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Kreischaer Anlagenbauer denkt über Umzug nach

Die Firma J+P Maschinenbau will ihre Produktion ausbauen. Doch in Sobrigau ist das langfristig nicht mehr möglich.

Lesedauer: 2 Minuten

Kreischa. Zackig bewegt sich der Sauggreif-Arm aus dem 3-D-Drucker in verschiedene Richtungen. Er ist Teil einer Maschine, die in Süddeutschland zum Einsatz kommen soll. Plastik-Transportbehälter für Scheibenkäse werden dann mithilfe dieser Anlage der Firma J+P Maschinenbau befüllt. „Das ist ein Bewegungstest“, sagt Ulli Jensen, der mit seiner Schwester Susanne und Schwager Frank Schicke die Geschäfte in dem Fachbetrieb im Kreischaer Ortsteil Sobrigau führt. „Über ein Display lässt sich je nach vom Kunden gewünschter Funktion und Produktionsmenge genau einstellen, wie sich der Greif-Arm bewegen soll.“

Derzeit entwickelt, testet und montiert die Firma in seiner 600 Quadratmeter großen Halle fünf Anlagen für ganz unterschiedliche Verpackungslösungen. Eine wird nach Norddeutschland geliefert. Mit ihr sollen dort bis zu 240 Schinkenpackungen pro Minute in Kartons endverpackt werden. Eine andere bleibt in Sachsen. Mit ihr werden Kartons mit Nusspäckchen befüllt. Auch ins Ausland liefern die Sobrigauer, eine der derzeit getesteten Anlage wird bald in Irland stehen und Haferflockenpackungen in Pappbehälter hieven.

Anlagen der 1992 gegründeten J+P Maschinenbau GmbH stehen mittlerweile auf jedem Kontinent, sie füllen und stapeln Kartons mit zirka 100 bis 5 000 Gramm schweren Verpackungen. Die Behälter findet man in vielen Einkaufsmärkten.

Das Know-how der Sobrigauer Spezialisten ist gefragt. Etwa 30 Anlagen werden pro Jahr ausgeliefert. Der Umsatz ist zuletzt um 1,5 Millionen Euro auf rund neun Millionen Euro gestiegen. Wahrnehmung und Marktpräsenz haben sich Jensen zufolge stetig erhöht. Rund 60 bis 70 Prozent der Maschinen werden an Kunden im Bundesgebiet geliefert. Unternehmen in Osteuropa werden als Partner ebenfalls immer interessanter für den Familienbetrieb. Nun denkt die Geschäftsführung von J+P Maschinenbau über einen Umzug nach.

„So wie es jetzt läuft, können wir noch fünf Jahre an diesem Standort weitermachen“

Der Ausbildungsbetrieb würde gerne seine Kapazitäten erhöhen. Doch ein weiterer Hallenneubau zur Anlagenmontage sei schlichtweg nicht machbar am jetzigen Standort in Sobrigau, direkt an der Stadtgrenze zu Dresden.

Der Platz auf dem Areal an der Straße Am Berg sei ausgereizt. Außerdem werde der für große Lkw fast schon zu schmale und teils nur gepflasterte zu Dresden gehörende Zufahrtsweg aus dem Lockwitzgrund hinauf sicherlich nicht mehr ausgebaut. „Die Zahl täglich passierender Fahrzeuge ist wohl zu niedrig“, bedauert Jensen. Daher will das Unternehmen nun eine Art Zehn-Jahres-Plan aufstellen. Darin soll nach einer Analyse geklärt werden, welche Kapazitäten nötig werden und inwiefern ein Umzug Sinn hat. „Vielleicht wird der jetzige Standort unser Entwicklungszentrum und die Montage zieht in einen Neubau irgendwo anders hin, möglichst in der Region“, erklärt Jensen. Aber man müsse auch an die Mitarbeiter denken, von denen einige in Kreischa wohnen und teilweise mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen.

Zwar hat sich die Zahl der Beschäftigten allein in diesem Jahr von 56 auf 61 Mitarbeiter erhöht, trotzdem sucht J+P Maschinenbau noch weitere Fachkräfte – vor allem für die Bereiche Programmierung und Montage. Zuletzt hat der Fachbetrieb Quereinsteiger eingestellt, unter anderem einen Dachdecker. „Er macht sich gut“, sagt Jensen. Doch der 41-Jährige macht sich eben Gedanken, was die Firmenzukunft betrifft.

Steigende Umsätze und Zahl der Aufträge stehen Fachkräftemangel und zunehmenden Platzproblemen gegenüber. Zwei Millionen Euro hatten die Anlagenbauer in ihre neue Halle investiert, die sich seit der Inbetriebnahme 2015 an die erste Produktionsstätte anschließt, aber nach Fehlern eines Planungsbüros erst vor einem Jahr tatsächlich komplett eingerichtet war.

Die Gesamtfertigungsfläche wurde auf 2 000 Quadratmeter verdoppelt. Doch das reicht auf absehbare Zeit nicht mehr. „Wir schauen uns auf jeden Fall nach Alternativen um“, erklärt Jensen. Bis ihr Zukunftsplan steht, versuchen die Sobrigauer über Optimierungsprozesse bei Lagerung, Entwicklung und Montage im Betrieb etwaige Umsatzeinbußen zu verhindern. Denn wer verzichtet schon gern auf Aufträge?

 

Von Stephan Klingbeil

Bildquelle: Karl-Ludwig Oberthür

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