Ja, als Traditionstöpfer hat man es schwer heutzutage. Schnelllebig ist die Zeit. Die ältere Kundschaft hat bereits alles im Schrank stehen. Die Jungen kaufen zwar auch. Aber erst, wenn sie einen guten Job in der Tasche haben. „Der Trend geht wieder dahin, dass Qualität Vorrang hat. Und man etwas ausgibt für schöne Dinge. Doch der Weg dahin ist beschwerlich. Und ich muss genau diese Kundschaft erreichen“, so Frommhold. Dabei weiß der alt eingesessene Kunsthandwerker eigentlich genau, wie man die Leute bei der Stange hält. „Man muss sich schon drehen, sich auch immer wieder neu erfinden“, meint er. Ohne Online-Handel und den Mut, außergewöhnliche Dinge auszuprobieren, geht es schon lange nicht mehr. In seiner Königsbrücker Werkstatt arbeiten immerhin noch vier Angestellte plus Chef. In seiner Filiale, der Moritzburger Töpferstube direkt vor dem Schloss, sind es drei Verkäuferinnen, die in Lohn und Brot stehen. Sie alle wollen bezahlt sein. Doch er hat die Zeichen der Zeit bereits vor vielen Jahren erkannt. Zwar sind die Zeiten großer Töpfermärkte im eigenen Haus vorbei, doch das hat seinen Grund. „Vor 15 Jahren waren die Leute noch heiß auf so etwas, heute wird einem derartiges Eigenengagement nicht mehr sehr gedankt. Aufwand und Nutzen sind nicht miteinander zu vereinbaren. Und man wird nicht jünger“, sagt der 54-Jährige. Dabei fährt der Königsbrücker natürlich nach wie vor gern selbst auf ausgewählte Märkte nach Wittenberg oder Görlitz. „Am Ende ist das für mich wie ein Reinhören in die Masse. Was will der Kunde? Wie sind die Trends? Und die Käufer fassen eben immer noch gern die Ware mit eigenen Händen an“, weiß er.
Dass der Vertrieb über das Internet dennoch dazu gehört, war ihm schon frühzeitig klar. Von einigen Kollegen ist er vielleicht belächelt worden. Doch dass seine Tassen, Teller, Schüsseln und Vasen, Bier- und Eierbecher, Glocken und Übertöpfe, Teelichter, Gießkannen, Milchtöpfe und Salzstreuer, Brottopf, Stövchen und Kannen mittlerweile auf den Tischen in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich stehen, gibt ihm recht. Dazu kommt seine Umtriebigkeit in der Region. Der Verkauf am Aschenputtel-Schloss war und ist ein Glücksgriff. Hier legt Jens Frommhold richtig los, lässt seine Ideen sprühen. Vom verlorenen Keramik-Schuh über das passende Glöckchen bis neuerdings drei Ton-Haselnüssen im rustikalen Säckchen reicht das Angebot. „Hast du nichts, verkaufst du nichts“, lautet sein Slogan.
Und so tüftelt Jens Frommhold unermüdlich an neuen Produkten. Jetzt im Herbst werden seine Tischöfen gut laufen. „Kaum hat es geregnet, flatterten online Bestellungen ein“, freut er sich. Auch das neue „Töpferfeuer“ – bestens als Kerzenresteverwerter geeignet – macht sich gut in der kalten Jahreszeit. Nebenbei gibt es noch das Logik-Spiel „Dübelei“ und vieles mehr an bezaubernden Kleinigkeiten zu entdecken. Vor allem vor Weihnachten werden diese Waren laufen – mit Sicherheit auf dem Striezelmarkt und historischen Weihnachtsmarkt vor der Frauenkirche. „Hier sind wir präsent seit vielen Jahren. Noch können wir uns das Standgeld leisten“, meint er. Auch wenn die Entwicklung kritisch zu sehen sei. Dafür fertigt die Töpferei für alle sächsischen Schlösser und Burgen keramische Rohre für sämtliche Wasserspeier an. Oder stattet das Hilton-Hotel an der Münzgasse mit Gastroartikeln im Terrassenbereich aus. Oder das Schankhaus Anno Domini. Oder viele deutsche Waldorf-Kindergärten. Oder einen Geschenke-Laden auf Usedom. Jens Frommhold dreht sich. Und noch ein bisschen an der Töpferscheibe …
Von Ina Förster
Foto: Matthias Schumann