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Nach dem Frost: Die Hoffnungen des Radebeuler Winzers Frédéric Fourré

Trotz der hohen Einbußen durch die Aprilfröste gibt der Winzer Frédéric Fourré aus Radebeul nicht auf. Der Landwirtschaftsminister will ihm helfen.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht den Radebeuler Winzer Frédéric Fourré, der Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther die Frostschäden im Weinberg zeigte
Diesen Blick kann ihm keiner nehmen: Der Radebeuler Winzer Frédéric Fourré (l.) zeigt Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther die Frostschäden im Weinberg am Bismarckturm. © René Plaul

Von Ulf Mallek

Radebeul. So ein traumhafter Blick auf die Stadt. Nur ganz wenigen Menschen bietet sich solch ein großartiges Panorama, wenn sie auf die Arbeit gehen. Frédéric Fourré gehört zu diesen Auserwählten. Er ist Franzose, genauer Pariser, und kümmert sich schon über 20 Jahre lang um seinen Weinanbau in Radebeul. Die drei Hektar Weinberg zwischen Bismarckturm und Spitzhaus inklusive einer zusätzlichen Flachlage in der Nähe gehören zur Spitzenlage Goldener Wagen. Hier wachsen die hochwertigsten Trauben von gesunden Rebstöcken und Fourré zaubert daraus mit seiner Kellermeisterin Spitzenweine.

Das wird jetzt schwieriger. Traurig zeigt Fourré am Montagvormittag dem sächsischen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) die zerfrorenen Triebe seiner Weinstöcke. Die Aprilfröste haben fast alles, was grün war, zerstört. Etwas Hoffnung macht Fourré das übrig gebliebene Gescheine, vielleicht kommt da ja noch was. Neue Triebe vielleicht. In der geschützten Steillage am Goldenen Waagen wäre das möglich, möglicherweise bringt es sogar noch etwas Ertrag. Die Trockenmauern haben Wärme gespeichert und den Frost dadurch etwas abgemildert. Es macht schon einen Unterschied, ob es sechs Grad unter null sind oder nur zwei.

Fourrés weitere zwei Hektar in einer Flachlage, so sagt er, sind härter getroffen worden. „Wenn wir Pech haben, ernten wir dort gar nichts dieses Jahr.“ Aber die Weinstöcke haben es überlebt und werden wieder austreiben. Die Hoffnung liegt auf dem nächsten Jahr. Und auf dem Landwirtschaftsminister. Sachsens Winzer erhoffen sich von ihm ein Nothilfeprogramm.

Minister Günther fragt aber erst einmal, wie es denn mit einer Frostversicherung aussehe. „Die haben wir nicht“, sagt Fourré. Es lohne sich nicht. Pro Hektar müsse man 2.000 Euro im Jahr bezahlen. Die erstattbare Schadenssumme sei auf 20.000 Euro pro Hektar begrenzt. Das sei auch nicht viel. Zudem gebe es eine Reihe von Auflagen wie Frostschutzkerzen, die sehr teuer sind. 5.000 Euro soll es kosten, um einen Hektar damit auszustatten. Am Ende helfen sie bei richtiger Kälte auch nicht, sagt Fourré. Der Minister nickt. Was kann man tun?

Zartes Grün an diesem Weinstock am Radebeuler Goldenen Waagen. Zarte Hoffnung für die Winzer.
© René Plaul

Erst einmal weiterarbeiten, sagt Fourré. In diesem Jahr gebe es keine Probleme, die Keller sind voll und der Wein könne verkauft werden. Nächstes Jahr kommen erst die Schwierigkeiten.

„Wir sind Sachsen und stellen sächsischen Wein her“

Das sieht der Vorsitzende des sächsischen Weinbauverbandes Felix Hößelbarth genauso. In diesem Jahr werde es einen qualitativ hochwertigen sächsischen Wein in ausreichender Menge geben. „Die Läden bleiben nicht leer, Wein ist dieses Jahr genug vorhanden.“ Erst nächstes Jahr könnte es problematisch werden. Ein Zukauf von Weinen aus anderen deutschen Anbaugebieten könne aber auch keine Lösung sein. „Wir sind Sachsen und stellen sächsischen Wein her“, so Hößelbarth. „Unsere Winzer sind findig und werden Lösungen finden, sich gegenseitig helfen.“

Er fordert ein staatliches Nothilfeprogramm ähnlich wie für die Opfer der Dürre in der Landwirtschaft im Jahr 2018. Damals wurden über 20 Millionen Euro verteilt. Allerdings erst ein Jahr später. Die lange Zeitspanne bis zur Auszahlung wäre aber dieses Mal kein Problem, so Hößelbarth, da ja die Finanzprobleme der Winzer erst im nächsten Jahr auftreten werden.

Minister Günther sieht die Ursache im Klimawandel

Minister Wolfram Günther stellt solch ein Nothilfeprogramm in Aussicht. „Wir werden unsere Winzerinnen und Winzer nicht alleine lassen in dieser katastrophalen Situation“, so Günther. Winzer benötigen eine klare Perspektive. Über die genauen Modalitäten müsse allerdings noch gesprochen werden.

Günther sieht die Ursachen für die hohen Frostschäden im Klimawandel. Er führte dazu, dass der Wein bereits im April so stark ausgetrieben hatte, und dadurch vom Frost viel mehr beschädigt wurde. Es gelte jetzt auch darüber nachzudenken, ob neue Sorten resistenter gegen Schadensereignisse sein können. Da gelte es Forschung zu betreiben. Eine Schadenssumme konnte Minister Günther nicht nennen. Der Weinbauverband geht von etwa 15 Millionen Euro aus, die Obstbauern schätzen ihre Einbußen auf 50 bis 70 Millionen Euro.

Frédéric Fourré lässt den Kopf nicht hängen. Er gibt nicht auf, sondern baut weiterhin sehr hochwertigen Müller-Thurgau, Gutedel, Morio-Muskat, Kerner, Scheurebe, Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer, Riesling und Spätburgunder vom Radebeuler Goldenen Wagen an. Er kennt das Risiko seiner Arbeit unter freiem Himmel und muss damit leben. Aber diesen traumhaften Blick kann ihm keiner nehmen.

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