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Hotspot für die Games-Branche

In der Ritterstraße 42 in Leipzig wird ein historisches Gebäude für Zukunftstechnologien gerüstet. „R 42“ soll zum Brutkasten für innovative Start-ups werden.

Lesedauer: 2 Minuten

Christopher Siebenhüner ist einer der Gründer des künftigen Gamer-Mekkas in Leipzig. Foto: Anja Jungnickel

Von Sven Heitkamp

Leipzig. In der Ritterstraße 42 in Leipzig wird ein historisches Gebäude für Zukunftstechnologien gerüstet. „R 42“ soll zum Brutkasten für innovative Start-ups werden.

Das alte Pelzhandelshaus in Leipzigs Ritterstraße ist eigentlich ein Ort der Geschichte: 1910 erbaut, Sandsteinfassade, verzierte Erker, Jugendstilelemente. Nun allerdings verwandeln Handwerker das seit Jahren leer stehende, historische Gebäude in einen Ort der Moderne: Das „R 42“ soll in der zweiten Jahreshälfte vom Keller bis zum Dach für die aufstrebende Games-Branche öffnen – mitsamt Studios für Streaming- und Podcast-Produktionen, einem Brutkasten für Computerspiel-Startups, Eventbühnen, Großbildleinwänden und öffentlichen Spielzonen, Gastronomie und Appartements. „Dieser Mix ist deutschlandweit einzigartig“, sagt Christopher Siebenhüner, einer der Gründerväter. „Bei uns soll die klassische Wirtschaft auf die Welt der Games-Branche treffen, um innovative Konzepte in der mitteldeutschen Region zu fördern.“
Die Welt der digitalen Spiele hat sich zu einer echten Wirtschaftsgröße entwickelt: Die Umsätze mit Computer- und Videospielen liegen in Deutschland bei etwa acht Milliarden Euro. Bundesweit zählen zur Games-Branche inzwischen fast 800 Unternehmen mit mehr als 11.000 Beschäftigten. Die Hochburgen sind in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und Köln zu finden. Doch die Region Leipzig zieht nach und will mit dem Hotspot in der Ritterstraße 42 die erste Adresse in Mitteldeutschland werden. „Von rund 100 Absolventen unserer Hochschulen wandern derzeit noch 95 in die Games-Hochburgen in Westdeutschland ab“, sagt Christopher Siebenhüner. „Diese Leute wollen wir mit einem eigenen Ökosystem halten und funktionierende Unternehmen in der Region aufbauen.“

Gastronomie und Bar

Der 38-Jährige ist Gründer, Inhaber und Leiter von zwei Leipziger Agenturen für Marketing und Beratung mit mehr als 40 Mitarbeitern. Er führt mit schwarzem Basecap, Kapuzenshirt und weißen Sneakern durch die Baustelle in der Ritterstraße. Auf allen sieben Etagen werden dieser Tage Trockenbauwände eingezogen, kilometerweise Kabel verlegt, Computer-Arbeitsplätze eingerichtet. Im Erdgeschoss ziehen Gastronomie und eine Bar ein, daneben wächst eine Eventarena für bis zu 100 Gäste über zwei Etagen, darüber werden 15 Gaming-Stationen und die Produktionsstudios für Tonaufnahmen und Liveübertragungen liegen. In den oberen Etagen folgen bis zu 80 Arbeitsplätze vor allem für Start-ups der Branche und im ausgebauten Dach drei Appartements für Beschäftigte von Gast-Unternehmen.
„Wir wollen die Branche nach außen hin öffnen, die Entwickler mit den Nutzern zusammenbringen und neue Spiele präsentieren“, sagt Siebenhüner.

Als Kooperationspartner des R42-Projekts sind der Elektronikkonzern Sony, das Leipziger DHL-Hub, das RB-Esports-Team RBLZ, der Leipziger Spielcomputer-Spezialist Schenker Technologies/XMG sowie die Hochschulen Mittweida und Macromedia mit im Boot. Weitere Partner sollen folgen. Auch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen ist bei R42 mit an Bord. Unterstützt wurde die Projektidee zudem vom Programm Unternehmen Revier der Bundesregierung, das den Strukturwandel in den Braunkohleregionen begleitet. „Die Förderung hat uns die Professionalisierung des Projektes ermöglicht“, sagt Siebenhüner.

Das hauseigene R42-Förderprogramm ist für Gründerinnen und Gründer in der Spielszene ausgelegt. Die Start-ups erhalten für mindestens sechs Monate Beratung von Businessexperten, Betriebswirtschaftlern und Mentoren aus verschiedenen Branchen, um sie bei ihrer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Zum Programm gehören Workshops, kreative Treffen von Spieleentwicklern und die Teilnahme an Spielemessen. Außerdem gibt es Kontakte zu interessierten Unternehmen, die den Gründern zur Seite stehen. Finanziert wird das Inkubator-Programm mit privaten Geldern und Fördermitteln von Freistaat und Stadt Leipzig, Investoren und Sponsoren. Die erste Runde mit fünf regionalen Jungunternehmen lief bereits voriges Jahr in einem Übergangsdomizil. Für weitere 13 Start-ups begann Mitte Februar die zweite Klasse. Sie sollen im Laufe des Jahres in die Ritterstraße umziehen. Unter ihnen sind Bippinbits und HYBR Games aus Dresden sowie mehrere Firmen aus Leipzig, Halle, Grimma und Köthen. Sie haben sich über den Games Innovation Award Saxony und eine Auswahl der Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig für das Programm qualifiziert.

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