Von Tobias Winzer
Im seit Monaten andauernden Arbeitskampf zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der City-Bahn Chemnitz eskaliert der Streit. City-Bahn-Geschäftsführer Friedbert Straube wirft der Gewerkschaft Falschaussagen und Täuschungen der Bahnkunden vor.
Hintergrund ist der am Montagmorgen um 6 Uhr beendete 13. GDL-Streik bei der City-Bahn. Laut einer Mitteilung der City-Bahn sind dadurch auf den Linien C11 und C14 auch Schülerzüge ausgefallen. „Dies war absehbar, hatte doch die GDL gestern das Ende des Streiks für heute 6 Uhr angekündigt. Eine schriftliche Intervention der City-Bahn, dass der Schülerverkehr nur ordnungsgemäß rollen kann, wenn der Streik bereits 5.10 Uhr beendet wird, hatte die GDL unbeantwortet gelassen“, heißt es.
Chef der City-Bahn: „GDL täuscht Schüler und Eltern“
Für Unmut sorgt bei der City-Bahn offenbar eine von der GDL verbreitete Mitteilung unter dem Titel „GDL nimmt Rücksicht auf Schülerverkehre“. Der City-Bahn geht es vor allem um folgende Formulierung: „Bildung ist ein hohes Gut und wird nicht durch Streiks der GDL beeinträchtigt.“ Ein solcher Satz findet sich zwar nicht in der am Sonntag per E-Mail veröffentlichten GDL-Pressemitteilung, dafür aber in der Online-Version der Mitteilung.
City-Bahn-Geschäftsführer Straube sagt: „Die GDL macht das Gegenteil dessen, was sie ankündigt. Sie hat unseren Hinweis ignoriert und täuscht Schüler und Eltern, die die City-Bahn nicht nutzen konnten, um rechtzeitig in die Schule zu gelangen.“
Rund 1.800 Kinder und Jugendliche nutzen laut Bahnbetreiber von montags bis freitags die Linien der City-Bahn, um in die Schule oder von dort nach Hause zu kommen. Das Arbeitsgericht Chemnitz verhandelt am Mittwoch über den Antrag auf einstweilige Verfügung der City-Bahn. Mit dem Antrag will das Verkehrsunternehmen den sicheren Schülerverkehr auf seinen Linien durchsetzen – trotz möglicher GDL-Streiks.
Weselsky: „Weg jederzeit frei für Verhandlungen“
Die Lokführergewerkschaft GDL will bei der City-Bahn eine 35-Stunden-Woche erzwingen – so wie bei anderen Eisenbahnunternehmen. Deswegen überzieht sie das kommunale Unternehmen seit Wochen immer wieder mit Streiks.
„Alle Eisenbahnverkehrsunternehmen in Sachsen, die Tarifverträge mit der GDL abgeschlossen haben, haben in ihren Tarifverträgen auch eine stufenweise Absenkung auf die 35-Stunden-Wochegeregelt“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Es muss also nicht sein, dass die Streiks, die nicht nur den Schülerverkehr, sondern alle Menschen in der Region betreffen und durch die sinnlos Steuergelder verbrannt werden, fortgesetzt werden.“ Sobald ein verhandlungsfähiges Angebot auf Marktniveau, inklusive der Arbeitsabsenkung auf dem Tisch liege, sei der Weg jederzeit frei für Verhandlungen.