Wer will schon fleißige Waschfrauen sehen? Die Plackerei ist normalerweise nix fürs mitfühlende Auge, aber zum Glück gibt es die ja kaum noch. Auch in der Kamenzer Textilreinigung GmbH jedenfalls dominieren mittlerweile modernste Maschinen – zumeist IT-gesteuert. Nur die letzte Bügelfalte auf der Knopfleiste wird wohl auch noch in 100 Jahren von Hand geplättet werden müssen …
Danilo Mark führt den Betrieb seit 2006, mit gerade mal 22 Jahren hatte er damals das Geschäft vom Vater übernommen. Seit 1954 gibt es die Firma in Kamenz. Damals wurde aus einer Schnapsbude eine Dampfwäscherei, die hier entstand. „Das Handwerk lebt in mir in dritter Generation, und die nächste wurde ja im vergangenen Jahr geboren“, sagt der 36-jährige, frisch gebackene Familienvater. Und nach allem, was man aus der Ecke Fichtestraße/Bernhardsweg hört, wird es die Kamenzer Textilreinigung noch lange geben. Und das ist angesichts des harten Verdrängungswettbewerbes in der Branche nun wirklich keine Selbstverständlichkeit.
Die Energie kommt vom Dach
„Das Wäschereigewerbe ist ein ständiger Veränderungsprozess“, sagt Danilo Mark. Vor der Wende habe man drei Tonnen am Tag gewaschen – mit 100 Leuten. Heute habe er 45 Angestellte, zumeist Frauen, die aber sieben Tonnen reinigen. „Und dies viel umweltfreundlicher und außerdem in viel höherer Qualität.“ Das alles setzt den Einsatz modernster Maschinen voraus. Sie arbeiten in geschlossenen Kreisläufen, was auch für die Gesundheit der Mitarbeiter wichtig ist. Die Energie für den Reinigungsprozess komme maßgeblich vom Dach, also von der Sonne. Es werde mit Wärmetauscher gearbeitet, das verbrauchte Wasser vor Ort aufbereitet und der Einsatz von Waschmittel und Bleiche immer weiter reduziert. Zum Beispiel durch eine UV-Licht-Behandlung des Wassers. „Den Anlagenanbau dafür habe ich selbst entwickelt. Das spart enorm.“
Danilo Mark ist ein Tüftler vor dem Herrn. Der gesamte Wasch- und Trocknungsprozess ist computergesteuert. Und die Programmierung macht er selbst – als Einzelunternehmer der eigenen Firma Comtek-Networks. Und dass mittlerweile 99 Prozent des gesamten Rechnungswesens digitalisiert sind, versteht sich da natürlich von selbst.
Alles ist freilich kein Selbstzweck, sondern dem Erfolg der Unternehmung untergeordnet. Etwa 2,6 Millionen Umsatz macht die Kamenzer Textilreinigung auch zu einem interessanten Steuerzahler in der Stadt. Aber noch mehr zu einem wichtigen Partner in Sachen Reinigungsservice, der über die Kommune weit hinausweist. „Wir haben einen Einzugsradius von etwa 80 Kilometern. Der ist für uns gut händelbar, weil es natürlich keinen Sinn macht, schmutzige oder gesäuberte Wäsche endlos über Autobahnen zu kutschieren.“
Zum 1. Februar hat man den Auftrag für sieben größere Altenheime an Land gezogen, was 13 Tonnen Wäsche im Monat ausmacht. Und am 1. Juni kommen weitere zehn Tonnen aus fünf neuen Heimen dazu.
Aber fast noch mehr fällt der Komplettauftrag für das Bundeswehraufbereitungszentrum Prossen bei Bad Schandau ins Gewicht. „Ab der kommenden Woche steigern wir die Leistung von derzeit zwei auf später 20 Tonnen pro Monat.“ Dabei kommt den Kamenzern das erworbene Know-how zugute. „Früher wurde die schweineteure Daunenjacke weggeworfen. Heute reinigen wir sie, obwohl dies laut Etikett eigentlich unmöglich ist.“
Etwas ist auf der Strecke geblieben
Die Kamenzer Wäscherei hat etwa 1.000 Kunden, darunter Kitas, Hotels, Arztpraxen und Werkstätten. Es wird zweischichtig gearbeitet, was auch mit Blick auf die neuen Aufträge allerdings immer schwieriger wird. „Wir suchen händeringend Mitarbeiter“, sagt Danilo Mark. Erste Interessenten haben sich gemeldet, so der Inhaber. Es könnten mehr sein, aber da wirken wohl noch Image-Irrtümer mit. „Wir zahlen zuverlässig, und die Arbeit hat sich deutlich verändert“, sagt der Chef und weist auf die Raumklima-Anzeige. „Früher hat es aus allen Knopflöchern gedampft. Heute haben gerade mal 35 Prozent Luftfeuchtigkeit.“ Und im Sommer zum Beispiel werde mit Umluft klimatisiert. Die Tätigkeiten jedenfalls sind einfach. „Jeder, der ein Smartphone bedienen kann, kommt auch mit unseren Maschinen klar.“
Ein Service der Kamenzer Textilreinigung freilich ist auf der Strecke geblieben. „Wir haben uns von der Bevölkerungswäsche verabschiedet.“ Tischdecken, Bettlaken oder Handtücher für Privathaushalte sind der Automatisierung zum Opfer gefallen. „Unsere Maschinen sind mittlerweile viel zu groß dafür“, sagt Mark. Und verweist auf die Ausleihe. Die gibt es noch …
Von Ina Förster
Foto: © René Plaul