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Hat Flixbus noch Lust auf Görlitz?

21 Ziele gibt es angeblich. Tatsächlich schummelt das Fernbusunternehmen.

Lesedauer: 2 Minuten

.Es wimmelt. Wie ein großer Käferhaufen sieht die Karte aus. Kaum was bleibt von Deutschland übrig, so viele Punkte fluten diese Karte. Erst vor sechs Jahren wurde das Unternehmen Flixbus gegründet, mit anfänglich drei Zielen in Bayern. Heute erstreckt sich die Reichweite des Bus-Konzerns von Kiew bis Lissabon, er hat ein Büro in Los Angeles eröffnet, plant Ziele in Texas und an der amerikanischen Ostküste. Mit 300 000 täglichen Busverbindungen in 28 Ländern wirbt das Unternehmen.

Wie viele bekommt Görlitz ab? Ein Blick auf die Karte, das gigantische Streckennetz, dann ein Klick auf Görlitz: es bleiben 22 der Markierungen. Eine orangefarbene für Görlitz, 21 heuschreckengrüne für die Ziele, die der Fahrgast angeblich von dort aus erreicht. Südwestlich soll es bis München gehen, im Osten bis Warschau, im Norden bis Berlin. Dass all die Ziele über Umwege und Umstiege erreichbar sind, ist klar. Aus dem Eindruck der Karte versprechen sich aber Direktverbindungen – warum sonst sollten nicht gleich alle Ziele eingezeichnet sein, die per Umstieg aus Görlitz erreichbar sind?

Wer die Fahrtmöglichkeiten prüft, stellt fest: Flixbus schummelt. Viele der angegebenen Ziele sind an keinem Wochentag erreichbar, manche steuert Flixbus überhaupt nicht an: Liberec, Pilsen und Wittichenau. Und zu manchem Ziel erscheinen die Fahrtzeiten aberwitzig lang.

Bernburg an der Saale etwa weist Flixbus auf der Karte aus. Der Buchungsanfrage zufolge bietet der Konzern für Mittwoch, 30. Januar, keine Fahrt an, auch für Freitag nicht. Der nächste Bus verkehrt kommenden Sonntag. Preis: 23,98 Euro. Fahrtzeit inklusive Aufenthalt und Umstieg in Berlin: 10 Stunden, 45 Minuten. Und das für 285 Kilometer. Zum Vergleich: Auch nach Amsterdam gibt es von Görlitz Fahrten mit nur einem Umstieg. Etwa diesen Mittwoch. Bis Amsterdam Sloterdijk, für 847 Kilometer also, braucht der Bus 16 Stunden und 25 Minuten, kostet rund 40 Euro.

Die Suche nach Alternativen führt zur Bahn. Während der Flixbus für Mittwoch keine Fahrt nach Bernburg bietet, stehen mit der Bahn mehrere zur Verfügung: für 25 Euro, in der Hälfte der Zeit. Direktfahrten führen von Görlitz aus in etwa die Hälfte der Ziele, die Flixbus angibt.

Ist es das, was man sich wünschte, als Görlitz Mitte 2015 an das Fernbusnetz angeschlossen wurde? Und bleibt es bei dem aktuellen Plan? Die Stadt gibt sich auf Anfrage zufrieden mit der Busanbindung. Als Europastadt habe man sich für die "Etablierung eingesetzt", die Einrichtung begleitet. Angepasste Änderungen der Taktung und Reiserouten seien "unternehmerisch und in Abstimmung mit der Verkehrsplanung der Stadt erfolgt", so Wulf Stibenz, Medienreferent der Stadt. "Eine Übersicht über etwaig geplante Änderungen liegt der Stadt Görlitz nicht vor."

Auch auf Anfrage bei Flixbus heißt es, der Sommerfahrplan liege noch nicht vor, konkrete Aussagen über das künftige Netz könne man nicht machen. Immerhin: "Was den Halt in Görlitz angeht, beobachten wir eine sehr positive Entwicklung der Passagierzahlen", so Flixbus-Sprecher Sebastian Meyer.

Über die Auslastung der Busse aus und nach Görlitz könne er nichts sagen. "Die Zahlen sprechen aber eher für Aus- als für Abbau. Görlitz ist im Netz und wird das bleiben" – zumindest für das nächste halbe Jahr. Das sei die Einheit, in der man bei der Streckenplanung denke. Warum Flixbus dann bei den angegebenen Strecken schummelt, angibt, was es gar nicht gibt? "Ein IT-Fehler", so Meyer. Die Technik-Abteilung werde sich kümmern.

 

Von Franziska Klemenz

Foto: Pixabay

 

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