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Glashütte trauert um Juwelier Hellmut Wempe

Der Hamburger Juwelier Hellmut Wempe hat auch in Sachsen seine Spuren hinterlassen. Dank ihm wurde nicht nur die Sternwarte in Glashütte saniert.

Lesedauer: 3 Minuten

Bild zeigt Hellmut Wempe
Der Hamburger Unternehmer Hellmut Wempe hat dafür gesorgt, dass sein Unternehmen im Müglitztal eine Uhrenproduktion ins Leben rief. © Archivfoto: Frank Baldauf

Der Hamburger Juwelier Hellmut Wempe hat auch in Sachsen seine Spuren hinterlassen. Dank ihm wurde nicht nur die Sternwarte in Glashütte saniert.

Von Maik Brückner

An jenen Tag Mitte Juli 2005 werden sich noch viele Glashütter erinnern. Im Beisein des Unternehmers Hellmut Wempe wurde die Kuppel auf die Sternwarte auf dem Ochsenkopf gehoben. Damit wurde die Sanierung dieses Gebäudes so gut wie abgeschlossen. Aus diesem Anlass richtete Wempe ein kleines Volksfest aus. „Wir wollen uns mit dem Fest als neue Nachbarn vorstellen“, begründete der Unternehmer die Feier.

Wie nun am Donnerstag bekannt wurde, ist der Unternehmer am Sonntag, 29. Januar, in seiner Heimatstadt Hamburg friedlich im Alter von 90 Jahren eingeschlafen. In Glashütte wird er unvergessen bleiben. Denn Hellmut Wempe hatte einen maßgeblichen Anteil daran, dass das von ihm geführte Familienunternehmen, die Gerhard D. Wempe KG, eine Außenstelle in der Uhrenstadt Glashütte gründete. Dazu kaufte die Firma Anfang 2005 das Grundstück mit der Ruine der ehemaligen Sternwarte. In Rekordbauzeit wurde das Gebäude bis zum August 2005 für 1,5 Millionen Euro komplett saniert.

Einen Monat später begann das Unternehmen mit der Ausbildung von Uhrmachern und dem Aufbau einer dauerhaften Uhrenproduktion. Hier arbeiten heute 34 Mitarbeiter. Außerdem werden hier 18 Uhrmacherinnen und Uhrmacher ausgebildet. Ziel des Unternehmens ist es, diese Zahl in diesem Jahr auf 24 zu erhöhen.

Das Unternehmen richtet auch die Sternwarte so weit vor, dass von hier aus wieder der Sternenhimmel beobachtet werden kann. In der Weißeritzregion gibt es keine zweite Sternwarte. Ebenfalls 2005 nahm Wempe eine zweite Betriebsstätte auf der Altenberger Straße in Betrieb, um hier eine weitere Servicewerkstatt einzurichten. 2006 baute Wempe in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV) und Staatsbetrieb für Mess- und Eichwesen (SME) in Glashütte eine Chronometerprüfstelle auf – einzige deutsche Prüfstelle für Armbandchronometer nach ISO-Norm.

Für Hellmut Wempe, der am 30. April 1932 im Hamburg geboren wurde, sich in der Schweiz ausbilden ließ und bereits mit 18 Jahren in die Firma eintrat, war diese sein Leben. Wempe war, wie man sich einen hanseatischen Kaufmann vorstellt. Er war stets klassisch gekleidet, war gegenüber anderen Menschen aufgeschlossen und stand zu seinem Wort. So kommentierte Glashüttes früherer Bürgermeister Frank Reichel (CDU) die sanierte Sternwarte mit den Worten: „Es ist ein Prunkstück, so wie es mir Hellmut Wempe beim Kauf versprochen hatte.“ Noch heute erinnert sich der Glashütter gern an die erste Begegnung mit dem Unternehmer, den er als sehr bodenständig kennenlernte: „Ich hatte den Eindruck, als würde wir uns schon lange kennen.“ Auf seine Zusagen habe er sich verlassen können. Bei ihm galt: „Ein Mann, ein Wort.“

Für Uwe Ahrendt, Chef von Nomos Glashütte, war Hellmut Wempe ein besonderer Mensch, ein „hanseatischer Bilderbuch-Kaufmann“ und der wichtigste Geschäftspartner. „Als Mensch hat uns Hellmut Wempe immer wieder und immer wieder aufs Neue beeindruckt. Klug, aufrichtig, weitsichtig werden wir ihn in bester Erinnerung behalten.“

Auch Glashütte habe ihm viel zu verdanken: „Die Blüte der Uhrenstadt nach der deutschen Vereinigung wäre ohne Häuser wie Wempe undenkbar gewesen. Denn schließlich genügt es nie, nur beste Uhren zu fertigen. Diese müssen immer auch der Kundschaft, die unsere Arbeit schätzt, nahe gebracht, verkauft werden“, so Ahrendt.

Und für Gunter Teuscher, der die Glashütter Außenstelle seit der Gründung leitet, war Hellmut Wempe ein „Hanseat durch und durch. Bei ihm zählte noch der Handschlag.“ Hellmut Wempe sei ehrlich, großzügig und sehr freundschaftlich gewesen.

Im Mai 2003 zum 125. Firmenjubiläum übergab Hellmut Wempe das operative Geschäft an sein einziges Kind, Tochter Eva-Kim. Er selbst wurde mit zahlreichen Preisen geehrt. Auch die Stadt Glashütte ehrte ihn – indirekt. Im Juni 2011 benannte den Platz vor der Sternwarte in „Herbert-Wempe-Platz“ um – Herbert Wempe war Hellmut Wempes Vater.

Dieser pachtete 1936 mit dem Unternehmer Otto Lange die Sternwarte, um ein Regulierungsinstitut und eine Ausbildungsstätte für Chronometermacher einzurichten. Der Zweite Weltkrieg durchkreuzte die Pläne. Sein Sohn realisierte diese mit seiner Tochter.

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