Gunter Pöhle erinnert sich, als sei das Ganze erst gestern gewesen. Dabei ist es zwei Jahrzehnte her. Pöhles Firma Komet wollte sich und ihre Produkte zum ersten Mal auf der Grünen Woche vorstellen. Dazu brauchten die Großpostwitzer natürlich einen Messestand. Den bekamen sie in der Länderhalle von Schleswig-Holstein. Sachsens Ernährungswirtschaft hatte damals noch keine eigene Halle, so schloss sich Komet den Norddeutschen an. Und fand sich dort gleich neben dem Eingang auf einer Standfläche wieder, die sonst keiner haben wollte. "Der Vorteil war aber: Alle mussten an Komet vorbei – und wir waren dort der einzige Eis-Anbieter", erinnert sich Geschäftsführer Gunter Pöhle.
Die Erfrischung aus der Oberlausitz mundete den Besuchern. Seitdem steht die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau jedes Jahr fest im Kalender bei der Komet Gerolf Pöhle GmbH & Co. GmbH. Ab diesem Freitag sind die Großpostwitzer einer von 1 750 Ausstellern auf dem Berliner Messegelände – so viele waren es bisher zu keiner Grünen Woche. Die Teilnehmer kommen aus 61 Ländern, und auch die Besucher sind aus aller Welt in die deutsche Hauptstadt gereist. Den Eisstand aus Großpostwitz finden sie in Messehalle 21b, wo sich 33 Unternehmen der sächsischen Land- und Ernährungswirtschaft präsentieren.
Aus der Komet-Eismaschine kommen neben der bekannten Geschmacksrichtung Vanille/Schoko in diesem Jahr auch zwei Neuheiten: Granatapfel als neuer Fruchtgeschmack und Tiramisu – keine Frucht, sondern ein Eis mit italienischem Dessertgeschmack. Aber natürlich bietet das Großpostwitzer Unternehmen neben seinem Softeis auch all die anderen Produkte an, auf deren Verpackungen der Name Komet steht: Backmischungen, Grützen, Kaltschalen, Pudding, Tortenguss und vieles mehr. Insgesamt produziert das Unternehmen mittlerweile mehr als 100 verschiedene Erzeugnisse, berichtet Gunter Pöhle, der 2001 die Nachfolge seines Vaters als Geschäftsführer antrat. – Gerolf Pöhle hatte Komet 1990 als ersten Betrieb der Branche in der DDR reprivatisiert – im April, noch vor dem Einzug der Marktwirtschaft. Damals gab es den Betrieb genau 66 Jahre.
Im Foyer des modernen Firmengebäudes zeigt Komet Erinnerungen an den Anfang des Unternehmens im Jahr 1924: Seinerzeit gründete der Bäckermeister Albert Umlauf die Firma gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Georg Pöhle, dem Großvater des heutigen Chefs. Auf einer kleinen Teigwarenpresse in einem Hinterhofgebäude in Großpostwitz stellte Komet anfangs Nudeln und andere Eierteigwaren her. In den 50er-Jahren entwickelte Gerolf Pöhle dann das Komet-Speiseeispulver, dessen Werbespots später das DDR-Fernsehen in "Tausend Tele-Tips" ausstrahlte. 1976 wurde die Sendung allerdings aus politischen Gründen eingestellt.
Das 95. Jubiläum in diesem Jahr will Gunter Pöhle nicht groß begehen – aber 2024 soll richtig gefeiert werden. Und Grund zum Feiern wird es geben, wenn sich das 25-köpfige Unternehmen weiter so erfolgreich wie in den jüngsten Jahren am Markt behauptet.
Bei Eierkuchenmehl sei Komet mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent inzwischen die Nummer eins in den ostdeutschen Bundesländern, berichtet der 55-jährige Geschäftsführer. Hoch im Kurs der Käufer stünden auch die vierzehn Sorten Kochpudding, für die Komet original DDR-Basis-Rezepturen verwendet. Sie seien der Renner im Online-Shop, in dem das Unternehmen seine gesamte Produktpalette anbietet. In den Supermärkten sei dagegen nur Platz für einige, nicht aber für alle Erzeugnisse von Komet. Die stärksten Zuwächse beim Online-Verkauf kämen übrigens aus den West-Bundesländern, berichtet Pöhle.
Das größte Plus aber machte Komet im vergangenen Jahr mit Fruchtkaltschalen. Sie blieben dank des langen und heißen Sommers bis weit in den Herbst begehrt – wie auch das Eispulver in mittlerweile 40 verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Von Tilo Berger
Foto: Uwe Soeder