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Frenzel-Bräu geht 2025 neue Wege – mit Sonne im Tank, Craft-Beer und Radler

Brotbier, Kakaobier, Pfefferkuchenbier: Tobias Frenzel kombiniert Brauhandwerk mit Experimentierfreude, Leidenschaft und lokalen Zutaten. Eine Solaranlage übernimmt künftig die Kühlung seiner Produkte. Und er hat schon wieder die nächsten Ideen im Kopf.

Lesedauer: 4 Minuten

Miriam Schönbach

Bautzen. Mit dem Whirlpool geht der Brautag in Frenzels Sudhaus fast zu Ende. Doch für Tobias Frenzel heißt das keineswegs Ausruhen im wohlig warmen Bad. Stattdessen muss der 38-jährige Brauer nochmals Hand an das frisch gebraute Pils anlegen. Wellness für Hopfen und Malz bedeutet viel Geschmack im Frischgezapften. Im letzten Schritt fließt das Bier über dicke Schläuche in die Gär- und Lagertanks. „Mit steigenden Temperaturen im Frühling spüren wir einen zunehmenden Absatz. Zudem beginnt die Fest- und Freisitzsaison“, sagt der Bautzener – und plant schon den nächsten Brautag, während Mitarbeiter Jürgen Schumann eine Führung übernimmt.

Die Gäste aus Genthin kosten sich durch ein paar frisch gezapfte Proben. „Oh“ und „Ah“ und „Lecker“ sind zu hören. Der Blick der Feriengäste geht in die Regale der Schaubrauerei in der Humboldtstraße. Dort stehen inzwischen mehr als zehn verschiedene Bier-Kreationen. „Unser Festbier, das Pils, das Dunkle und das Hefeweizen sind unsere Klassiker, doch seit unserer Eröffnung hier 2006 brauen wir auch immer wieder Spezialbiere“, sagt Tobias Frenzel. Aktuell wartet der zweite Sud des Bautzener Brotbieres auf experimentierfreudige Gaumen.

Jürgen Schumann kümmert sich nicht nur um das Abfüllen der Biere, sondern auch um die Führungen in der Brauerei.
Jürgen Schumann kümmert sich nicht nur um das Abfüllen der Biere, sondern auch um die Führungen in der Brauerei.
Quelle: Steffen Unger

Wie bei anderen Spezialbieren handelt es sich um eine Kooperation – in diesem Fall mit der Bautzener Bäckerei Reck. Die Idee zum „Renftel – Flüssigbrot“ entstand 2023, und in diesem Bier ist tatsächlich das drin, was auf dem Etikett steht, anders als beim „Kamenzer Würstchen-Bier“.

Um möglichen Irritationen vorzubeugen: Das Fleischerei-Original aus der Lessingstadt steckt nicht in der Flasche – wohl aber die typischen Gewürze. „Wir arbeiten mit Kümmel, Pfeffer, Majoran und ein bisschen Rauch“, erklärt der Inhaber der Bautzener Spree-Pension. Von seinen Eltern haben er und seine Frau 2022 das Gasthaus mit Hotelbetrieb in der Fischergasse übernommen. Unter dessen Dach wurde 2006 auch das erste Frenzel-Bräu gebraut.

Leidenschaft und Experimentierfreude

Die Anfänge von Frenzels Bierleidenschaft reichen noch weiter zurück. Der erste 50-Liter-Kessel stand bereits 2003 im Altstadtbrauhaus in Bautzen. „Dort habe ich mit meinem Mathematik-Leistungskurs mein erstes Bier gebraut. Damals war nicht abzusehen, dass es einmal so groß wird“, sagt der gelernte Koch und Küchenmeister. Sein Motto damals wie heute: Das Bier wird in Handarbeit, mit Leidenschaft und Experimentierfreude hergestellt. Dazu kommt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.

