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Insolvenz der Biofabrik wird zum internationalen Wirtschaftskrimi

Beim Verkauf von Recyclinganlagen sollen der Gründer und ein Manager der Dresdner Technologiefirma Biofabrik betrogen haben. Spuren in dem Fall führen in die Schweiz und nach Österreich.

Lesedauer: 2 Minuten

Ulrich Wolf

Dresden. Die Betrugsvorwürfe gegen den Gründer der auf Plastikrecycling spezialisierten Dresdner Technologieschmiede Biofabrik, Oliver Riedel, sowie gegen den früheren Vertriebsmanager Jürgen M. weiten sich aus. Nach Recherchen von Sächsische.de gehört das im schweizerischen Appenzell sitzende Umweltunternehmen Enespa AG zu den mutmaßlichen Opfern in dem Fall. Eine weitere Spur führt nach Österreich.

Enespa-Sprecher Christoph Ottiger teilte auf Anfrage mit, man sei „eine geschädigte Partei unseres früheren Geschäftspartners Biofabrik“. Die sächsischen Enespa-Standorte in Bernsdorf und Hoyerswerda liefen wie gewohnt „und sind durch das Verfahren gegen die Biofabrik nicht beeinträchtigt“. Zur Schadenssumme und weiteren Details wollte er sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Millionengeschäfte mit Schweizern

Auch die Staatsanwaltschaft Dresden gab keine neuen Informationen bekannt, bestätigte aber, dass die Ermittlungen andauern. Die Behörde wirft den beiden Beschuldigten vor, zwischen September 2020 und Oktober 2022 „in fünf Fällen Maschinen unter Vortäuschung ihrer Leistungsfähigkeit an verschiedene Käufer verkauft zu haben“. Die Erwerber hätten dafür Anzahlungen von mehr als 1,6 Millionen Euro geleistet. Die Maschinen seien jedoch nicht ausgeliefert worden. Im vergangenen Januar ordnete die Staatsanwaltschaft daher Razzien in vier Bundesländern an und ließ 16 Objekte durchsuchen.

Dem Enespa-Geschäftsbericht 2023 zufolge zahlten die Schweizer für den Kauf diverser Rechte 5,34 Millionen Euro an die inzwischen insolvente Biofabrik White Refinery GmbH. Weitere 1,8 Millionen Euro flossen demnach für den Erwerb des Produktionsstandorts in Hoyerswerda von Appenzell nach Dresden.

Man sei damit „eine Partnerschaft für unsere weltweiten Aktivitäten im Marketing und Vertrieb“, schrieb Enespa seinerzeit. Die Enespa ist auf die Umwandlung von Altöl und Schlacke in wertvolle Spezialöle spezialisiert. In Straßgräbchen bei Bernsdorf errichteten die Schweizer eine Produktionsstätte für den Dieselfahrzeug-Zusatzstoff AdBlue.

Bereits im Geschäftsbericht 2021 berichtete Enespa, man habe Anlagegüter „hauptsächlich“ von der Biofabrik White Refinery GmbH gekauft. Die Biofabrik habe „zwar gute Grundlagenarbeit geleistet, das Potenzial aber bei Weitem nicht ausschöpfen“ können. Zudem errichtete man mit der Biofabrik den Prototypen einer Kunststoff-Recyclinganlage auf dem Gelände des Industrieparks Schwarze Pumpe in der ostsächsischen Gemeinde Spreetal. Bis zur Endstufe sollte die Investition rund 40 Millionen Euro kosten.

Weitere Spur führt nach Österreich

Eine weitere Spur in dem Fall führt nach St. Veit an der Glan im österreichischen Bundesland Kärnten. Dort hat die Firma Planetwork Solutions GmbH ihren Sitz. Auf ihrer inzwischen nicht mehr erreichbaren Internetseite war zu sehen, wie dort der Biofabrik-Gründer Oliver Riedel eine Anlage enthüllte. Als Geschäftsgegenstand wird inzwischen der Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln sowie die Organisation von Abenteuerreisen angegeben.

Der Dresdner Biofabrik-Manager und Pressesprecher Etienne Petermann ist in St. Veit an der Glan Geschäftsführer, der von der Staatsanwaltschaft Dresden mitbeschuldigte, 60 Jahre alte Jörg M. hält 15 Prozent an der österreichischen GmbH. Auf seinem Profil im Wirtschaftsnetzwerk LinkedIn gibt der laut der Wirtschaftsdatenbank Northdata auf Mallorca lebende M. zudem an, bei Planetwork Solutions als Vertriebsmanager zu arbeiten.

Dresden-Connection in Kärnten

Zwischen Dresden und St. Veit gibt es eine weitere Verbindung. Unter der Firmenadresse der Planetwork Solutions findet sich ein weiterer, der Staatsanwaltschaft aus früheren Verfahren bekannter Dresdner: Jörg Z. Der frühere Taxiunternehmer und Gründer des 8×8-Limousinenservices agiert dort als Manager einer Bauträgerfirma. Er war 2009 zu einer Bewährungsstrafe wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung verurteilt worden. Dass die Firmenadressen identisch sind, kann Zufall sein: Dort sind mehr als 50 Unternehmen gemeldet.

Die Biofabrik ließ zwei Anfragen von Sächsische.de mit der Bitte um Stellungnahme bislang unbeantwortet. Die Biofabrik-Gruppe umfasst insgesamt 15 Firmen, von denen die meisten jedoch reine Projektgesellschaften sind. Der inzwischen 48 Jahre alte Gründer und Manager Oliver R. galt vor einigen Jahren noch als Visionär und Vorzeigeunternehmer der Dresdner Technologieszene.

SZ

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