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Gibt es zu wenig Apotheken?

Im Sachsenvergleich liegt nur Bautzen hinter dem Kreis Meißen. Auf 100 000 Einwohner kommen 21 Apotheken.

Lesedauer: 2 Minuten

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – ein Satz, den wohl die meisten kennen. Tatsächlich zählen Ärzte und Apotheker zu den Berufsgruppen, die das größte Vertrauen in der Bevölkerung genießen. Gleichzeitig droht aber vielen Apotheken – gerade auf dem Land – das Aus. Das Schlagwort der Stunde lautet: Apothekensterben.

Die SZ hat sich die Situation im Landkreis Meißen angesehen und dazu mit Solveig Wolf von der Sächsischen Landesapothekerkammer in Dresden gesprochen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie gut ist der Landkreis mit Apotheken versorgt? 

Im Kreis Meißen gab es zum Stichtag 31. Dezember 2017 genau 51 Apotheken und 94 Apotheker. Das hat eine Auswertung des Statistischen Landesamtes Sachsen ergeben. Bei der Apothekendichte liegt der Landkreis vor Bautzen auf dem vorletzten Platz. Auf 100 000 Menschen kommen nur knapp 21 Apotheken, in Zwickau sind es dagegen 27 (siehe Kasten).

Wie sind diese Zahlen zu interpretieren?

Nicht so negativ, wie es zunächst scheinen mag. Denn die Anzahl der Apotheken im Kreis Meißen sei seit Jahren stabil, sagt Solveig Wolf von der Sächsischen Landesapothekerkammer. Vergleiche man die Dichte mit dem Sachsenschnitt von 24 Apotheken je 100 000 Einwohnern liege Meißen zwar darunter, Zwickau aber auch deutlich darüber, wohl auch, weil es dort einfach mehr größere Städte gibt.

Was paradox klingen mag: Obwohl in Sachsen die Zahl der Apotheken leicht sinkt, steigt gleichzeitig die der Apotheker. Diese würden aber auch benötigt, erklärt Wolf, unter anderem da heute mehr dokumentiert werden müsse und viele in der DDR ausgebildete Pharmazie-Ingenieure in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Diese durften bis zu vier Wochen im Jahr einen Apotheker vertreten.

Gibt es Regionen im Landkreis, die von Apotheken abgeschnitten sind? 

Bis zu vier Kilometer können einem Patienten bis zur nächsten Apotheke zugemutet werden, erklärt Wolf. „Ab sechs Kilometern Entfernung kann man es als abgelegen betrachten.“ Damit Patienten auf dem Land trotzdem versorgt werden, dürfen Apotheken Rezeptsammelstellen einrichten. Im Kreis Meißen gibt es zwölf, unter anderem in Tauscha, Kalkreuth, Luga, Schönfeld, Taubenheim und Zabeltitz. In verschlossene Behälter können die Patienten dort ihre Rezepte einwerfen, die dann abgeholt, in der Apotheke verpackt und mit Boten ausgeliefert werden. „Aber das muss wirtschaftlich vertretbar sein“, so Wolf. „Wenn nur alle drei Tage ein Rezept eingeworfen wird, ist es das nicht.“

Trägt die Konkurrenz aus dem Internet zum Apothekensterben bei?

Im Moment sieht Solveig Wolf den Versandhandel von Medikamenten noch gelassen. Zur Gefahr werde das Netz aber, sobald auch verschreibungspflichtige Medikamente bestellt werden können. „Denn Apotheken brauchen die Mischkalkulation.“ In den Preisen für die Medikamente stecke die Beratung schon mit drin.

 

von Dominique Bielmeier

Bildquelle: Jens Wolf / dpa, SZ

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