Von Georg Moeritz
Dresden. Ein typischer Warenkorb kostet jetzt in Sachsen 6,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit ist die Inflationsrate im August erneut gestiegen, im Juli lag sie noch bei 6,7 Prozent. Das Statistische Landesamt in Kamenz teilte am Mittwoch mit, Preissteigerungen hätten den vierten Monaten in Folge „alle Hauptgruppen“ getroffen. Vor allem die Preise für Nahrungsmittel zogen im Jahresvergleich weiter deutlich an.
Nach sächsischer Statistik sind Lebensmittel in diesem August 9,3 Prozent teurer als vor einem Jahr. Um 8,4 Prozent stiegen die Preise in Gaststätten und Hotels. Auch Kleidung und Schuhe sind insgesamt vier Prozent teurer, wobei bereits Preise für die Herbstkollektion eine Rolle spielten – zuvor hatte der Sommerschlussverkauf noch die Preise für Kleidung gedämpft. Gesunkene Preise stellten die Kamenzer Statistiker zum Beginn des Schul- und Ausbildungsjahres bei Bildungsdienstleistungen fest – das liegt vor allem daran, dass manche private Bildungseinrichtungen inzwischen das Schulgeld abgeschafft haben.
Gemüse und Obst im August billiger geworden
Beim Einkaufen auf Märkten und in Läden lassen sich teilweise niedrigere Preise als im Juli finden: Frisches Gemüse ist nach den Erhebungen der Kamenzer Statistiker insgesamt 3,4 Prozent billiger als im Juli, frisches Obst 1,6 Prozent. Auch Butter und Milch wurden billiger. Tariferhöhungen mehrerer Verkehrsunternehmen führten allerdings dazu, dass Fahren teurer wurde – sofern nicht das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat genutzt wird.
Autofahrer mussten im August in Sachsen für Kraftstoffe 4,4 Prozent mehr als im Juli ausgeben. Diesel war im Durchschnitt zwar billiger als vor einem Jahr, aber teurer als im Juli. Bei Heizöl und Fernwärme zeigt die Tabelle niedrigere Preise als vor einem Jahr, aber auch eine Erhöhung von Juli zu August an. Die Kaltmieten in Sachsen sind laut Statistischem Landesamt innerhalb eines Jahres um 1,2 Prozent gestiegen. Damit sind die tatsächlich gezahlten Mieten gemeint, also nicht nur die für neue Verträge.
In Deutschland insgesamt sind die Preise wie in Sachsen von Juli zu August um 0,3 Prozent gestiegen. Die Jahres-Inflationsrate ist aber niedriger als in Sachsen: Das Statistische Bundesamt bezifferte sie am Mittwoch mit 6,1 Prozent. Schon in den vergangenen Monaten war die gesamtdeutsche Inflationsrate niedriger als die sächsische. Die Preise für Lebensmittel und Energie stiegen in Sachsen prozentual stärker, die Wohnungsmieten dagegen nicht so stark wie im deutschen Durchschnitt.
Energiepreise in Sachsen zuletzt stärker gestiegen
Das Statistische Landesamt in Kamenz gibt die Inflationsrate für Nahrungsmittel derzeit mit 9,3 Prozent für ein Jahr an, das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit 9,0 Prozent. Die Preise für Haushaltsenergie und Kraftstoffe stiegen innerhalb eines Jahres in Sachsen um 13,1 Prozent, bundesweit dagegen nur um 8,3 Prozent. Die staatlichen Preisbremsen für Strom, Erdgas und Fernwärme sind aber einheitlich.
Die Inflationsrate ist derzeit ungefähr so hoch wie die jüngsten Gehaltserhöhungen insgesamt. Laut Statistischem Bundesamt waren die Löhne in Deutschland im zweiten Quartal 2023 um 6,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit waren die Löhne auch real, also nach Abzug der Inflationsrate, in dem Quartal etwas höher als ein Jahr zuvor. Dazu trug die starke Erhöhung der Mindestlöhne im vergangenen Oktober auf zwölf Euro brutto pro Stunde bei.
Mitgerechnet wurden in dieser Statistik auch Inflationsausgleichsprämien, die allerdings nicht in allen Betrieben bezahlt wurden. Bis zu 3.000 Euro sind steuerfrei als Inflationsausgleich erlaubt, der Betrag kann auf mehrere Jahre verteilt werden. Ebenso wie Gehälter sind auch Preissteigerungen nicht bei jedem gleich, der typische Warenkorb gilt nicht für jeden. Wer seine persönliche Inflationsrate berechnen will, findet auf der Internetseite des Statistischen Bundesamts einen „persönlichen Inflationsrechner“.
Vor einem Monat hat eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts darauf hingedeutet, dass die hohe Inflation in Deutschland eher langsam zurückgehen wird. Die Preiserwartungen der Unternehmen stiegen erstmals seit vergangenem Herbst wieder. Die Europäische Zentralbank hat mehrmals die Leitzinsen erhöht, um die Inflation zu dämpfen. Damit wird die Wirtschaft gebremst, vor allem die Baubranche bekommt es zu spüren. Die ostdeutschen Sparkassen meldeten in dieser Woche, dass die Nachfrage nach Krediten stark zurückgegangen ist – vor allem fürs Bauen.