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Erste sächsische Universität startet in Ägypten: „Sachsen hat kein Geld dafür bezahlt“

Der Freistaat schmückt sich ab September mit einer sächsischen Hochschule in Ägypten und etwa 1.700 Studierenden. Damit will er Fachkräfte für Altenpflege und Kfz-Technik gewinnen. Doch jetzt gibt es Kritik daran.

Lesedauer: 3 Minuten

Luisa Zenker

Dresden. Sachsen hat einen Personalmangel. In den nächsten zehn Jahren werden allein in der Pflege 5.000 Fachkräfte fehlen, weil die Bevölkerung altert. Daher streckt der Freistaat seine Fühler nach Nordafrika aus und sucht in Ägypten Personal. So steht es in der Fachkräftestrategie des Freistaates.

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat darauf nun Taten folgen lassen und eine sächsische Universität in Kairo eröffnet. Sie trägt den Namen: Saxony Egypt University for Applied Science & Technology (SEU). Rund 1.700 ägyptische Studenten werden dort im September beginnen.

Sachsen profitiert von Ausbildung in Ägypten, ohne selbst zu zahlen

Der Freistaat erhofft sich damit, Fachkräfte für sächsische Pflegeheime und Kfz-Werkstätten zu gewinnen. Dass die Wahl auf Ägypten fällt, hat mit einer Potenzialanalyse der Bundesagentur für Arbeit, erklärt das sächsische Kultusministerium. Man verspricht sich in Ägypten nicht nur einen „Fachkräfteaustausch“, sondern auch wissenschaftliche und wirtschaftliche Kooperation.

Großangelegt war dementsprechend die Eröffnung in Kairo mit Ministerpräsident und dem ägyptischen Minister. „Dabei hat Sachsen nicht einen Euro gegeben“, kritisiert Organisator Rüdiger School. Er hat die Hochschule aufgebaut. Sachsen profitiere davon, ohne sich selbst angestrengt zu haben. Denn sächsische Steuergelder fließen nicht nach Ägypten.

Die Universität wurde innerhalb von 1,5 Jahren gebaut. Das kann sich in Deutschland keiner vorstellen.

Rüdiger School Geschäftsführer der Saxony International School Carl Hahn

Vielmehr steckt hinter dem Bau der ägyptische Investor Cira. „Cira investiert in Bildung. Bildung bringt ihnen Zukunftssicherheit“, so School. Die Lehrkräfte werden über das private Schulgeld bezahlt. Zur Höhe will sich School nicht äußern.

Rüdiger School hat das Ausbildungskonzept für die sächsische Hochschule in Ägypten mit entwickelt.
Rüdiger School hat das Ausbildungskonzept für die sächsische Hochschule in Ägypten mit entwickelt.
Quelle: Saxony International School Kairo West 

Sieben Jahre studieren die Ägypter dort bis zum Master, sie können zwischen Kfz-Technik, Logistik, Altenpflege, Computersicherheit, allgemeiner Gesundheit sowie Sportmanagement wählen. Ähnlich einer dualen Hochschule wird nach deutschen Lehrplänen und mit deutschen Experten unterrichtet. Die Ausbildung findet auf Englisch und Deutsch statt. „Die Universität wurde innerhalb von 1,5 Jahren gebaut. Das kann sich in Deutschland keiner vorstellen“, so School.

School hat bereits zwei Berufsschulen in Ägypten für Kfz-Mechatronik mit aufgebaut sowie eine Berufsschule für Altenpflege. „Damit die Menschen in Ägypten selbst aktiv werden können, nicht nur alles importieren, sondern eigenständig produzieren können“, erklärt School sein Anliegen.

Hochschule soll Ägypter nach Sachsen locken

Aus den ägyptisch-sächsischen Berufsschulen sind in diesem Jahr zehn Praktikanten mit dem Programm nach Sachsen geflogen – drei davon bei Mercedes. „Sieben haben hier einen Arbeitsvertrag im Bereich Kraftfahrzeugtechnik bekommen“, sagt School, der in Hohendorf im Vogtland lebt. „Deutschland gilt in Ägypten noch als Schlaraffenland“, sagt er. Verpflichtet werden die Schüler nicht, nach Deutschland zu kommen. Aber School ist sich sicher, dass sie es nutzen werden.

Vor dem Start hatte School versucht, in Sachsen eine private pädagogische Hochschule zu gründen. „Man hat es mir nicht zugetraut. Man war der unbegründeten Meinung, wir könnten das nicht finanzieren.“

Zwischen Kfz-Technik, Lagerwirtschaft und Logistik, Altenpflege, Computersicherheit, allgemeiner Gesundheit und Sportmanagement können die Studierenden an der neuen Hochschule wählen.
Zwischen Kfz-Technik, Lagerwirtschaft und Logistik, Altenpflege, Computersicherheit, allgemeiner Gesundheit und Sportmanagement können die Studierenden an der neuen Hochschule wählen.
Quelle: SEU – Saxony Egypt University

In Ägypten hat man dem 72-Jährigen vertraut. „Weil unsere Ergebnisse einzigartig waren und wir dadurch bis zum Bildungsministerium bekannt wurden. Wir hatten mehr Bewerber als Plätze.“

School selbst hat Kraftfahrzeugtechnik und Pädagogik studiert, ist aber Bildungsunternehmer durch und durch – und hat beim Wettbewerb „Sachsens Unternehmer des Jahres“ 2021 einen Sonderpreis als bester Chancenmanager gewonnen. Der Sachse hat bereits 18 freie Privatschulen mit rund 3.000 Schülerinnen und Schülern sowie 20 Kindergärten in Freistaat gegründet, sie tragen den Namen: Saxony International School Carl Hahn (SIS). Dort lernen die Kleinen von Anfang an mehrere Fremdsprachen.

SZ

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