Von Frank-Uwe Michel
Die Finanzierung war bereits klar. Nun sind auch alle bürokratischen Hürden genommen: Die Stadt Zittau hat die noch ausstehende Baugenehmigung erteilt. Somit entsteht in den nächsten Wochen eine von Fraunhofer in Auftrag gegebene Versuchsanlage mit dem sperrigen Namen La-SeVe – das bedeutet „Laboranlage Sektorengekoppelte Verwertung der PEM-Elektrolyseprodukte“. Dahinter verbirgt sich ein Container, in dem ein Elektrolyseur untergebracht ist, der aus grünem Strom Wasserstoff erzeugt. Laut Clemens Schneider, der den Zittauer Standort des Fraunhofer-Institutes für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) leitet, wird er auf dem Gelände der Stadtwerke aufgestellt.
Aktuell wird die Anlage bereits zusammengebaut, soll Ende 2024 geliefert und angeschlossen werden. Ebenfalls zu dem Versuchskomplex gehört eine neue Trafostation, aus der Strom bezogen wird. In einer bestehenden Halle auf dem Stadtwerke-Areal werden außerdem Wärmepumpe, Pufferspeicher, Pumpen und Regelungstechnik untergebracht, die dann über einen Wasserkreislauf mit dem Elektrolyseur verbunden sind. Kostenpunkt für das Vorhaben sind 2,7 Millionen Euro. Die Mittel werden vom Bundesforschungsministerium zur Verfügung gestellt, das in ein sogenanntes Wasserstoffleitprojekt – zu dem die Zittauer Anlage gehört – insgesamt rund 19 Millionen Euro investiert.
Die Forschungen an der Versuchsanlage sollen zeigen, wie die bei der Produktion von Wasserstoff anfallenden Nebenprodukte wie Sauerstoff und Wärme optimal genutzt werden können – und vor allem, welche Einsatzmöglichkeiten sich dafür anbieten. Clemens Schneider geht von einem breiten Spektrum aus. So wird bei der Elektrolyse zum Beispiel eine Temperatur von 60 Grad Celsius erreicht. Mithilfe einer Wärmepumpe soll dieser Wert auf 90 bis 95 Grad angehoben werden und dann dem Fernwärmenetz zugutekommen, das die Zittauer Stadtwerke betreiben. Bei entsprechender Reinheit sei auch der anfallende Sauerstoff in der Wirtschaft gefragt.
„Wir wollen natürlich noch weitere Schnittstellen finden“, gibt der Leiter des Zittauer Fraunhofer IEG-Standortes die Richtung vor. Im Fokus stünden zudem Technologien zur effizienten Wandlung verschiedener Energieformen. Schließlich gehe es darum, Erfahrungen zu sammeln, um Elektrolyseure künftig so zu betreiben, „dass die Netze nicht überlastet werden, aber auch keine Energie verschenkt wird.“ Die Fertigstellung der Versuchsanlage ist für Anfang 2025 geplant.
Fraunhofer war mit seinem Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie im Juni 2023 nach Zittau gekommen und hatte in den Mandauhöfen mit zunächst zwölf Mitarbeitern eine Zweigstelle eröffnet. Schon damals gehörten theoretische und praktische Untersuchungen von Elektrolyse-Systemen und deren Nebenprodukten zu den Forschungsprojekten, die angepackt werden sollten. Nun wird dieses Vorhaben umgesetzt.