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Hoffnung für die „Brotmaschine“

Die vollautomatische Schmiedepresse soll generalüberholt werden. Sie ist das Herzstück des Werkes.

Lesedauer: 2 Minuten

Roßwein. Zum ersten Mal seit vier Jahren hat die Firma Frauenthal Powertrain GmbH – bekannt als Roßweiner Schmiedewerk – wieder zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Die Besucher kommen zahlreich.

Rund 9,7 Millionen Teile verlassen pro Jahr das Werk an der Goldbornstraße, erklärt Sven Luding, Segmentleiter der Abteilung Produktion, den Besuchern. „Davon sind sechs Millionen Pleuel für Pkw, der Rest für Lkw und andere Autoteile“, sagt er. Damit beliefert das Werk Automobilhersteller unter anderem in Deutschland, Spanien und Frankreich. Im Jahr 2018 wird ein Umsatz von 26 Millionen Euro erwartet. 

Derzeit sind 143 Mitarbeiter und zehn Leiharbeiter in dem Roßweiner Werk beschäftigt. „Die meisten sind Quereinsteiger, aber alles ist erlernbar“, so Luding. Er verschweigt nicht, dass die Arbeit körperlich anstrengend ist. „Die Belastung durch Lärm und Hitze darf man nicht unterschätzen. Bei den Arbeitern, die an den handgeführten Schmiedeöfen stehen, kommen noch extrem schnelle Taktzeiten dazu. Alle zehn Sekunden kommt ein glühendes Teil auf die Schmiedefläche, das vom Schmied mit einer Zange mehrmals gedreht werden muss. Mit lautem Knall schnellt der Schmiedehammer mehrfach auf das heiße Teil . „Da darf der Arbeiter keine Angst haben, sonst verkrampft er“. Alle 20 Minuten werden die Arbeiter an den Öfen ausgetauscht und übernehmen eine andere Arbeit in der Schmiedehalle.

Einfach sei es nicht, Fachkräfte zu gewinnen, sagt Luding. Den Beruf des Industrieschmieds, wie er ihn selbst 1986 gelernt hat, gibt es nicht mehr. Jetzt nennt sich der Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker. Mitarbeiter Steven Scholz, der derzeit an der vollautomatischen Schmiedepresse SP 22 eingesetzt ist, hat diese Ausbildung hinter sich und wurde von der Roßweiner Firma übernommen.

Gearbeitet wird im Drei-Schicht-System. „Bei Bedarf stellen wir auf rollende Woche um“, sagt Luding. Im zweiten Quartal nächsten Jahres wird die „rollende Woche“ für einige Zeit an der Tagesordnung sein. „Dann soll die vollautomatische Schmiedepresse generalüberholt werden“, so Luding. Währenddessen werden andere Maschinen, wie die handgeführten Pressen, diese Arbeiten übernehmen müssen. „Es sollen während dieser Zeit keine Mitarbeiter entlassen werden“, so Luding.

Die Revision der SP 22 sehnen die Mitarbeiter herbei. „Derzeit haben wir an der Maschine einen Lastlauf von 50 bis 65 Prozent. Das heißt, die Hälfte der Schicht, steht die Schmiedepresse und muss repariert und wieder in Gang gebracht werden“, so Luding. Das sei für die Mitarbeiter nicht gerade motivierend, sagt auch der Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Porst. „Es hat schon für Unmut gesorgt, dass die Konzernleitung die Entscheidung für die Revision so lange hinausgezögert hat“, erklärt er. „Seit sie aber nun feststeht, kommen die Arbeiter auch mal wieder mit einem Lächeln zur Schicht.“ Porst bezeichnet die vollautomatische Schmiedepresse als die „Brotmaschine“ des Werkes. „Sie erwirtschaftet für alle Mitarbeiter das Geld“, sagt er. Deshalb sei es auch so wichtig, dass sie reibungslos funktioniert.

Claudia Münzner, ist eine von vielen Besuchern, die sich im Roßweiner Werk umsehen. Sie ist beeindruckt von der Arbeit der Schmiedewerker. „Ich wollte mir das anschauen, weil mein Mann Felix seit eineinhalb Jahren in der Firma arbeitet. Da hat mich das schon immer interessiert“, sagt die Roßweinerin. Martin Friebel aus Döbeln hat von 1962 bis 1965 im damaligen VEB Achsen- Federn- und Schmiedewerk „Hermann Matern“ den Beruf des Industrieschmiedes gelernt. „Es war eine super Ausbildung hier. “ Die Arbeit von damals sei aber mit der von heute gar nicht mehr zu vergleichen, sagt er. Vieles, was damals noch von Hand erledigt werden musste, läuft heute maschinell.

 

Von Elke Braun

Bildquelle: André Braun

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