Die Autofahrer im Elbtal sind in diesen Tagen leidgeprüft. Oft geht es nur im Schritttempo auf der Meißner Straße in Radebeul voran, bildet sich ein Stau zwischen Eberlein-Platz und Beyerlein-Platz in Meißen. Häufig bildet Ausweichverkehr von der Autobahn die Ursache. Eine Besserung ist nicht abzusehen. Der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst und die Kreistagsfraktion von FDP und Freien Wählern haben jetzt bei einem Gesprächsabend in Kötzschenbroda über Alternativen informiert.
Autonome Shuttles sind noch unreif.
Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) Burkhard Ehlen fasst es mit einer Anekdote zusammen. Mit Kollegen habe er in der schweizerischen Stadt Sitten das durch die Fußgängerzone pendelnde fast autonome Shuttle getestet. Eine verblüffende Beobachtung: Das runde gelbe Auto blieb beständig stehen, da Fußgänger querten, die sich längst an den Stop-Effekt des Shuttles gewöhnt hatten. Dies sei nur eine von mehreren Kinderkrankheiten, so der VVO-Chef. Er sehe einen großen Forschungs- und Entwicklungsbedarf, bevor solche Vehikel im Nahverkehr im Elbtal tatsächlich effektiv einsetzbar seien. Ein Feldversuch im ländlich geprägten brandenburgischen Kreis Prignitz soll hier weitere Fortschritte bringen. Mit federführend ist der Geschäftsführer und Bereichsleiter Mobilität beim Institut für Gesundheit und Sozialforschung Christoph Gipp. Ab Januar sollen innerhalb des Projektes Kleinbusse als öffentliches Zubringersystem erprobt werden. Es geht darum, die Akezptanz bei den Bürgern und die praktische Machbarkeit zu testen, so Gipp.
Uber will in Lücke springen.
Als Plattform für alle möglichen Mobilitätsangebote vom Leihfahrrad über die Mitfahrgelegenheit bis hin zur Straßenbahn möchte das Unternehmen Uber in Deutschland auftreten. Die Firma hat sich vor allem durch die Vermittlung von privaten Mitfahrten mittels einer App in den USA einen Namen gemacht. In Deutschland ist sie derzeit hauptsächlich in Berlin und München aktiv. „Wir haben unsere Angebote mittlerweile allerdings auch an der kroatischen Adriaküste ausgerollt“, sagt Uber-Manager Roland Werner. Dort würden die Dienste über die touristische Hauptsaison hinaus im Winter genutzt. VVO-Geschäftsführer Ehlen zeigt sich skeptisch, ob diese Modelle auf dörflichere Gegenden übertragbar sind. „Aus unserer Beobachtung funktionieren sie überall dort profitabel, wo sich Verkehrsströme einfach bündeln lassen und eine starke Nachfrage existiert“, sagt er. Wenn dann allerdings statt der großen Busse wie bislang, lauter kleine Shuttles verkehrten, könne dies schnell die Straßen verstopfen.
Bei Baugebieten auf Buslinien achten
Als einen ersten Schritt hin zu einer besseren Verknüpfung von Land und Stadt verweist der VVO auf das seit neustem existierende Plusbusnetz. Dieses bindet werktags mit 16 Fahrten, sonnabends mit sechs Fahrten und sonntags mit vier Fahrten kleinere Landstädte etwa an Dresden an. Entscheidend sei nun die Frage, wie die sogenannte letzte Meile von der Haustür zur Haltestelle zu mobilisieren sei. Verkehrsforscher Christoph Gipp nennt einen Pflegedienst aus Seifhennersdorf, der sich eine Taxilizenz erworben habe, als Vorbild. So könnten die Mitarbeiter ohne rechtliche Probleme die Kunden auf ihren Fahrten zum Arzt oder Einkaufen mitnehmen. Oft lägen diese Ziele in den kleinen Städten eng beieinander. Genau an diesem Punkt setzt auch VVO-Chef Burkhard Ehlen an. Wenn Schule, Poliklinik und Dienstleistungszentren zentral konzentriert würden, ließen sich öffentliche Verkehre auch effektiv zusammenfassen. Darauf müsse die Politik künftig verstärkt achten.
Angebote bekannter machen.
Lommatzschs Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP) nennt zu komplexe Tarifsysteme als weiteres Hindernis für mögliche Nutzer von Bus und Bahn. Oft wüssten die Bürger nicht, wie sie einen Fahrschein kaufen sollten. Bestätigt wird dies von Verkehrsforscher Gipp. Das gleiche Ergebnis hätten Analysen im Bautzner Raum erbracht. Selbst gute Verbindungen vor der Haustür seien dort den Befragten nicht bekannt gewesen. Hier könnten einfach zu bedienende, einheitliche Apps Abhilfe schaffen.
Von Peter Anderson
Bildquelle: Michaël GOUNON