Die Torte ist natürlich in den Farben der Post gehalten: schwarz-gelb. Dass sie angeschnitten wird, hat einen besonderen Grund, wird doch damit symbolisch der Umzug des Unternehmens von der Poststraße am Rande der Altstadt ins Triebischtal, in die Talstraße 42, abgeschlossen. Dort, wo sich bis zum vergangenen Jahr die Aldi-Filiale befand, ist jetzt der neue Stützpunkt für die Brief- und Paketzustellung in Betrieb gegangen.
Dass die 30 Frauen und 15 Männer im ehemaligen Warenlager der Aldi-Filiale, wo jetzt Wagen mit Paketen stehen, so einen aufgeräumten Eindruck machen, hat nicht nur mit der Torte zu tun – es ist das Große und Ganze. „Wir waren viele Jahre in der Poststraße, da waren die Arbeitsbedingungen nicht so gut“, sagt Bianca Ihrke, die Leiterin des Zustellstützpunktes. „Wir mussten mit dem Fahrstuhl in die erste Etage fahren. Hier ist jetzt alles ebenerdig, was uns die Arbeit erleichtert.“ Und das im wahrsten Sinne des Wortes, kann doch ein Paket ein Maximalgewicht von bis zu 31,5 Kilogramm haben. „Es ist eine schwere Arbeit, und wir sind froh, dass wir jetzt wieder mehr Männer dafür gewinnen konnten.“ Worum es geht, kann man sich vorstellen, wenn man weiß, dass etwa ein E-Trike 73 Kilogramm wiegt, mit Fahrer und Postladung aber auf 250 Kilogramm kommt – und die müssen erst einmal bewegt werden und das nicht nur auf ebener Strecke.
Der Umzug hat natürlich mit dem Internethandel von Amazon und Zalando zu tun. „Der wachsende Online-Handel und steigende Sendungsmengen – vor allem im Bereich der Päckchen, Pakete und Warensendungen – bringen neue Herausforderungen für die Gestaltung der logistischen Infrastruktur bei der Deutschen Post mit sich“, erklärt Mattias Persson, der für Sachsen zuständige Pressesprecher. In die Talstraße kommen die Briefe und Pakete in den frühen Morgenstunden per Lkw aus dem Brief- bzw. Paketzentrum Ottendorf-Okrilla. Dann werden sie für die einzelnen Zustellbereiche einsortiert und per Fahrrad bzw. Kleintransporter ausgefahren. „Mit dem Umzug schaffen wir optimale Voraussetzungen, um künftige Herausforderungen, insbesondere im Paketgeschäft, zu meistern. Darüber hinaus ist die notwendige Infrastruktur für den Einsatz unseres Elektrofahrzeugs, des StreetScooters, zum Großteil schon vorhanden“, erklärt Marion Oppermann, die Leiterin der Post-Niederlassung Dresden. Die ersten dieser Elektrofahrzeuge sollen noch in diesem Jahr in Meißen eingesetzt werden.
Die 45 Zusteller in der Talstraße liefern jede Woche 157 000 Briefe und 6 500 Pakete aus. Und das nicht nur in der Stadt Meißen, sondern auch in den Gemeinden Klipphausen, Käbschütztal, Diera-Zehren und den Coswiger Ortsteilen Brockwitz und Sörnewitz. Die beengten Arbeitsverhältnisse von der Poststraße sind nun Vergangenheit. In der Talstraße ist Platz, das Gebäude ist größtenteils von Tageslicht erhellt und der ehemalige Aldi-Parkplatz bietet nicht nur genügend Abstellplätze für die Postfahrzeuge, sondern auch für die privaten Autos der Zusteller.
„Wir rechnen mit weiterem Zuwachs“, sagt die Leiterin des Zustellstützpunktes Bianca Ihrke. Bis jetzt habe man aber immer genügend Mitarbeiter gefunden und nicht irgendwelche, sondern solche, bei denen nach einer Weile gelbes Blut in den Adern fließt. Zwar sei die Post nicht der billigste Anbieter, aber, was die Qualität betrifft, der überzeugendste. Deshalb würden immer wieder Kunden nach Erfahrungen mit Billiganbietern zurück zur Post kommen. Dafür, dass das so bleibt, ist auch der neue Stützpunkt im Triebischtal eingerichtet worden.
Von Udo Lemke
Foto: © Claudia Hübschmann