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Globalfoundries verlagert Teil der Dresdner Mikrochipfabrik nach Portugal

Dresdens größte Fabrik schließt eine ganze Abteilung. Globalfoundries gibt Arbeit nach Porto ab. Bald ziehen Maschinen um.

Lesedauer: 2 Minuten

Zwei Arbeiter einer Chipfabrik, gekleidet in Schutzanzügen, stehen auf einer Erhöhung und schauen auf ein Plakat. Aus dem Plakat steht: "driving innovation through true collaboration."
Innovation durch Zusammenarbeit - das versprach Globalfoundries auf diesem Plakat. Die Dresdner Chipfabrik gibt Arbeit nach Portugal ab.

Von Georg Moeritz.

Dresden. Der Mikrochip-Konzern Globalfoundries hat beschlossen, einen Teil der Arbeit aus seinem Werk Dresden künftig von einem anderen Unternehmen in Portugal erledigen zu lassen. Zum Jahresende wird die „Bump und Sort Linie“ in Dresden abgeschaltet, teilte eine Sprecherin mit.

Diese Anlagen bereiten die fertig belichteten Siliziumscheiben aus der Mikrochipproduktion auf die Weiterverarbeitung vor. Bumps sind Lötpunkte auf der Chip-Oberfläche, die eine elektrische und mechanische Verbindung zum Gehäuse herstellen. Sort ist ein elektrischer Funktionstest auf der Scheibe.

Vorige Woche hatten Beschäftigte aus dem Dresdner Werk schon berichtet, dass eine Abteilung mit etwa 200 Arbeitsplätzen geschlossen werde. Diese Zahl wollte die Sprecherin nicht bestätigen. Nach Angaben auf der Internetseite hat das Werk Dresden rund 3.200 Beschäftigte, voriges Jahr war noch von 3.400 die Rede.

Amkor Technology übernimmt in Porto Teil der Fertigung

Die Konzernleitung von Globalfoundries in den USA hatte im Herbst einen Einstellungsstopp verkündet. Einzelne Stellen in Dresden werden dennoch besetzt. Über die Auswirkungen der bevorstehenden Abteilungsschließung auf die Mitarbeiter werde nur intern mit dem Betriebsrat gesprochen, sagte die Sprecherin. Die Produktionskapazität der Fabrik soll weiter wachsen. Globalfoundries hat mehrmals angekündigt, den vorhandenen Reinraum komplett mit Anlagen zu füllen und dann pro Jahr bis zu 850.000 Siliziumscheiben zu bearbeiten. Voriges Jahr lag die Kapazität bei 680.000 Scheiben.

Eine offizielle Stellungnahme des Betriebsrats zu der Teil-Verlagerung nach Portugal war noch nicht zu bekommen. Aus Unternehmenskreisen hieß es, in einem schon länger laufenden „Freiwilligenprogramm“ würden Abfindungen an ausscheidende Beschäftigte bezahlt. Für einen Teil der betroffenen Beschäftigten werde sich voraussichtlich Arbeit in anderen Teilen der Fabrik finden lassen – oder in den drei anderen Dresdner Mikrochipfabriken, die alle Wachstum angekündigt haben.

Um die Tests und Kontaktierung der Mikrochips von Globalfoundries Dresden soll sich künftig der Konzern Amkor Technology mit seinem Werk in Porto kümmern. Amkor ist mit einem Jahresumsatz von sieben Milliarden Dollar auf Halbleiter-Verpackungen im Auftrag der Elektronikbranche spezialisiert.

Amkor hat mehrere Werke in Asien, in Europa nur das in Portugal. Arbeitsteilung zwischen den Fabriken ist in der Branche üblich: Die Siliziumscheiben werden in vielen Schritten immer wieder beschichtet, belichtet und geätzt. So entstehen viele gleiche Mikrochips nebeneinander. Eine andere Fabrik, oft in Asien, übernimmt das Zersägen der Scheiben in die einzelnen Chips, die noch mit Kontakten versehen und verpackt werden.

Die „Bump and Test Facility“ in Dresden war 2006 gebaut worden. Damals gehörte die ganze Fabrik noch dem US-Unternehmen AMD, das sie bauen ließ. Der neue Konzern Globalfoundries wurde 2009 als Kapitalanlage des Emirats Abu-Dhabi gegründet und übernahm den Betrieb. Globalfoundries stellt Mikrochips im Auftrag anderer Elektronikunternehmen her, also nicht unter seinem eigenem Markennamen. Das bestehende Gebäude in Dresden kann nach Angaben des Unternehmens „gegebenenfalls umgenutzt werden“, um möglicherweise zusätzliche Kapazitäten für die Waferfertigung in Fab 1 – gemeint ist die Bearbeitung der Siliziumscheiben (wafer) – zu schaffen.

Globalfoundries bleibt Eigentümer der Maschinen

Globalfoundries und Amkor teilten in einer Pressemitteilung mit, sie hätten eine „strategische Partnerschaft“ geschlossen. Auch nach dem Umzug der Maschinen nach Porto bleibt Globalfoundries demnach Eigentümer der Technik und der Prozesse. Die Zusammenarbeit in Portugal bedeute für Europa mehr Unabhängigkeit in der Wertschöpfungskette für Halbleiter. Globalfoundries investiert derzeit auch in Frankreich und nutzt dafür Flächen der Fabrik von ST Microelectronics in Crolles bei Grenoble. Auch der Standort in Singapur wird ausgebaut.

Die Europäische Kommission arbeitet gerade an einem Förderprogramm namens EU Chips Act, das die Chipproduktion auf dem Kontinent stärken soll. Aus diesem Förderprogramm wird auch die geplante Erweiterung der Infineon-Chipfabrik in Dresden subventioniert.

Infineon hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass im Herbst der Neubau neben seinem bestehenden Werk beginnt. Dort sind 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze versprochen. Auch Bosch und X-Fab haben Personalzuwachs in ihren Dresdner Werken angekündigt. X-Fab will in diesem Jahr seine Produktionskapazität in Dresden um zehn Prozent vergrößern.

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