Er ist hierzulande immer noch der Festessens-Klassiker schlechthin: der Gänsebraten. In zehn Wochen wird das beliebte Weihnachtsgericht an den Feiertagen wieder auf zahlreichen Tischen stehen. Doch dafür müssen die Kunden in diesem Jahr etwas mehr bezahlen. Schuld daran ist der extreme Hitzesommer.
Einer der größten regionalen Produzenten ist die Gänsefarm Eskildsen in Wermsdorf. 10 000 Gänse hält das Unternehmen an drei Standorten. Die anhaltende Hitze in den Sommermonaten habe zwar die Zucht glücklicherweise nicht entscheidend beeinträchtigt, erklärt Lutz Witt. Auswirkungen hat das Extremwetter trotzdem. „Die Befruchtung in den Monaten Mai und Juni war zwar etwas schlechter als sonst, aber die Zuchtperiode endet im Juni. Das war noch vor der großen Hitzewelle“, erläutert er.
Der Dürresommer und der daraus folgende Mangel an Futter hatte aber auch für den Großbetrieb Konsequenzen. „Wir mussten etwa 20 bis 30 Prozent mehr Futter für die Tiere hinzukaufen. Das schlägt sich auf den Preis nieder“, erklärt der Vertriebschef. Ein Euro mehr pro Kilo wird eine komplette Schlachtgans demnach kosten. Die Erhöhung wirke sich aber nicht auf die Teilstücke aus, da bleibe der Preis gleich, so Witt. „Wir haben aktuell mit der Schlachtung und der Vorproduktion begonnen“, sagt er. Bereits am 11. November, dem Martinstag, steht traditionellerweise Gans vielerorts auf dem Speiseplan. „Zwar ist die Martinsgans hierzulande noch nicht ganz so populär wie in anderen Teilen Deutschlands. Trotzdem holen sich viele unserer Kunden mit Gänseteilstücken schon mal Appetit für die Weihnachtstage“, sagt Lutz Witt.
Auch auf dem Waldheimer Geflügelhof von Gunnar Paul sind die Kosten für das Futter der jeweils 100 Enten und Gänse in dieser Saison etwa um ein Viertel gestiegen. „Im März/April haben wir die Vögel eingestallt. Gefüttert werden mussten sie mit mehr Mais und Getreide als üblich“, erläutert Gunnar Paul. Auch altbackenes Brot und Brötchen von Bäckereien der Region kaufe er gern an, um das Federvieh satt zu machen. „Aber auch diese Preise sind natürlich gestiegen“, sagt er. Trotzdem gebe er seine Weihnachtsbraten zum gleichen Preis ab. „Jetzt ist die richtige Zeit, die Ente oder die Gans bei uns im Waldheimer Hofladen in der alten Milchviehanlage zu bestellen“, rät der Händler.
Die Tradition, am Weihnachtsabend Fisch zu essen, stammt aus der Zeit, als für Christen mit dem Advent die Fastenzeit begann. Zum Höhepunkt der fleischlosen Zeit, am Heiligabend, sollte es etwas Besonderes geben. So landeten der Weihnachtskarpfen oder die Forelle auf dem Festtagstisch. Das gilt auch heute noch für viele Familien im Raum Döbeln. „Nicht nur zum Weihnachtsfest, auch am Silvesterabend ist Karpfen oder Forelle sehr beliebt. Deshalb bereiten wir uns jetzt auf das Weihnachtsgeschäft vor“, verrät Fischhändler und Forellenzüchter Jörg Schnek aus Limmritz.
Allerdings müsse er in diesem Jahr viel mehr Fische für seinen Handel zukaufen als sonst. „Leider hat uns der heiße Sommer einen großen Teil unserer Forellenzucht gekostet. Etwa 80 Prozent Verlust stehen zu Buche“, berichtet er. Dennoch werde er alle Kundenwünsche befriedigen können, verspricht Schnek. Im Hofladen Töpelwinkel und im Döbelner Geschäft können Bestellungen aufgegeben werden.
Laut einer Umfrage steht ein anderes typisches Weihnachtsessen noch häufiger bei den Deutschen auf dem Tisch: Kartoffelsalat und Würstchen. Doch die Wiener müssen nicht immer nur aus klassischem Schweinebrät hergestellt sein. Das Fleisch eines exotischen Geflügels gewinnt in der Region immer mehr Liebhaber. Wie Heidi Reißig vom Straußenhof Striegistal bestätigen kann, stehen Straußenwiener mit Kartoffelsalat als Weihnachtsessen immer häufiger auf den Esstischen der Region.
Mit der Hitze des Sommers hatten die 60 großen Vögel auf dem Hof der Familie genauso zu kämpfen wie einheimische Tiere. Ausgewirkt habe sich das vor allem in der Legefreudigkeit der Hennen. „Eigentlich produzieren die Tiere von März bis Oktober ihre Eier. Dieses Jahr war aber schon im August Schluss“, berichtet Heidi Reißig. Was das Futter betreffe, seien die afrikanischen Laufvögel recht genügsam. „Wir können sie mit dem gemähten Gras aus dem Rasenmäher füttern. Aber auch eine Körnermischung wird ihnen serviert“, erklärt sie. Der heiße Sommer und der Futtermangel könnten sich auch auf ihrem Hof noch bis ins nächste Jahr auswirken. „Wir füttern zum Beispiel auch Mais, der nach dem Extremwetter schon teurer geworden ist.“
Fondue, Raclette oder Roster mit Sauerkraut gehören ebenfalls zu den beliebten Festtagsschlemmereien in der Weihnachtszeit. Wer sich nicht für ein Lieblingsgericht an Weihnachten entscheiden kann, sollte einfach der erzgebirgischen Tradition folgen. Das typische „Neinerlaa“ (Neunerlei) vereint in seinen neun Gängen alle Leckereien, von der Linsensuppe über Kartoffelsalat bis hin zum Gänsebraten.
Von Verena Toth
Foto: © Jan Woitas/dpa