Suche
Suche

Ein seltenes Angebot in Zschauitz

Bei Hentzschels gibt es noch Gemisch für Zweitakter. Es ist die einzige Tankstelle weit und breit mit diesem Angebot.

Lesedauer: 2 Minuten

Einszufuffzig oder einszudreiunddreißig? Wer zu DDR-Zeiten an eine Tankstelle fuhr, wurde in der Regel mit der Frage nach dem Mischverhältnis für seinen Zweitakter konfrontiert. Und da es in der Republik vor allem Trabant und Wartburg waren, die die Straßen beherrschten, gab es Gemisch natürlich auch an jeder Tanke.

Die Zeiten haben sich geändert. „Gemisch ist bei uns nur ein Randprodukt“, sagt Gert Hentzschel. In Zschauitz betreibt er seit 1997 seine Tankstelle und ist heute einer von ganz wenigen Händlern in der Region, die überhaupt noch das Gemisch anbieten. 

„Damals waren noch genug Zweitakter unterwegs“, blickt Gert Hentzschel zurück. Heute sei das etwas anders. Trabi und Wartburg sind auf den Straßen selten geworden. Geblieben sind freilich die Besitzer von Simson-Mopeds, die bei leerem Tank regelmäßig Zschauitz ansteuern. Deren Zahl ist zumindest stabil, weil sich der Besitz einer „Simme“ nicht nur in unserer Region mehr und mehr zum Kult entwickelt hat.

Dass Hentzschels den Kraftstoff-Mix nach wie vor im Angebot haben, liegt schlicht und einfach an den technischen Voraussetzungen. „Wir haben die entsprechende Anlage dafür, sie wird für keinen anderen Kraftstoff gebraucht“, so Gert Hentzschel. Auch ein extra Tank ist vorhanden. „Warum sollten wir die Säule also außer Betrieb nehmen?“ fragt der Inhaber.

Es ist nicht das „große Geschäft“, das er mit dem Verkauf des Gemischs macht. Doch es gebe zahlreiche Kunden, die regelmäßig mit ihrem Zweitakter nach Zschauitz kommen und die Gelegenheit nutzen, gleich mal in Großenhain den Einkauf zu erledigen. Der Einzugsbereich ist groß. Im benachbarten Großdobritz wurde der Vertrieb vor ein paar Jahren eingestellt. Dort gab es sogar mal vier Zapfstellen. Doch allein die regelmäßige Kontrolle bzw. Erneuerung des Tankschlauches verursacht erhebliche Kosten.

Gert Hentzschel will trotzdem so lange wie möglich den Verkauf von „Mix“ aufrechterhalten. Der Bedarf sei zwar überschaubar, aber vorhanden. Vor allem für Mopedfahrer ist Zschauitz ein beliebter Treffpunkt – manchmal auch übers Tanken hinaus. Wer von weiter weg kommt, füllt zudem nicht selten einen kleinen Vorrat in seine Kanister.

Geht es nach Gert Hentzschel, bleibt es beim Angebot des 1:50-Gemischs. Allerdings: Wenn die Säule mal ausfällt, dürfte Schluss sein. „Dafür gibt es keine Ersatzteile mehr“, sagt der engagierte Tankstellenbetreiber. Den betroffenen Kunden bleibt dann nur, zu Hause selbst zu mischen.

 Dazu muss die für die Kraftstoffmenge notwendige Ölmenge je nach dem gewünschten Mischungsverhältnis ausgerechnet oder aus einer Mischtabelle entnommen werden. Das Öl wird in einem geeigneten Gefäß – zum Beispiel ein für Kraftstoffe zugelassener Kanister – dem Kraftstoff zugegeben und der Behälter kurz geschüttelt. Bei längerer Lagerung ist zu berücksichtigen, dass sich das Öl wieder entmischen kann.

Es ist der eher aufwendige Weg zum bewährten „einszufuffzig“.

 

Von Thomas Riemer

Foto: © Kristin Richter

Das könnte Sie auch interessieren: