Wachstum ist man am Flughafen in Leipzig gewöhnt: Seit der Eröffnung des DHL-Drehkreuzes in Schkeuditz erreicht der Frachtumschlag jedes Jahr neue Rekordwerte. Jetzt soll die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden: Deutschlands zweitgrößer Frachtflughafen investiert ab dem kommenden Jahr mehr als 200 Millionen Euro in neue Stellflächen für bis zu 36 Flugzeuge und in vier neue Rollwege. Öffentliche Gelder seien für den Ausbau aber nicht notwendig, kündigte Johannes Jähn, Vorstand der Mitteldeutschen Flughafen AG, am Mittwoch in Leipzig an. Die Investitionen sollen sich vielmehr durch Erlöse, Pacht und Vermietung der Areale refinanzieren. „Wo Warenströme fließen, entsteht Wertschöpfung“, betonte Jähn. „Der Flughafen ist damit ein Treiber der Wirtschaftsregion.“
Bisher bietet das Flug-Vorfeld am DHL-Standort im südlichen Bereich des Flughafens schon Platz für 60 Flugzeuge. Der Ausbau der Abstellkapazitäten sei jetzt nötig, um dem seit 2007 ständig boomenden Frachtaufkommen weiter Rechnung zu tragen. Außerdem müsse Platz für noch größere Flugzeuge geschaffen werden: Derzeit wird die am Standort Leipzig stationierte Flotte um fünf Großraumflieger vom Typ Airbus A 330 auf 36 Flugzeuge aufgestockt. Die fünf 50-Tonnen-Frachter wurden gerade von Etihad Airways in den Vereinigten Arabischen Emiraten gekauft.
Paketflut steigt weiter
Mindestens 67 Hektar sollen nun zusätzlich bebaut werden, kündigte Markus Otto für den DHL-Konzern an. Die Post-Tochter geht nach seinen Worten in den kommenden 15 Jahren noch mal von einer Verdoppelung der Paketmengen aus: Schon jetzt wickelt DHL rund 350 000 Sendungen in jeder Nacht ab. Bis zum Jahr 2032 könnten es nach internen Prognosen bis zu 800 000 Sendungen sein, kündigte Otto an. Getragen werde die Hochkonjunktur vor allem durch den weltweit zunehmenden E-Commerce-Handel. Seit 2007 hat sich das Frachtaufkommen in Leipzig mehr als verzehnfacht und verzeichnet weiter ein überproportionales Wachstum.
Der künftige Aufwuchs bedeute zwar eine deutliche Zunahme der Flüge in Schkeuditz, aber keine Verdoppelung der Starts und Landungen mehr, so Otto. Die eingesetzten Flugzeuge würden auch zunehmend größer und könnten daher mehr Fracht transportieren. Auch für die Nutzung der Rollbahn im Norden des Flughafens würden jetzt Voraussetzungen geschaffen. Mit den Anwohnern und der Öffentlichkeit wolle man schon vor dem offiziellen Genehmigungsverfahren ins Gespräch kommen, um mögliche Probleme und Fragen der Bürger zu besprechen, betonte Otto. Außerdem würden umfangreiche Gutachten eingeholt. Der Genehmigungsantrag soll dann Anfang nächsten Jahres bei der Landesdirektion gestellt werden. Neben dem DHL-Ausbau will der Flughafen ab nächstem Jahr auch zweistellige Millionensummen in weitere Projekte stecken: So soll an der Autobahn A14 am Flughafen eine neue Tank- und Rastanlage aus dem Boden gestampft werden. Die üblichen Forschungen der Archäologen auf dem Gelände laufen schon, ab Frühjahr sollen die Bauarbeiten richtig beginnen, so Jähn. Zudem soll am Airport ein sogenanntes Leercontainer-Terminal für Bahncontainer entstehen. Bereits jetzt würden rund 200 000 Tonnen Container-Fracht von der Bahn pro Jahr umgeschlagen, berichtete Flughafen-Geschäftsführer. Darüber hinaus soll gleich neben dem Flughafen-Gebäude ein 3 600 Quadratmeter großer Wartungshangar für Kleinflugzeuge entstehen. Auch speziell gesicherte Parkflächen für Lkw sind geplant. Parallel zum Vorfeld-Ausbau will DHL bis 2020 ein Flugsimulatoren-Zentrum für 25 Millionen Euro bauen, um die Pilotenausbildung am Standort auszuweiten.
Eine positive Bilanz verzeichnet der Flughafen voriges Jahr auch beim chronisch dahin dümpelnden Passagieraufkommen: 2017 zählte Leipzig/Halle fast 2,4 Millionen Fluggäste, knapp acht Prozent mehr als 2016. Dresdenweiter zur Lokalausgabe Dresden zählte parallel rund 1,71 Millionen Fluggäste. Der Ausbau der DHL-Abstellkapazitäten für Flugzeuge am Drehkreuz sei nun auch erforderlich, weil die Kapazitäten dank der allgemeinen Verkehrsentwicklung in Spitzenzeiten ausgelastet seien, sagte Jähn. Dass die seit Jahren brachliegenden Flächenreserven jetzt erschlossen werden könnten, sei ein maßgeblicher Standortvorteil des Airports.
Von Sven Heitkamp
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