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Lahmes Internet stört Kundenkontakt

Die Agrartechnik Sachsen setzt auf den Fortschritt. Doch sie wird ausgebremst. Das hat nichts mit ihren Produkten zu tun.

Lesedauer: 3 Minuten

Ohne sie würde so mancher Landwirt während der Erntezeit verzweifeln. Denn die Firma Agrartechnik Sachsen an der Straße zwischen Döbeln und Leisnig verkauft nicht nur landwirtschaftliche Maschinen, sondern repariert, wartet und pflegt sie auch. Seit 25 Jahren gibt es die Niederlassung am Standort in Großweitzschen. Landrat Matthias Damm (CDU) nutzte den Kommunaltag, um dieses Unternehmen zu besuchen. Er erfährt, dass die Internetanbindung sehr schlecht ist. Zurzeit liegen nur fünf bis sechs Megabit pro Sekunde an. „Das ist viel zu wenig und behindert uns in der täglichen Arbeit“, so Geschäftsführer Dr. Marcus Bertelsmeier.

Agrartechnik Sachsen hat acht Niederlassungen. Die müssten ständig in Kontakt stehen, um Informationen auszutauschen. „Wir bestellen Ersatzteile über das Internet bei unseren Zulieferern, müssen bei Garantieleistungen unter anderem Fotos schicken oder Informationen an unsere Kunden weitergeben“, sagte der Geschäftsführer. Auch weil die Maschinen immer komplexer und komplizierter würden, sei der Input aus dem Internet notwendig. „ Ist ein Update der Computer notwendig, erfolgt das in der Nacht. Sonst wären wir tagsüber nicht arbeitsfähig“, so Bertelsmeier.

Bürgermeister Jörg Burkert (parteilos) stellte eine Besserung in Aussicht. Es gebe zwei Bieter, die bestimmte Gebiete der Gemeinde Großweitzschen und Ostrau erschließen wollen. „Es hat schon ein Bietergespräch gegeben. Nun haben die Firmen bis Mitte März Zeit, ihr Angebot anzupassen“, sagte Burkert. Er hofft auf eine zügige Erschließung der Regionen, für die kein Unternehmen eine Eigenausbauerklärung abgegeben hat und in denen an den Grundstücken weniger als 30 Megabit pro Sekunde anliegen. Diese Gebiete sind für die Unternehmen wenig attraktiv. Deshalb unterstützen der Bund und das Land diesen Ausbau zu 100 Prozent. Auf dem Wunschzettel der Firma Agrartechnik steht auch ein Anschluss an die zentrale Gasleitung.

Als vor 25 Jahren auf dem Gelände des Agro-Chemischen-Zentrums direkt an der Straße von Döbeln nach Großweitzschen eine Niederlassung der Agrartechnik Sachsen entstand, spielte das Internet noch keine Rolle. Armin Kunze war von Anfang an dabei. Der Betriebsleiter ist zwar im Ruhestand, doch so richtig loslassen kann er noch nicht. Kunze kann sich noch gut erinnern, wie alles begann. „Der Bungalow, der auf dem Gelände des ehemaligen Agrar-Flughafens stand und als Bürogebäude diente, glich eher einem Gartenhaus als einem Firmengebäude.“ Was sich daraus und aus dem Gelände unter der Geschäftsführung von Bernhard Bertelsmeier und nun seinen Söhnen entwickelt hat, kann sich sehen lassen.

Der Standort hat sich seit der Firmengründung stetig weiterentwickelt. 1996 entstand ein neues Gebäude, drei Jahre später wurden die Waschplatte und eine Unterstellhalle für die landwirtschaftlichen Maschinen gebaut. Mit dem erneuten Um- und Neubau haben sich am Standort Großweitzschen die Bedingungen für die Mitarbeiter wesentlich verbessert. Auch ein Schulungsraum ist entstanden. Die Technik kann auf einem großen Areal präsentiert und die Arbeitsabläufe optimiert werden.

„Seit über vier Jahren führen wir das Unternehmen in zweiter Generation. Insgesamt haben wir an allen acht Standorten etwa 150 Mitarbeiter und einen Umsatz von 50 Millionen Euro“, sagte Marcus Bertelsmeier, der mit seinem Bruder Ralph die Geschäfte vom Stammsitz in Ebersbach bei Dresden führt. Im Einsatz ist das Unternehmen im Raum Sachsen und im südlichen Brandenburg Es vertraut auf sieben bis acht starke Marken bei den landwirtschaftlichen Maschinen. Gülletechnik sei ein großes Thema, so Bertelsmeier.

Am Standort in Großweitzschen arbeiten 20 Mitarbeiter und fünf Auszubildende für den Beruf des Landmaschinenmechatronikers – 21 sind es im gesamten Unternehmen. Die Theorie erhalten die Lehrlinge im ersten Jahr in Döbeln. Ab dem zweiten Lehrjahr sind sie dann bis zum Ende der Lehrzeit, die dreieinhalb Jahre beträgt, in Grimma. Praktische Dinge, die es im Unternehmen nicht gibt, zum Beispiel das Schweißen, erlernen die Jugendlichen während eines Praktikums in Chemnitz. „Wenn es um den Nachwuchs geht, sind wir ständig am Ball. Wir arbeiten mit Schulen, auch denen aus Döbeln, zusammen und sind auf der Ausbildungsmesse präsent“, sagte Marcus Bertelsmeier. Es gebe zudem eine Kooperation mit der Berufsakademie in Dresden, der Fachschule in Freiberg Zug, der HTW in Pillnitz und der Technischen Universität Dresden. 

Sechs der sieben Lehrstellen sind besetzt. Die Handwerkskammer Dresden hat das Unternehmen vor vier Jahren als vorbildlichen Lehrbetrieb ausgezeichnet. „Wir versuchen, die Lehrlinge nach der Ausbildung zu halten. Denn wir bilden für unseren eigenen Bedarf aus. Wir bieten Weiterbildungen oder die Meisterschule an“, sagte Marcus Bertelsmeier. Der Beruf des Landmaschinenmechatronikers sei nie langweilig, sondern eher spannend, die Technik sei auf dem neuesten Stand und jeden Tag gibt es andere Aufgaben.

 

Von Sylvia Jentzsch

Foto: © Dietmar Thomas

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