„Ich denke, wir fangen mit einem Saxecco an.“ Für einen Montagvormittag vor elf Uhr könnte das schnell verdächtig klingen. Hier am Tresen in der Lagerhalle der Winzergenossenschaft Meißen hat der Satz jedoch einen ganz professionellen Hintergrund: Sachsens größter Weinhersteller stellt Wirten, Händlern und weiteren Kunden traditionell um diese Zeit sein aktuelles Sortiment vor.
Der Begriff Jungweinprobe führt deshalb etwas in die Irre, auch wenn vom 2018er Jahrgang zum Beispiel Goldriesling und Müller-Thurgau im aktuellen Produktverzeichnis und natürlich an den über das Unternehmensgelände verteilten Probierstationen zu finden sind.
Genossenschafts-Chef Lutz Krüger harrt trotz kühler Temperaturen an einem Stehtisch vor der Lagerhalle aus, um die Gäste zu begrüßen. Rund 300 Anmeldungen habe es gegeben, sagt er.
Die Autokennzeichen auf dem gut gefüllten Parkplatz vor der Weinerlebniswelt verraten, dass die Kunden an diesem Tag selbst aus entfernteren Regionen wie Görlitz angereist sind. Manch einer nutzt den Besuch, um nicht nur zu kosten, sondern gleich kräftig einzukaufen.
Kellermeisterin Natalie Weich kommt soeben aus dem Archivkeller nach unten geeilt. Welche Neuheit würde sie hervorheben? Es sind die Flaschengärungssekte wie der Morio Muskat, welche es erstmals in verschiedenen Geschmacksvarianten gibt, sagt sie.
Beim Morio Muskat zum Beispiel in den Varianten extra trocken, trocken und halbtrocken. Eine solche Breite habe die Winzergenossenschaft ihren Kunden bislang noch nie offerieren können.
Der vergangenes Jahr von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft mit Silber ausgezeichnete trockene Traminer-Sekt ist jetzt auch als brut erhältlich. „Vielleicht sollten wir den als Nächstes probieren.“
Von Peter Anderson
Foto: © Claudia Hübschmann