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Heute Weltpremiere des ID.3 auf der IAA

Volkswagen präsentiert sein erstes vollelektrisches Auto der Modellfamilie in Frankfurt. Gebaut werden soll es in Sachsen.

Lesedauer: 3 Minuten

Drei Jahre haben die Mitarbeiter von Volkswagen auf diesen Tag hingearbeitet. Heute ist es soweit. Am Abend um 20 Uhr feiert der ID.3 – das erste Modell der vollelektrischen Modellfamilie ID. Seine Weltpremiere auf der Internationalen Automobil-Ausstellung(IAA) in Frankfurt am Main. Gefertigt wird das Elektroauto in Zwickau. Das dortige Werk mit 8.000 Beschäftigten wird für eine Milliarden Euro zum reinen E-Werk umgebaut.

Die IAA soll für VW eine ganz besondere Messe werden. Die Wolfsburger wollen sich jünger, digitaler und klimafreundlicher zeigen. Mit dem ID.3startet VW die Elektrooffensive, mit der der Konzern bis 2025 zum Weltmarktführer für Elektromobilität werden will. Damit beginne nach dem Käfer und dem Golf eine neue Zeitrechnung, betonen die VW-Manager in Wolfsburg und haben dies zum Anlass genommen, auch den Markenauftritt neu zu gestalten.

Vor drei Wochen gewährten sie Journalisten im Designzentrum, das im Konzern „Walhalla“ genannt wird, erste Einblicke in diese neue Markenwelt – und auf den unverhüllten ID.3. Die Sicherheitsvorkehrungen waren äußerst streng . Am Eingang wurden die Smartphones kassiert, die Kamerafenster auf den Laptops zugeklebt und die Pressevertreter mussten eine Geheimhaltungsverpflichtung unterschreiben. Denn öffentlich gezeigt werden das überarbeitete Logo und der Stromer aus Zwickau erst auf der IAA.

Aber so viel sei schon mal verraten: Volkswagen bleibt sich treu und wirkt dennoch moderner, im Erscheinungsbild wie beim Fahrzeug. Der ID.3 ist sofort als Volkswagen-Auto erkennbar, verspricht Designchef Klaus Bischoff. Auf der Fronthaube thront das neue Markenemblem, das leichter und filigraner erscheint als das bisherige, eingefasst in einer über die gesamte Front laufenden Lichtsignallinie. Licht ist das neue Chrom, heißt es. In China und Amerika wird es in der Dunkelheit leuchten. In Europa nicht, da dies hier nicht erlaubt sei, erläutert Bischoff. 

Außen ein Golf, innen ein Passat

Das Design ist klar, fast puristisch. Hingucker sind die sehr großen Räder und die Scheinwerferaugen, die künftig schon auf des Smartphone in der Hand des Fahrers reagieren kann. Von außen hat der ID.3 die Größe eines Golfs, der Innenraum entspricht dem eines Passats. Das sei ein „echter Mehrwert“ für die Kunden. Ein Novum vor allem für Kundinnen ist auch die Handtaschenablage, die vorn zwischen den Sitzen eingebaut ist und endlich Schluss macht mit dem mühseligen Herumfingern auf der Rückbank. Die Schalttafel, auf der man die Temperatur der Klimaanlage oder Lautstärke des Radios einstellen kann, ist übersichtlich, auf das Wesentliche reduziert und kann intuitiv bedient werden, so das Versprechen.

Wer sie nicht mit dem Finger bedienen will, kann auch über einen Sprachassistenten kommunizieren, der wie die US-Schauspielerin Scarlett Johansson klingt. Das werden zumindest die deutschen ID.3-Käufer finden. Denn die Markenstimme von Volkswagen wird künftig die von Luise Helm sein, der deutschen Synchronstimme von Johansson. Nach Jahrzehnten, in denen Volkswagen mit einer männlichen Stimme auftrat, wird die Marke nun weiblich.

International ausgerollt wird der neue Markenauftritt mit der IAA. In der Nacht vom 9. Zum 10. September wird das Logo auf dem Hochhaus der Unternehmenszentrale in Wolfsburg ausgetauscht werden. Bei 10.000 Händlern und Servicepartnern werden rund 70.000 Logos ausgetauscht. Neue Werbefilme wurden gedreht und Produktanzeigen entwickelt, in denen nicht mehr die Technik im Mittelpunkt steht, sondern der Mensch, der sie nutzt, also den ID.3 fährt. „Wir wollen menschlicher und lebendiger werden“, so Marketingchef Jochen Sengpiehl. Er hält die IAA als Ort für den großen Elektro-Aufschlag für richtig gewählt, auch wenn die Messe schrumpft und weniger Aussteller anzieht. „Es ist ein starkes Bekenntnis unsererseits zur IAA. Klar, dass wir auf der Heimmesse den großen Aufschlag machen“, so Sengpiehl. Allerdings sei man sich mit d em Verband der Deutschen Automobilindustrie einig, dass die IAA weiterentwickelt werden müsse.

Krise löst den Wandel aus

Begonnen hatte die Neuausrichtung der Marke im Oktober 2015, kurz nach Bekanntwerden der Manipulationen von Dieselmotoren. „Der Phaeton wurde gestoppt – damit die Elektromobilität zum Durchbruch kommen kann“, erinnert Markenvorstand Ralf Brandstätter. Die Luxuslimousine wurde in der Gläsernen Manufaktur in Dresden montiert. Was als fundamentale Krise begann, wurde zum Katalysator für den Wandel des VW-Konzerns mit insgesamt elf Automarken. Die Zukunft soll „elektrisch, voll vernetzt und C02-frei“ sein. „Volkswagen ist auf dem Weg zu emissionsfreier Mobilität für alle“. Dieser Satz, über den intern heftig diskutiert wurde, soll künftig der Kompass für das Handeln sein. Und ID.3 ist laut Brandstätter deshalb das Schlüsselprodukt der neuen Modellfamilie ID., weil er diese Haltung zum Ausdruck bringt.

Er ist das erste Fahrzeug, das unterm Strich klimaneutral gebaut wird und zu einem Preis von unter 30.000 Euro erschwinglich werden soll. Die Treibhausgas-Emissionen in der Produktion konnten nach eigenen Angaben weit über die Hälfte reduziert werden und noch anfallende C02-Ausstöße sollen durch Klimaschutz-Projekte kompensiert werden.

Die Elektromobilität soll sich aber auch rechnen. Im Jahr 2022 will die Marke VW eine Umsatzrendite von 6 Prozent schaffen. Derzeit liegt sie bei vier Prozent. Trotz der wirtschaftlichen Risiken wie dem Handelskonflikt zwischen den USA und China und dem kommenden Brexit konnte die größte Marke des VW-Konzerns ihren Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr 2019 steigern. Eine Prognose für das zweite Halbjahr wollten die VW-Manager allerdings nicht geben. Doch eines steht schon fest: Die Startserie des ID.3 ist mit 30.000 Vorbestellungen bereits ausverkauft. 

 

Von Nora Miethke

Foto: © dpaKay Nietfeld/dpa

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