einziges Kilogramm Alpaka-Wolle verarbeitet. Das Leichtgewicht reicht aber auch für sehr kühle Winternächte. "Diese Wolle ist sechsmal wärmer, als die von Schafen", freut sich der Halter. "Natürlich kommt nicht alles an Wolle von unseren acht Tieren. Das gibt eine Schur im Jahr nicht her. Wir kooperieren mit anderen Haltern", erklärt Jörg Fiedler.
Es gibt zwei Alpakatypen, das Huacaya und das Suri. Sie unterscheiden sich in der Struktur ihrer Faser. Im Hofladen kann man probeweise einmal beherzt in die Wolle greifen. Das hinterlässt auf jeden Fall ein wohliges Gefühl. Der gemütliche Laden hat einiges zu bieten. Die zugekauften Produkte sind natürlich original aus der Heimat der Neuweltkameliden, zu denen die süßen Knopfaugenträger gehören. Von handgeschöpfter Seife mit Alpaka-Keratin bis Fingerpuppen, von Schmuck bis Einlegesohlen ist alles vorhanden. Letztere produziert Jörg Fiedler selbst. Besonders weiche Wellness-Socken lässt er im Erzgebirge herstellen. Und einen Pflanzendünger gibt es. Die Pellets entstehen in einem speziellen Verfahren aus Alpaka-Wolle. "Dafür haben wir sogar die Zertifikation des Fresenius-Instituts", schwärmt der 53-Jährige.
Diese Tiere schaffen bleibende Werte – als Lieferant hochwertiger Edelfaser, aber auch als Freizeittier. Wer mit Socke, Betzi, Simba, Isidor, Kaja, Ella, Josie und Speedy in die Heide spazieren will, kann das im Alpaka-Garten Königsbrück buchen. Letzterer ist übrigens das Nesthäkchen und gerade vier Monate alt geworden. Auch Kindergeburtstage auf dem Hof mit ganz vielen Streicheleinheiten, Fütterung, Kakao und Kuchen sind heiß begehrt. "Und wir haben einige Termine in Altenpflegeheimen der Region" sagt Jörg Fiedler. Durch ihre sanftmütig soziale Art eignen sich die Tiere gut als besondere Therapeuten. Die alten Leutchen freuen sich immer riesig über ihren Besuch. Wer "Socke" & Co kennenlernen will, ist herzlich auf den Hof am Heinrich-Zille-Weg 44 eingeladen. Oder man schaut am Sonnabend, dem 15. Dezember auf dem Advents Spectaculum in Kamenz vorbei.
Von Ina Förster
Foto: © Matthias Schumann