Frenzel-Bräu versteht sich nicht nur als Brauerei, sondern als kreativer Ort für Bierliebhaber. „Wir wollen die Region in die Flasche bringen“, sagt Tobias Frenzel. So erklärt sich das Brotbier, aber auch das Heidebräu aus alten Getreidesorten – ein gemeinsames Projekt mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Auch das Senf-Honig-Bier oder das Pfefferkuchenbier gehören dazu. Letzteres entstand in Zusammenarbeit mit der Pulsnitzer Pfefferküchlerei Groschky und zählt mittlerweile zu den Klassikern.

Wir wollen die Region in die Flasche bringen. – Tobias Frenzel, Brauer und Inhaber der Frenzel-Bräu

Dadurch wurde auch die Dresdner Schokoladen-Manufaktur Camondas auf Frenzel-Bräu aufmerksam. „Die Jungs haben bei uns eine Führung gemacht, auf der Suche nach jemandem, der Kakao-Bier herstellen kann“, erzählt der Hotelier und Brauer. Da war die Experimentierfreude wieder geweckt. Nur so viel sei verraten: Es ist drin, was draufsteht. Und: Den besonderen Sorten gönnt der Autodidakt eine zweite Reifung. „Wir haben unser Bier als Grundlage und lassen es mit den weiteren natürlichen Zutaten nochmals reifen“, plaudert er aus dem Nähkästchen.

Neue Bierbrau-Interessenten melden sich regelmäßig bei Frenzel. „Wir haben aktuell eine Anfrage, über die ich aber noch nicht zu viel verraten will. Nur so viel: Wir haben noch nie ein Radler in die Flasche gebracht“, sagt der Unternehmer. Auch beim Thema Limonaden sieht er Wachstumspotenzial. In der Spree-Pension gibt es bereits „selbstgebraute“ Fassbrause. Die Flaschenabfüllung lohne sich in Handarbeit jedoch noch nicht. Auch dem Trend zu 0,0-Prozent-Bieren steht der Brauer zunächst skeptisch gegenüber – trotz eines wachsenden Marktes.

Absatz geht aufwärts

Die Statistik des Deutschen Brauer-Bundes zeigt, dass der Bierkonsum in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. 88 Liter tranken die Deutschen durchschnittlich im vergangenen Jahr. 2017 waren es noch fast 100 Liter.

Tobias Frenzel gibt seinem Bierjahr 2024 dennoch gute Noten. „Nach Corona hatten wir einen Absatzknick, aber jetzt geht es wieder aufwärts“, sagt er. Für das Plus sorgen nicht nur die frühlingshaften Temperaturen, sondern auch die steigende Präsenz seiner Biere in Edeka-Märkten der Region. Einen Trend ist der Brauer auch mitgegangen: Mit Frenzels Pale Ale kommt inzwischen auch die beliebte Craft-Beer-Variante aus der Humboldtstraße.

Geplant ist, in diesem Jahr in eine Solaranlage für das Brauhaus zu investieren – so würde künftig Gerstensaft mithilfe von Sonnenkraft entstehen. „Die Technologie ist für uns sinnvoll, weil ich zum Beispiel unser Bier kühlen kann, wenn die Sonne strahlt“, erklärt der Brauer. Zudem möchte er 2025 die Freisitz-Saison an der Spree etwas größer eröffnen: Am 24. Mai spielen dort ab 17 Uhr die Crostwitzer Musikanten. Dazu können sich die Biergenießer durch die Frenzel-Bräu-Sorten probieren.

Ein bisschen mehr Abenteuerlust wünscht sich der Bier-Gourmet übrigens von den männlichen Biertrinkern. Mehr Experimentierfreude in Sachen Hopfen-Kreationen bescheinigt er den Damen. Zum Beweis gehen vier Urlauberinnen nach der Führung mit den Spezialsorten Osterreiter-Bier, Senf-Honig und Maibock nach Hause. Tobias Frenzel aber verschwindet noch einmal ins Sudhaus – nach dem Brauen muss schließlich alles wieder sauber gemacht werden.

SZ

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