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Gute Energiebilanz macht Sachsens Wohnimmobilien deutlich teurer

Häuser und Eigentumswohnungen in Sachsens Großstädten haben deutschlandweit die beste Energieeffizienz. Das treibt die Preise. Auf dem Land sieht’s oft anders aus.

Lesedauer: 2 Minuten

Michael Rothe

Dresden. Gut die Hälfte der Wohnimmobilien in Sachsens Großstädten hat eine gute Energieeffizienz. Nirgends sonst in Deutschland entsprechen mehr Häuser und Eigentumswohnungen den Klassen A+, A, B und C. Das geht aus einer Untersuchung des Onlineportals Immowelt hervor.

Die Kategorien geben an, wie viel Energie benötigt wird, um eine Immobilie zu beheizen, zu kühlen und mit Warmwasser zu versorgen. Demnach werden rund 51 Prozent der Wohnungen in Dresden, Leipzig und Chemnitz dem Spektrum mit niedrigem Verbrauch zugeordnet – die mit Abstand besten Werte. Bundesweit schaffen das nur 22 Prozent der Häuser und 40 Prozent der Wohnungen, herrscht massiver Sanierungsstau.

Experten führen die gute Energiebilanz in Sachsens Metropolen auf den Bau- und Sanierungsboom nach der Wende zurück, befördert durch gute Abschreibungsmöglichkeiten. Das zahlt sich noch heute aus: Immobilien, bei denen die Wärmedämmung stimmt, Heizung und Fenster auf neuestem Stand sind, werden um bis zu ein Viertel teurer verkauft als Vergleichsobjekte mit dem mittleren Standard D.

Großes Gefälle zwischen Großstadt und Land

Doch auch innerhalb des Freistaats gibt es ein großes Gefälle. Während in den Großstädten nur neun bis 15 Prozent der Wohnimmobilien den schlechtesten Klassen F, G und H zugeordnet werden, sind es in den Landkreisen Mittelsachsen, Meißen, Bautzen gut 40 sowie im Vogtland- und Erzgebirgskreis über 50 Prozent.

Der Landkreis Görlitz rangiert mit 65 Prozent sogar mit am Ende der bundesweiten Erhebung. Derart ineffiziente Eigenheime haben im Schnitt einen Wertverlust von 14 Prozent.

Preise ziehen in Sachsen langsam wieder an

Datenbasis waren Wohnungen sowie frei stehende Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenendhäuser, die 2024 auf Immowelt.de zum Kauf angeboten wurden und älter als zwei Jahre waren. Damit ältere Häuser nicht automatisch günstiger erscheinen, wurden nur Häuser mit gleichem Baujahr verglichen. Zudem wurde berücksichtigt, ob die Immobilien allgemein renoviert wurden, um nicht fälschlicherweise einen höheren Preis der Energieeffizienz zuzuschreiben, wenn er zum Beispiel durch eine neue Küche zustande kam.

Der energetische Zustand einer Immobilie wird aus Käufersicht immer wichtiger. – Piet Derriks, Geschäftsführer des Immobilienportals Immowelt

Eine Immowelt-Sprecherin nennt die Angaben repräsentativ, weil bei Verkauf und Neuvermietung ein Energieausweis Pflicht ist. Laut Gebäudeenergiegesetz müssen schon in der Wohnungsanzeige bestimmte Kenndaten genannt werden. Immowelt ist nach Immoscout24 die Nummer zwei der Online-Marktplätze der Branche in Deutschland.

Nach jahrelangem Anstieg in teils schwindelerregende Höhen waren die Preise für Wohnimmobilien im Freistaat 2022 und 2023 leicht gefallen. Sie ziehen seitdem aber langsam wieder etwas an. Derzeit kosten dort Häuser im Durchschnitt rund 1800 Euro und Eigentumswohnungen 1700 Euro pro Quadratmeter. In den Hotspots Leipzig und Dresden wird in Anzeigen auch das Doppelte verlangt.

„Der energetische Zustand einer Immobilie wird aus Käufersicht immer wichtiger“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Piet Derriks. Objekte mit hohem Standard hätten seit der Energiekrise und der Diskussion über das Gebäudeenergiegesetz deutlich an Attraktivität gewonnen. Unsanierte Wohnungen könnten dagegen „oft nur mit deutlichen Preisnachlässen verkauft werden, da viele Interessenten hohe Folgekosten für die energetische Sanierung und im Unterhalt fürchten“.

Der Gebäudesektor macht nach Angaben des Umweltbundesamts etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland aus. Angesichts der dürftigen Energiebilanz vieler Wohnimmobilien halten Experten die für 2045 angepeilte Klimaneutralität für illusorisch.

SZ

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