Chemnitz/Dresden. Das für das Insolvenzverfahren der Meyer Burger Germany GmbH zuständige Amtsgericht in Chemnitz hat einen vorläufigen Gläubigerausschuss des zahlungsunfähigen Solarunternehmens eingesetzt. Dort sind in der Regel die Unternehmen mit den höchsten Geldforderungen sowie staatliche Institutionen vertreten.
Der am 6. Juni ergangenen Entscheidung zufolge gehören dem Gremium an: die Ostsächsische Sparkasse Dresden, der New Yorker Finanzinvestor Whitebox Advisors, der Berliner Maschinenbauer Jonas & Redmann, die Bundesagentur für Arbeit und ein Vertreter von Meyer Burger selbst.
Der Kredit sollte bis 2027 abbezahlt sein
Dem Jahresabschluss 2022 ist zu unternehmen, dass die deutsche Produktionstochter des in der Schweiz beheimateten Konzerns vor ziemlich genau vier Jahren einen Kreditvertrag in Höhe von 125 Millionen Euro abgeschlossen hatte, „zu marktüblichen Konditionen“. Das Geld war unter Federführung der Ostsächsischen Sparkasse organisiert worden; sie nahm dafür den Schweizer Mutterkonzern sowie zwei deutsche Meyer Burger-Firmen mit Sitz in Hohenstein-Ernstthal in Mithaftung. Weitere Darlehensgeber seien eine Gruppe von Sparkassen, Förder- und Genossenschaftsbanken, heißt es in dem Jahresabschluss.
Der Kredit diente demzufolge „zur Finanzierung von Investitionen in Bitterfeld-Wolfen und Freiberg“. Für 80 Prozent des Kreditvolumens bürgen die Bundesrepublik, der Freistaat Sachsen sowie das Land Sachsen-Anhalt – also der Steuerzahler. Spätestens bis Ende Juni 2027 hätte Meyer Burger das Darlehen zurückzahlen sollen.
Als Sicherheiten dienten der Ostsächsischen Sparkasse zufolge unter anderem die Betriebsgrundstücke in Freiberg und Hohenstein-Ernstthal über eine 22,8 Millionen Euro hohe Grundschuld. Zudem verpfändete Meyer Burger Lizenzen, Patente und Marken. Der Schweizer Konzern selbst erklärte zudem, sich in der Liste der Gläubiger im Falle der Insolvenz hinten anzustellen.
Der Abschluss 2022 war am 5. Januar 2024 veröffentlicht worden. Damals hieß es noch: „Derzeit wird davon ausgegangen, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Lage der Meyer Burger-Gruppe nicht zu einer Inanspruchnahme aus den eingegangenen Haftungsverhältnissen kommt.“
Schwierigkeiten auch in der Schweiz
Dem 2023er-Abschluss der Schweizer zufolge machte der gesamte Konzern einen Verlust von 292 Millionen Euro – bei „nur“ 141 Millionen Euro Umsatz. Anfang Juni dieses Jahres nun beantragten die Tochterfirmen Meyer Burger Industries GmbH in Freiberg sowie Meyer Burger Germany GmbH in Hohenstein-Ernstthal Insolvenz. Seit Wochenbeginn trifft das auch auf die erst 2022 gegründete Meyer Burger Solar Valley GmbH in Bitterfeld-Wolfen zu.
In der Schweiz genehmigte die Börsenaufsicht derweil eine Fristverlängerung zur Vorlage des 2024er-Konzernabschlusses bis Ende dieses Jahres. Die Meyer Burger-Aktien sind vom Handel derzeit ausgesetzt.
Der gerichtlich bestimmte, vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther hatte zuvor mitgeteilt, alles zu versuchen, um neue Investoren zu finden. Er hofft, die Standorte und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Die Schweizer selbst hatten in den Monaten vor den Insolvenzanträgen vergeblich versucht, neue Geldgeber zu finden.
SZ