Ein Traktor fährt über den Acker, neben ihm mehrere kleine Maschinen, die wie von Geisterhand gesteuert werden und ebenfalls das Feld bearbeiten. Science Fiction, Zukunftsvision oder doch bald Realität? Letzteres, sagt die Lommatzscher Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP).
Denn diese Feldschwarmtechnologie ist Bestandteil eines digitalen Projektes des Freistaates Sachsen. Das Gebiet der Lommatzscher Pflege gehört dabei zur Testregion. „Durch die Feldschwarmtechnologie soll der Umwelt- und Klimaschutz verbessert werden, da zukünftig punktgenau die Teilfläche und sogar die Pflanze im Mittelpunkt der Arbeit stehen werden“, so Anita Maaß, die auch Vorsitzende des Fördervereins Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege ist.
Unter Leitung der Technischen Universität Dresden wird das Projekt „Landnetz“ gestartet. Hier soll ein 200 Quadratkilometer großes 5G-Experimentierfeld für die Land- und Forstwirtschaft, insbesondere auch für den Obst- und Weinbau, errichtet werden. In dem Experimentierfeld werden innovative digitale Technologien und neu entwickelte Landtechnik für die Land- und Forstwirtschaft Hand in Hand mit Betrieben in der Region gehen.
Das Projekt erforscht, was Digitalisierung für Land- und Forstwirtschaft, aber auch für den ländlichen Raum genau bedeutet und welche Potenziale mithilfe einer flächendeckenden Netzabdeckung erschlossen werden können. Profitieren werden aber auch die Kommunen der Region.
In den nächsten vier Jahren soll im Gebiet zwischen dem landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsgut Köllitzsch und dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Nossen ein 5-G Testfeld aufgebaut werden. Im Zentrum des Gebietes liegt die Lommatzscher Pflege.
Die Projekte gehen in zwei Richtungen. So soll eine 5G-Kommuniktionsstruktur in der landwirtschaftlichen Nutzung aufgebaut und getestet werden. Hierbei geht es darum, sichere private Netze im ländlichen Raum mit lokaler digitaler Infrastruktur basierend auf 5G-Technologien zu schaffen. „Für die Partnerbetriebe in der Lommatzscher Pflege wie das das Agrarunternehmen Lommatzscher Pflege, die Firma Agricon GmbH aus Ostrau oder die Deutsche Saatveredelung AG aus Käbschütztal, ist dieses Testfeld damit ein Glücksfall. Sie können ihre eigenen Anforderungen und praktischen Erfahrungen unmittelbar in die wissenschaftliche Forschung einbringen.
Für unsere Region ist die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler, Praktiker, Unternehmer und das Image als innovative Testregion mit großen Chancen für die Zukunft verbunden“, so Anita Maaß. Mit der wirtschaftlichen Ausstattung und den geplanten Projekten entstehe hier das erste und größte 5G Testfeld im ländlichen Raum. „So können wir vielleicht in den nächsten zehn bis 15 Jahren auch auf neue innovative Unternehmen in der Region hoffen und die Außenwirkung der Lommatzscher Pflege als landwirtschaftliches Kompetenzzentrum stärken“, sagt die Bürgermeisterin.
Das zweite Projektfeld widmet sich dem Aufbau digitaler Dörfer und richtet sich an die Gemeinden und Menschen der Lommatzscher Pflege. In Anlehnung eines Projektes des Fraunhoferinstituts IESE aus Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz geht es in den nächsten vier Jahren vor allem um den Aufbau digitaler Kommunikation für Bürger. „Das geht am Anfang sogar ohne 5G. Das Projekt versucht erst einmal, mit den bestehenden Internetmöglichkeiten klar zu kommen. Wir hoffen allerdings, dass sich durch das digitale Testfeld der Breitbandausbau in den beteiligten Kommunen besser und hoffentlich auch schneller realisieren lässt“, so Anita Maaß.
Konkret sollen zunächst Kommunikationsstrukturen für die kleineren Gemeinden über „Dorfpages“, also eigene verbesserte Websites, aufgebaut werden. Die aktuellen Informationen dieser Internetseiten werden mit den bereits vorhandenen Informationsmöglichkeiten auf den Internetseiten der beiden Städte Lommatzsch und Nossen sowie des Fördervereins für Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege im Projekt „Dorffunk“ automatisch verknüpft.
Ziel ist, dass jeder Bürger in der Lommatzscher Pflege aus allen Gemeinden Informationen direkt auf das Smartphone erhalten kann. Mit Filtern soll auch die Auswahl der Regionen möglich sein. Beispielsweise könnten Bürger aus der Lommatzscher Pflege auch jeweils nur die Informationen aus den unmittelbar angrenzenden Nachbarkommunen erhalten. Im „Dorffunk“ können die Menschen aber auch direkt miteinander kommunizieren.
Mit dem Projektmodul „Lösbar“, soll die direkte Kommunikation mit den Kommunalverwaltungen verbessert werden. Die Verwaltungen sollen gleichzeitig schneller über mögliche Probleme oder Gefahrenstellen, wie kaputte Spielgeräte oder defekte Straßenlampen durch die Bürger informiert werden können.
„Beide Projekte ergänzen sich hervorragend. Was hier entsteht, ist einzigartig in Europa. Sachsen ist Vorreiter bei der Digitalisierung der Landwirtschaft und wird diese Rolle weiter ausbauen“, so Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU).
Nach der vierjährigen Testphase sollte, mit geringer finanzieller Beteiligung der Kommunen, eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung der neuen Kommunikationsformen erfolgen. „Der Förderverein für Heimat und Kultur in der Lommatzscher Pflege freut sich über das digitale Testfeld und hofft auf nachhaltige positive Effekte für die gesamte Region“, so die Vorsitzende.
Von Jürgen Müller
Zeichnung: © TU Dresden, Agrarsystemtechnik