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Ist Dresden Modellstadt für Elektromobilität?

Das war vor mehr als zwei Jahren der Plan von Volkswagen Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden. Jetzt  ziehen beide eine erste Zwischenbilanz.

Lesedauer: 3 Minuten

Vor zweieinhalb Jahren haben die Stadt Dresden und Volkswagen Sachsen eine Kooperationsvereinbarung zum Thema „Mobilität der Zukunft“ unterzeichnet. Das Ziel: Dresden zu einer Modellstadt für nachhaltige und urbane Mobilität zu entwickeln. Im Kern geht es darum, Elektroautos auf die Straße und in die Stadt zu bekommen sowie bei Lösungen für vernetztes Fahren und innovative Mobilitätsangebote zusammenzuarbeiten .

Aktuell sind zwar in der Landeshauptstadt nur rund 550 reine E-Fahrzeuge und 2500 Hybridfahrzeuge zugelassen. Doch Dresden ist vorbereitet, wenn im kommenden Jahr die neuen E-Modelle der deutschen Autobauer auf den Markt kommen. „Wir hatten zugesagt, bis zum Jahr 2025 mehr als 250 Ladepunkte zu errichten. Dieses Ziel werden wir erreichen“, betonte Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden vergangene Woche  bei einer Bilanz der Zusammenarbeit. Dresden hat beim Bund 6,7 Millionen Euro Fördergeld eingeworben, um bis Ende 2020 insgesamt 206 Ladepunkte im öffentlichen Raum aufzubauen. Davon werden 40 Prozent Schnell-Lader sein. Gemeinsam mit der Deutschen Telekom werden weitere 50 Ladepunkte auf Liegenschaften der Telekom installiert bis Ende 2022, die Hälfte Schnell-Lader. Sie werden der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wie auch die 40 geplanten Ladesäulen vor Dresdner Fraunhofer-Instituten. Auch für diese Projekte werden vom Bund mehrere Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt.

Die Ionity GmbH, das Gemeinschaftsunternehmen der Autokonzerne zum Aufbau eines Schnell-Ladenetzes in Deutschland, errichtet gerade an den Autobahnausfahrten Dresden-Nord und Dresden-Süd jeweils vier Ladestationen mit einer Ladegeschwindigkeit von bis zu 350 kW. „Das sind die schnellsten Lader, die es bisher auf dem Markt gibt“, betont Carsten Krebs, Sprecher von VW Sachsen. Sie sollen Ende Mai eingeweiht werden. Auch der Autobauer ist mit dem Aufbau der Ladeinfrastruktur zufrieden. Nur von der Landesregierung würde er sich „etwas mehr Engagement“ beim Auflegen von Förderprogrammen für private Ladeinfrastruktur bei Unternehmen und Arbeitgebern wünschen. Dann würden vielleicht auch die laufenden Gespräche mit der Konsumgenossenschaft Dresden über den Aufbau von Ladesäulen vor ihren Supermärkten schneller zum Erfolg führen. Die Stadt Dresden setzt aber nicht nur auf ausreichend viele Ladesäulen, um die Akzeptanz von E-Autos in der Bevölkerung zu erhöhen. Vorgesehen ist laut Franke auch das kostenlose Parken an Ladepunkten und auf öffentlichen Parkplätzen.

Auch bei den anderen Kooperationsfeldern ist man voran gekommen. Im Bereich Smart City hatte die Stadtverwaltung zugesagt, den kommunalen Fuhrpark schrittweise mit 35 E-Fahrzeugen von VW auszustatten. Davon wurden bislang 15 Fahrzeuge abgerufen. Zuletzt wurden zwei E-Golfs an die Feuerwehr und sieben an das Ordnungsamt übergeben. Auch das bargeldlose und schrankenlose Parken in sieben Parkhäusern ist möglich. Nicht ganz so weit wie gewünscht sind die Partner beim Knüpfen ihres Netzes von Mobilitätspunkten, kurz Mobi-Punkt. An diesen Stationen können Nutzer schnell zwischen umweltverträglichen Verkehrsformen Fahrrad, Carsharing, Elektroauto und Öffentlicher Personennahverkehr wechseln. 76 solcher Mobilitätspunkte sind vereinbart. Seit September 2018 gibt es den ersten am Pirnaischen Platz, der zweite wurde in diesem Monat vor der Gläsernen Manufaktur errichtet. Robert Franke, der ab Mai kommissarisch das Dresdner Straßentiefbauamt übernimmt, will den Aufbau der Mobi-Punkte beschleunigen. Bis 2022 sollen mehr als 30 entstehen. Verantwortlich sind die Dresdner Verkehrsbetriebe.

Ein großer Erfolg ist der Future Mobility Inkubator, der in der Gläsernen Manufaktur eingerichtet wurde. Ihn haben bislang 17 Startups durchlaufen, die an Mobilitätslösungen der Zukunft arbeiten. „Mit zehn Startups arbeiten wir immer noch zusammen“, erklärt Krebs. Vier erhielten für die Zeit nach dem Inkubator rund 165.000 Euro aus der Innovationsförderung der Stadt Dresden, um ihre Ansätze in Dresden umzusetzen, ergänzt Franke. Die Landeshauptstadt kümmert sich um die Unterbringung der jungen Gründer, die inzwischen aus ganz Europa kommen. Ein Partner ist dabei das „The Student Hotel“.

Aber auch beim Thema Forschung gibt es Fortschritte. So hat VW eine neue Forschungs- und Entwicklungseinheit mit 25 Mitarbeitern nach Dresden geholt, die grenzüberschreitend Fahrerassistenzsysteme erprobt. Prototypen und Vorserienfahrzeuge werden über die Grenze nach Prag oder Breslau gefahren, um zu testen, ob sich die Assistenzsysteme automatisch umschalten und zum Beispiel im Display die zugelassene Höchstgeschwindigkeit für Polen und Tschechien anzeigen. In Vorbereitung ist ein neues Software-Entwicklungszentrum, in dem IT-Experten an Software-Lösungen für die Automobilfabrik 4.0 tüfteln sollen. Das neue Zentrum soll in sechs bis acht Wochen aus der Taufe gehoben werden. Dann wollen die Stadt Dresden und VW Sachsen eine neue Kooperationsvereinbarung 2.0 beschließen, in der die weiteren Schritte der Zusammenarbeit festgeschrieben werden. Schwerpunkte sollen 5G-Anwendungen und Mensch-Roboter-Kooperationen sein.

Die Marke VW hat sechs Partnerschaften mit deutschen Städten angestoßen, um die Deutschen für die Elektromobilität zu begeistern. „Die Kooperation mit Dresden ist einer der ambitioniertesten und erfolgreichsten. Wir sind hochzufrieden“, betont Krebs. 

 

Von Nora Miethke

Foto: © imago images / Sven Ellger

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