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Grüne Sportschlitten aus Leipzig

Porsche will seine Autos künftig ohne CO2-Ausstoß produzieren. In Leipzig wurde der Autobauer schon mal für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet

Lesedauer: 2 Minuten

Dieselaffäre und Klimasünden: Der VW-Konzern macht seit Jahren Negativschlagzeilen, die das Image des weltweiten Autokonzerns beschädigen – und eher das Gegenteil von grüner Unternehmensphilosophie bedeuten. Umso mehr stellt nun der Porsche-Konzern seine Bemühungen für Nachhaltigkeit und Ökologie heraus. Einen kleinen Meilenstein markiert da eine Platin-Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), die von deren Vorständin Christine Lemaitre am Dienstag dieser Woche  im Leipziger Werk übergeben wurde. „Die Auszeichnung ist der beste Beleg dafür, dass sich Porsche beim Bauen hohe Nachhaltigkeitsziele setzt und diese auch konsequent und transparent umsetzt“, so Lemaitre. Mit der Bestnote wurde der Standort in 28 Kategorien ausgezeichnet – von Umweltschutz über Biodiversität und Ökobilanzen bis zum Umgang mit Ressourcen, Klimaschutz und Lebenszyklen der Produkte.

Tatsächlich hat Porsche im Leipziger Werk seit dem Baubeginn vor fast 20 Jahren einiges getan – und nicht nur Ponys, Auerochsen und Bienen auf seinem Freigelände angesiedelt. Mittlerweile sind auf den Dächern des Karosseriebaus für den Macan und den Panamera Photovoltaik-Anlagen mit bis zu 5000 Megawattstunden installiert – der Strom aus Sonne genügt für die Grundlast des Werkes. „Die Produktion wird komplett mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben“, sagt Porsche-Produktionsvorstand Albrecht Reimold. Auch die Bahntransporte der fertigen Sportwagen zum Überseehafen in Bremerhaven werden mit Ökostrom gefahren und einige Wege der Werkslogistik mit einem Elektro-LKW getestet. Parallel dazu bemüht sich der Standort um Energie-Einsparungen und hat seit 2015 mehr als 23 Gigawattstunden Strom gespart – trotz dramatisch wachsender Produktion. So wurden allein mehrere Hundert Roboter und die elektrischen Hängebahnen in der Fabrik so optimiert, dass sie deutlich weniger Strom benötigen.

Insgesamt wurde nach Konzernangaben der Energieverbrauch pro gebautem Fahrzeug um 30 Prozent gesenkt, der Wasserverbrauch um 20 Prozent und der Einsatz von Lösungsmitteln um ein Drittel. So wird in der Lackiererei zum Abbinden überschüssiger Lackreste seit 2014 Kalksteinmehl aus dem Erzgebirge eingesetzt und später zu Zement verarbeitet. Ein Biomassekraftwerk deckt zudem 80 Prozent des Wärmebedarfs der Lackiererei. „Porsche hat den werkseitigen CO2-Ausstoß von 2014 bis 2018 um mehr als 75 Prozent reduziert“, so Reimold. Bis 2020 wolle man CO2-neutral sein, hieß es. In den ökologischen Umbau seiner Werke investiert der Konzern hohe Millionensummen – in einigen Jahren sollen sich die Ausgaben dann aber auch ökonomisch rechnen.

Aktuell zahlt der Porsche-Konzern eine Strafe von 535 Millionen Euro wegen der Abgasaffäre in den USA. Für Reimold ist das dennoch kein Widerspruch. „Wir haben aus der Vergangenheit gelernt“, sagt der Vorstand. Auch wenn einzelne Manager beim „Diesel-Thema“ Fehler gemacht hätten, könne und müsse man jetzt die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen. Er wolle morgens in den Spiegel schauen können und wissen, dass er etwas für die Nachhaltigkeit tut. „Wir wollen Nachhaltigkeit bei Porsche messbar machen“, so Reimold. Das nächste Ziel für die Leipziger Autofabrik, die zurzeit für den Elektro-Macan ausgebaut wird: Eine sogenannte „Zero Impact Factory“, die keinen ökologischen Fußabdruck mehr hinterlässt. Für seine ökologischen Projekte an den Standorten beschäftigt die Konzernzentrale in Zuffenhausen eigens ein Team von 20 Kollegen, berichtet Anke Höller, Leiterin für das Energie- und Umweltmanagement der Porsche AG. Die Expertin für Maschinenbau und Verfahrenstechnik beschäftigt sich selbst seit Mitte der 90er-Jahre mit solchen Themen – seit 2011 bei Porsche.

 

Von Sven Heitkamp

Foto: © Ronald Bonß

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